Rezension zu Dreikönigsmord von Bea Rauenthal
Unter einem Zeitreisekrimi verstehe ich etwas anderes ...
von Ascari0
Kurzmeinung: Als Mittelalterkrimi geht "Dreikönigsmord" in Ordnung, trotzdem gab es für meinen Geschmack zu viele Ungereimtheiten ...
Rezension
Ascari0vor 9 Jahren
"Dreikönigsmord" von Bea Rauenthal wird vom Verlag als sogenannter Zeitreisekrimi beworben - und da ich das Thema Zeitreisen schon immer faszinierend fand, konnte ich jetzt einfach nicht anders, als meiner Neugier nachzugeben :). Das Hörbuch gibt es leider nur als gekürzte Fassung, da ich das Original aber nicht kenne, kann ich nicht beurteilen, was für die Hörfassung alles entfernt wurde.
Josepha "Jo" Weber und Lutz Jäger, zwei Kommissare aus Ebersheim, werden zu einer Leiche in ein Kloster gerufen. Vor Ort stellt sich heraus, dass der Tote bereits mehrere Jahrhunderte begraben war, also kein Fall für die zwei. Ein wenig später haben beide zusammen einen Autounfall und als sie wieder zu sich kommen, befinden sie sich im Jahr 1380 und der Tote entpuppt sich als junger Mann, der mit einem Messer erstochen wurde. Jo und Lutz sind nun gezwungen, ohne moderne technische Hilfsmittel herauszufinden, wer den Jungen umgebracht hat, ansonsten kommen sie nicht in ihre eigene Zeit zurück.
Ich bin mir nicht so sicher, ob der Begriff "Zeitreisekrimi" hier wirklich gerechtfertigt ist. Die Zeitreise nimmt in dem Roman eigentlich nur einen kleinen Anteil ein und ist nur Mittel zum Zweck, einen Krimi im Mittelalter mit zwei Personen zu erzählen, die mit den Ansichten und Vorstellungen des 21. Jahrhunderts aufgewachsen sind.
Anfangs brauchte ich etwas Zeit, mich an die Stimme Dana Geisslers zu gewöhnen. Sehr oft klingt sie relativ streng, fast schon unfreundlich, obwohl sie es perfekt versteht, den unterschiedlichen Charakteren eine bestimmte Stimmlage zu verleihen. Nach der ersten Stunde hatte ich mich an ihre Sprechweise gewöhnt, aber zu meinen Lieblingssprechern wird sie wohl nicht werden.
Der Krimi startet eher bedächtig und ruhig, wie man es auch von vielen anderen Mittelalterkrimis kennt, allerdings sind mir hier ein paar Dinge aufgefallen, die ich merkwürdig fand. Jo und Lutz erwachen nämlich in den Körpern von anderen Personen, die aber zufälligerweise denselben Namen wie sie selbst tragen? Und sie haben auch keinerlei Probleme, die Leute jener Zeit zu verstehen und sich mit ihnen zu unterhalten? Wenn mich mein Geschichtsunterricht nicht ganz im Stich lässt, hat es doch um diese Zeit in Deutschland noch gar keine einheitliche deutsche Sprache gegeben ...
Befremdlich fand ich auch, dass Jo in der Rolle einer Tuchhändlerswitwe bei den Ermittlungen am Anfang gleich zweimal betont, dass sie auf ihren Ruf achten soll - einige Zeit später geht sie ungeniert in ein Männerbordell und unterhält sich dort mit einem "Lustknaben"? Ruiniert so etwas nicht den Ruf einer angesehenen Dame?
Und eine dritte Sache hat mir auch nicht so gut gefallen: An mehr als einer Stelle geben beide zu, dass sie aus einer Zeit, aus einer fernen Zukunft stammen - und die Leute reagieren entweder ungläubig oder lassen sich nach einem "Beweis" (Jo entwaffnet jemanden mit Aikido) recht leicht überzeugen? Der Vorwurf der Hexerei taucht schlussendlich schon auf, aber eigentlich erst sehr spät - und nicht wegen der Magie, die Zeit zu überwinden ...
Die Geschichte fesselte mich aber immerhin genug, dass ich am Ende wissen wollte, wer derjenige ist, der für die Morde (Ja, im Lauf der Geschichte geschehen noch weitere Morde) verantwortlich ist. Die Auflösung kommt dann relativ rasch, selbst das Motiv des Mörders wird ohne große Ankündigung präsentiert - irgendwie schade, denn Hinweise darauf gab es eigentlich nicht und so konnte man eigentlich nur raten, ob genau diese Person etwas mit den Morden zu tun haben würde oder nicht.
