Rezension zu "Der Vorhang" von Beatrix Langner
Der Plot ist interessant, die Geschichte einer Familie, die erst aus der DDR ins Rheinland flüchtet, dann 10 Jahre später wieder zurückkehrt. Später reist die Tochter, jetzt erwachsen, noch einmal in die Orte ihrer Kindheit, um diese zu finden, was ihr nicht ganz gelingt.
Erzähltechnisch ist der Roman interessant, es wird auf vier Ebenen erzählt:
- Die Ich-Erzählerin berichtet, wie sie ihre sterbende Mutter pflegt. Die Mutter hatte einen Schlaganfall, in Folge dessen sie die Tochter nicht mehr erkennt.
- Dabei erzählt sie (ihr?) die Geschichte der Familie
- Die Ich-Erzählerin berichtet von ihrer späten Reise ins Rheinland, erzählt dabei an Orten rund um den Rhein-Braun-Tagebau die Geschichte des Tagebaus und der Zerstörung der abgetragenen Dörfer und Wälder
- Kursiv gesetzt reist die Erzählerin im Tagebau durch die geologische und paläontologische Geschichte der Schichten des Tagebaus bis zu dem Zeitpunkt, als erstes Leben entstand
Es geht immer wieder um Erinnerung, Vergessen, Wahrnehmung und Existenz. Große, spannende und zeitlose Themen, doch hier so durcheinander und scheinbar unzusammenhängend erzählt, dass man sich durchpflügen muss, um die Erzählerin greifbar zu machen. Als Stilmittel legitim, aber hier zu gewollt, zu mühsam für die Erkenntnis. Einzelne Aspekte sind interessant, immer dann, wenn die Erzählerin lehrbuchmäßig die Geschichte Deutschlands oder von Rhein-Braun erzählt.