Rezension zu "Der Aktien- und Börsenführerschein – Jubiläumsausgabe" von Beate Sander
Jeder, der irgendetwas über die Finanzmärkte behauptet, bekommt auch irgendwann Recht. In diesem schon etwas in die Jahre gekommenen Buch geht es um ein gewisses Grundverständnis beim Geldanlegen an den Börsen. Ob es wirklich nützt, sei einmal dahingestellt. Ich gehöre zu denjenigen, die solche Bücher vor langer Zeit einmal gelesen haben und dann feststellen mussten, dass die Prozesse an den Finanzmärkten ganz anders laufen als solche Bücher behaupten.
Aber selbst mit der naiven Vorstellung, die Beate Sander in diesem Buch vermittelt, kann man noch zu Geld kommen. Schließlich hat sie es vorgemacht. Ob dabei Glück eine Rolle spielte, mag ich nicht beurteilen. Die meisten Menschen verlieren jedenfalls Geld, wenn sie anfangen es "anzulegen". Und das liegt daran, dass sie verschiedenen Schulen glauben, die immer nur bestimmte Aspekte abdecken, aber niemals ein Marktverhalten erklären können.
Wer wirklich an den Märkten Geld verdienen will, hat eigentlich nur zwei Möglichkeiten. Entweder er legt sein Geld in Unternehmen an, die er gut versteht und die profitabel wirtschaften. Dann braucht man einen langen Atem, denn langfristig steigen die Märkte. Darauf kann man sich verlassen, sollte allerdings beachten, dass sie das nicht immer tun. Es kann auch Jahre geben, in denen sie dramatisch fallen. Und schon da wird es kritisch. Denn keines der mir bekannten Bücher gibt für solche Situationen angemessene Ratschläge. Soll man unterhalb eines bestimmten Kurses aussteigen? Und wenn ja, wo sollte man ihn setzen? Oder sollte man drin bleiben, weil alles langfristig steigen wird? Man wird darauf niemals eine eindeutige Antwort finden, weil eine solche Antwort von den eigenen Vorstellungen, Zielen und Nerven abhängt.
Die andere Möglichkeit ist noch komplizierter und wird in diesem Buch gar nicht betrachtet, weil sie weit über naive Vorstellungen von den Märkten hinausgeht. Sie besteht einfach darin, den Märkten zu folgen. Man muss dazu kein Verständnis für einzelne Unternehmen oder die Zusammensetzung von Indizes aufbringen. Es reicht völlig aus, wenn man im Verhalten von Märkten gewisse statistische Gesetzmäßigkeiten erkennt, die man dann einfach ausnutzt. Das nennt man Börsenhandel. Er erfordert viel Disziplin. Da er in diesem Buch nicht behandelt wird, werde ich nicht weiter darauf eingehen.
Mit diesem Text lernt man, wenn überhaupt, die Grundbegriffe und Grundzusammenhänge. Sie garantieren aber keinerlei Erfolg an den Märkten. Es sei denn man benutzt die erste von mir genannte Methode und hat viel Zeit und kann Buchverluste aussitzen.
Aus meiner Sicht schaden solche Bücher zwar nicht, aber sie bringen einen nur geringen Nutzen, weil sie eine Welt erklären, die es so in Wirklichkeit nicht gibt.