Cover des Buches Je mehr ich dir gebe (ISBN: 9783838752853)
Rezension zu Je mehr ich dir gebe von Beate Dölling

Langweilig

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 10 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 10 Jahren
Cover:
Ich finde das Cover wirklich wunderschön. Zum einen mag ich die Farben sehr gern, ich finde, dass der Ausdruck, den das Mädchen hat, sehr gut zu Julias Situation passt und ich finde die Art und Weise, wie der Titel aufgemacht ist, auch sehr hübsch.

Meinung:
Zuerst dachte ich, in dem Buch geht es um eine Beziehung, bei der einer der Partner etwas zu besitzergreifend und brutal wird, doch dem ist nicht so.
Julia und Jonas sind DAS Traumpaar. Beide wissen, es ist die Liebe des Lebens und sie sind füreinander bestimmt. Doch eines Tages verunglückt Jonas bei einem Motorradunfall tödlich und Julia weiß nicht, wie sie nun allein mit dem Leben fertig werden soll. Da trifft sie auf Kolja, Jonas‘ besten Freund und gemeinsam geben sie sich die Kraft, die sein Tod genommen hat und schnell sind sie mehr als Freunde…
Ich muss sagen, dass mir am besten an dem Buch die Darstellung von Berlin gefallen hat, die absolut authentisch und genau ist. Es werden Straßennamen genannt, Läden, Cafés, Ubahnlinien und dergleichen mehr. Ich denke, als Nicht-Berliner, kann man sich ein sehr gutes Bild der Stadt machen. Man bekam richtig Lust, einige der genannten Schauplätze zu besuchen und sich auf die Spuren der Protagonisten zu begeben.
Den Schreibstil fand ich auf der einen Seite gut, teilweise aber auch verwirrend. Er lässt an eine Montage erinnern, aus Gedankenfetzen, Liedzeilen, Zitaten aus Theaterstücken oder allgemeine Weisheiten. Zwischendrin tummeln sich Julias wirre Gedanken und das fand ich insgesamt als Abbild ihrer Psyche äußerst gelungen. Ich konnte diesen Gedankengängen nur leider nicht immer vollständig folgen, weil sie oftmals sehr wirr waren und man manchmal nicht wusste, wann nun Gedankenwelt beginnt oder aufhört und die Realität wieder einsetzt.
Leider war das, bis auf das Ende, leider alles, was mir gefallen hat. Der Rest war langweilig, fragwürdig und nicht wirklich lesenswert.
Ich möchte nicht über Julia urteilen, da ich selbst zum Glück noch nie in so einer Situation gewesen bin. Wenn einem der Boden unter den Füßen weggerissen wird, tut man Dinge, die nicht immer sehr überlegt sind und man verhält sich zeitweise etwas seltsam. Ich bin nur der Meinung, dass man einer Person, die einem sympathisch ist, so etwas schneller verzeihen kann, als wenn man mit einer Person nichts anzufangen weiß. Und so war es leider mit diesem Buch und Julia.
Julia konnte leider nirgendwo wirklich richtig punkten. In meinen Augen ist sie für mich nur durch eine einzige Sache zu charakterisieren und das ist Sex. Für jemanden, mit dem ich über 200 Seiten verbracht habe, ist mir das zu wenig und auch zu plump. Sie urteilt eigentlich durchweg nur negativ über ihre Freundin, die nur das Beste für sie möchte und ist auch zu ihren Eltern nicht wirklich freundlich, die alles für sie tun. Das hat bei mir nicht wirklich Mitgefühl oder Verständnis hervorgerufen. Außerdem dauert es ewig, bis bei ihr, trotz ihrer Situation, der Groschen fällt und das war für mich als Leser ermüdend.
Bei Kolja ist es genau das Gleiche. Gewundert hat mich bei ihm, und auch bei Julia, dass beide anscheinend sehr luxuriös leben. Kolja ist Student, hat nicht mal genug Geld, um sich eine eigene Wohnung zu leisten und kauft Julia einen Diamantring. Er geht mir ihr essen, natürlich gibt es Melonen im Speckmantel. Auch Seidenstrapse kauft er ihr. Julia ist in der 11. Klasse. Ich kenne niemanden, der sich in diesem Alter um sowas gekümmert hat und ich kenne auch keine Studenten, die Geld für sowas haben, wenn sie noch zu Hause wohnen und nur zeitweise jobben gehen, weil die Uni vorgeht. Das hat mich zunehmend gestört, weil es absolut realitätsfern ist.
Kommen wir aber nun zu dem, weswegen das Buch langweilig und zäh wurde und eigentlich gar keine wirkliche Handlung besaß: Julia und Kolja haben auf JEDER Seite Sex. Und das mehrmals. Finde ich nicht schlimm, aber ich wusste nicht, dass es sich hierbei um den Dreh- und Angelpunkt der Geschichte handelt. Es geht echt um nichts anderes. Anstrengend war, dass die Autorin die Dinge nicht beim Namen genannt hat, sondern bei vagen Beschreibungen blieb, sodass es nichts Halbes und nichts Ganzes war. Wenn sich das Buch schon durchweg nur um Sex geht, kann man bitte auch halbwegs vollständige Beschreibungen verwenden! Dass permanent, wirklich mehrmals pro Seite, betont wurde, dass Julia das nur macht, weil sie dadurch denkt, dass sie über Jonas‘ besten Freund Kontakt zu Jonas hat, war ab einem gewissen Punkt nicht mehr glaubwürdig, sondern lächerlich, egal wie schlecht es ihr geht.
Zwischendurch wurde versucht, durch kurze Erwähnung von Psychologen, Jenseitsanrufungen und anderen Wegen der Trauerbewältigung Themen auf den Tisch zu bringen, die auf mich aber nur so wirkten, als wolle man sie in diesem Zusammenhang abhaken, da sie viel zu kurz und viel zu ungenau erwähnt wurden und nicht wirklich eingebettet waren. Allein über Seancen könnte man ein Buch füllen.
Nachdem sie gefühlt eine Million Mal Sex miteinander hatten, kippt die Stimmung der Handlung und Julia macht eine erschreckende Entdeckung. Plötzlich wandelt sich der Jugenderotikroman zum Thriller um und endlich kam das Element zum Tragen, worauf ich am Anfang gehofft habe. Hätte es diese Wendung, die sehr konsequent und in meinen Augen wirklich gut war, nicht gegeben, hätte das Buch nur einen Punkt bekommen. Aber die Wende konnte mich wirklich überzeugen und die fand ich toll beschrieben und gut eingebracht.

Fazit:
Ein Buch, was es sich nicht lohnt zu lesen. Es sind eigentlich nur Sexszenen, die hier beschrieben werden und das nicht mal auf abwechslungsreiche Art und Weise, da diese sich in Andeutungen verlieren. Es gibt ständig Wiederholungen des gleichen Inhalts und das ist ermüdend. Die Handlung ist praktisch nicht vorhanden und wird von unsympathischen Figuren getragen. Einzig und allein die Darstellung Berlins und das Ende haben mir, sowie der Schreibstil, zugesagt.
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