Rezension
Rabentochtervor 7 Jahren
Es ist zauberhaft wie die Protagonisten Elisabetta sich an die Jahre ihrer Kindheit und Jugend zurückerinnert, wenn sie ein entsprechendes Glas aus dem Regal nimmt. Auf diese Weise wird der Leser Stück für Stück in Elisabettas Geschichte eingeführt, lernt sie, ihre Schwestern und Franz kennen. Dabei springt die Erzählung zwischen den Zeiten und auch zwischen den Figuren, denn neben Elisabettas Leben wird auch das Polas erzählt. Beide Lebensstränge führen – wie sollte es anders sein – irgendwann zusammen. Deutsche und Jüdin treffen aufeinander und lernen sich kennen. Viel mehr möchte ich zum Inhalt an sich auch nicht verraten, es würde zu weit führen und die Spannung, sowie manche Entdeckung vorweg nehmen. Elisabettas Schwestern begleiten sie über die Jahre hinweg und wirken dabei wie Engelchen und Teufelchen, was allerdings am Anfang etwas verwirrend war.
Der Schreibstil ist wundervoll, luftig, leicht, aber nicht so einfach gehalten, dass er einem langweilig wird. Die Autorin schafft es, mit ihren Worten Elisabettas Jugend auferstehen zu lassen und zugleich das Thema Judenverfolgung und Neonazis offensichtlich aber dennoch nicht zu präsent darzustellen. Die einzelnen Geschichten verweben sich immer mehr und führen letztendlich zu einer gemeinsamen, die einen mit einem bittersüßen Geschmack auf der Zunge zurücklässt – ähnlich wie angebrannte Marillenmarmelade.
Fazit: Ein unbedingt lesenswertes Buch, das verzaubert, bestürzt und auch zum Schmunzeln bringt, denn wo findet man in einem jüdischen Haushalt sonst eine Schildkröte mit Namen Hitler?