Den Roman als Zeitreisekrimi zu bezeichnen, ist meiner Meinung nach zu hoch gegriffen. Als Mittelalterkrimi ist das Hörbuch unterhaltsam, wenn die Geschichte auch einige Ungereimtheiten aufweist, mit denen ich mich nicht so richtig anfreunden konnte.
An dieder Stelle möchte ich ausnahmsweise ein Buch empfehlen, das meiner Meinung nach den Titel "Zeitreisekrimi" deutlich mehr verdient hat: "Der Funke des Chronos" von Thomas Finn.
Zum Inhalt:
Josepha "Jo" Weber und Lutz Jäger, zwei Kommissare aus Ebersheim, werden zu einer Leiche in ein Kloster gerufen. Vor Ort stellt sich heraus, dass der Tote bereits mehrere Jahrhunderte begraben war, also kein Fall für die zwei. Ein wenig später haben beide zusammen einen Autounfall und als sie wieder zu sich kommen, befinden sie sich im Jahr 1380 und der Tote entpuppt sich als junger Mann, der mit einem Messer erstochen wurde. Jo und Lutz sind nun gezwungen, ohne moderne technische Hilfsmittel herauszufinden, wer den Jungen umgebracht hat, ansonsten kommen sie nicht in ihre eigene Zeit zurück.
Meine Meinung:
Ich bin mir nicht so sicher, ob der Begriff "Zeitreisekrimi" hier wirklich gerechtfertigt ist. Die Zeitreise nimmt in dem Roman eigentlich nur einen kleinen Anteil ein und ist nur Mittel zum Zweck, einen Krimi im Mittelalter mit zwei Personen zu erzählen, die mit den Ansichten und Vorstellungen des 21. Jahrhunderts aufgewachsen sind.
Anfangs brauchte ich etwas Zeit, mich an die Stimme Dana Geisslers zu gewöhnen. Sehr oft klingt sie relativ streng, fast schon unfreundlich, obwohl sie es perfekt versteht, den unterschiedlichen Charakteren eine bestimmte Stimmlage zu verleihen. Nach der ersten Stunde hatte ich mich an ihre Sprechweise gewöhnt, aber zu meinen Lieblingssprechern wird sie wohl nicht werden.
Der Krimi startet eher bedächtig und ruhig, wie man es auch von vielen anderen Mittelalterkrimis kennt, allerdings sind mir hier ein paar Dinge aufgefallen, die ich merkwürdig fand. Jo und Lutz erwachen nämlich in den Körpern von anderen Personen, die aber zufälligerweise denselben Namen wie sie selbst tragen? Und sie haben auch keinerlei Probleme, die Leute jener Zeit zu verstehen und sich mit ihnen zu unterhalten? Wenn mich mein Geschichtsunterricht nicht ganz im Stich lässt, hat es doch um diese Zeit in Deutschland noch gar keine einheitliche deutsche Sprache gegeben ...
Befremdlich fand ich auch, dass Jo in der Rolle einer Tuchhändlerswitwe bei den Ermittlungen am Anfang gleich zweimal betont, dass sie auf ihren Ruf achten soll - einige Zeit später geht sie ungeniert in ein Männerbordell und unterhält sich dort mit einem "Lustknaben"? Ruiniert so etwas nicht den Ruf einer angesehenen Dame?
Und eine dritte Sache hat mir auch nicht so gut gefallen: An mehr als einer Stelle geben beide zu, dass sie aus einer Zeit, aus einer fernen Zukunft stammen - und die Leute reagieren entweder ungläubig oder lassen sich nach einem "Beweis" (Jo entwaffnet jemanden mit Aikido) recht leicht überzeugen? Der Vorwurf der Hexerei taucht schlussendlich schon auf, aber eigentlich erst sehr spät - und nicht wegen der Magie, die Zeit zu überwinden ...
Die Geschichte fesselte mich aber immerhin genug, dass ich am Ende wissen wollte, wer derjenige ist, der für die Morde (Ja, im Lauf der Geschichte geschehen noch weitere Morde) verantwortlich ist. Die Auflösung kommt dann relativ rasch, selbst das Motiv des Mörders wird ohne große Ankündigung präsentiert - irgendwie schade, denn Hinweise darauf gab es eigentlich nicht und so konnte man eigentlich nur raten, ob genau diese Person etwas mit den Morden zu tun haben würde oder nicht.
Mein Fazit:
Den Roman als Zeitreisekrimi zu bezeichnen, ist meiner Meinung nach zu hoch gegriffen. Als Mittelalterkrimi ist das Hörbuch unterhaltsam, wenn die Geschichte auch einige Ungereimtheiten aufweist, mit denen ich mich nicht so richtig anfreunden konnte.
An dieder Stelle möchte ich ausnahmsweise ein Buch empfehlen, das meiner Meinung nach den Titel "Zeitreisekrimi" deutlich mehr verdient hat: "Der Funke des Chronos" von Thomas Finn.