Die Zeichenkünstlerin von Wien
von Wolfhound
Rezension
Sarah Isserlein ist eine junge Jüdin. Sie lebt in Wien. Es ist Anfang des 15. Jahrhundert. In Wien gibt es ein Judenviertel, welches diese nur ganz selten verlassen, und junge Mädchen schon gar nicht. Nun soll Sarah den zukünftigen Rabbi der Judengemeinde, Aaron, heiraten. Daraus kann sie sich auch nicht winden, denn Aaron sollte eigentlich Sarahs ältere Schwester Judith heiraten, doch diese entschied sich für die Liebe zu einem Christen und gegen das Leben in der jüdischen Gemeinde.
Leider ist Sarahs größte Leidenschaft das Zeichnen und so vernachlässigt sie ihre häuslichen Pflichten um in jeder Minute zeichnen zu können. Aaron stellt ihr aber die Bedingung, dass sie, wenn sie verheiratet sind, sofort aufhört mit dem Zeichnen und auch Sarahs Vater begrüßt diese Bedingung. Da David aber eigentlich stolz auf seine zeichnende Tochter ist, geht er eines Tages mit ihr im christlichen Wien zu einem Bildhauer. Dieser Herr Mathes Rockh soll Sarah eine Truhe fertigen für die Aussteuer. Er ist begeistert von den Entwürfen und würde den Zeichner gerne persönlich kennen lernen. Somit ist die erste Begegnung Sarahs mit Mathes schlagartig beendet. Da David als Jude einen Judenhut tragen muss, damit jeder Bürger Wiens ihn auch als solchen erkennt, sind er und Sarah ein sehr leichtes Ziel für einen Angriff, der auch prompt nach Verlassen von Mathes' Werkstatt erfolgt.
So beginnen sich die Schicksale von Sarah Isserlein und Mathes Rockh zu verweben. In einer schweren Zeit, in der Juden bis auf den Tod verfolgt werden und Liebe schwerlich über alle Grenzen hinaus eine Chance hat.
Beate Maly schafft es, schon von der ersten Seite an, ein leidenschaftliches Bild der Menschen im Wien des frühen 15. Jahrhunderts zu zeichnen. Dabei erzählt sie ungeschönt die Vorkommnisse der Judenverfolgung, aber auch die aufkeimenden Triebe einer jungen Liebe. Ich war fasziniert von der klaren Beschreibung der Charaktere, die mir klar und deutlich vor Augen standen, ebenso wie von den Schrecken, die auch damals schon, eigentlich grundlos, anderen Menschen, Mitmenschen, angetan wurden.