Cover des Buches Sommernachtsfunkeln (ISBN: 9783401603223)
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Rezension zu Sommernachtsfunkeln von Beatrix Gurian

Mysteriös, anregend, unterhaltsam

von Eva-Maria_Obermann vor 7 Jahren

Rezension

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Eva-Maria_Obermannvor 7 Jahren

Jüngst habe ich meine erste Leserunde auf Leserunden.de absolviert. Gemeinsam wurde Beatrix Gurians neuer Jugendroman Sommernachtsfunkeln gelesen. Mit 352 Seiten ist das Buch im April bei Arena erschienen und verspricht ein mysteriöses Geschehen.

Katie flieht nach einem Unfall, der sie gezeichnet hat, als Au-Pair nach L.A. Dort trifft sie in einer seltsamen Smoothie-Bar auf Jeff und Lucy, erwachsen gewordene Kinderstars, die mit einem ungewöhnlichen Konzept die Oberklasse Hollywoods begeistern. Auch Katie ist begeistert, vor allem, als Jeff Interesse an ihr zeigt und ihre Träume zu Greifen nahe werden. Doch dann taucht Luke auf, ihr ehemals bester Freund, und erkennt, was Katie nicht sehen kann.

Katie ist zu Beginn eine starke Figur, die nicht nur eine tiefe Verbindung zu den Kindern entwickelt, auf die sie als Au-Pair aufpasst, sondern auch nicht gleich auf jeden Anmachspruch hereinfällt. Damit kaschiert sie auch die Unsicherheit über die Narbe, die sie seit dem Unfall mit sich herumträgt. Sie ist umsichtig und vernünftig, kennt ihre Ziele und wird kein hibbeliges Kleinkind, nur weil plötzlich ein Mann an ihr Interesse zeigt. Das hat mir sehr gut gefallen. Eine starke Figur. Leider bleibt das nicht die ganze Zeit so. Auch Katie lässt sich blenden, um den Finger wickeln, verliert ihre Ziele aus den Augen. Das war mir zu typisch und hat auch nicht mehr mit der reflektierten jungen Frau zusammengepasst, die ich am Anfang kennengelernt habt.

Der Plot ist gut gesponnen. Es gibt immer wieder kleine, mysteriöse Hinweise, dass nicht alles so ist, wie es scheint. Persönlich mochte ich Jeffs Freund Esra sehr, einen melancholischen Mann im Todeskostüm mit Sense, der immer wieder eine Warnende Stimme ist. Nicht nur für Katie, sondern vor allem auch für den Leser, der so wachsam bleibt und mehr entdeckt, als die Protagonistin. Dieses Rätseln mach einen großen Charme des Buches aus und versetzt es in eine ursprünglich fantastische Ebene, die der ewigen Skepsis, ob es nun so ist, oder so.

Sehr gut gefallen hat mir auch die Mischung aus gegenwärtiger Handlung und Rückblenden, denn immer wieder erfährt der Leser, was vor dem Unfall eigentlich vorgefallen ist und warum Katie wirklich geflohen ist. Hier entwickelt sich ein zweiter Handlungsstrang, der Luke in den Mittelpunkt stellt. Das entwickelt sich nach und nach, so dass er vielleicht nicht als zweite Hauptfigur, aber wohl als wichtigste Nebenfigur zu betrachten ist. Lukes Erkenntnisgeschichte und seine Verbindung mit Katie wird wunderbar deutlich gemacht. Diese Entwicklung, das Ergebnis, auf das sie hinausläuft, haben mir sehr gut gefallen. Ein toller Gegenentwurf zu jeder Hals-über-Kopf-Geschichte.

Ich fand den Stil hier sehr angebracht, weil die Nähe zu den Figuren nicht zu groß wurde und ich als Leserin so mehr über die unterschiedlichen Entwicklungen und Entscheidungen reflektieren konnte. Dieser Einbezug des Lesers hat mir sehr gut gefallen. Es gab immer wieder Stellen, über die es sich – auch im Nachhinein – noch lohnt nachzudenken und die das Buch, gerade am Ende, nochmals anders lesen lassen. Dieses Spiel mit den Möglichkeiten fand ich toll.

Eine gute Geschichte für alle, die eine Spur des Mysteriösen mögen, ohne direkt einen Fantasy-Roman zu wollen.

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