Rezension zu "Frau in den Wellen" von Beatrix Kramlovsky
Frau in den Wellen von Beatrix Kramlovsky ist ein Roman, dem ein richtiger Höhepunkt fehlt, ohne dass es mich als Leserin gestört hätte.
Tatsächlich fließt der Roman - manchmal plätschert er auch - wie ein Fluss auf verschiedenen Zeitebenen durch das Leben der Dr. Joni Lanka.
Von der Provinzkindheit mit Hippieeltern - die im Geld schwammen & ihre nach Joni Mitchell benannte Tochter oft zugunsten von (Drogen-)Ausflügen - bei der biederen & liebenswerten Tante „Federspiel“ zurückließen - über ihre Zeit als sehr junge Diplomatengattin in Ost-Berlin zur Zeit des Mauerfalls hin zur Jetztzeit, in der sie eine sehr erfolgreiche Wissenschaftlerin & Beraterin ist, erstreckt sich der Erzählbogen.
In gewisser Weise ist das Buch ein Emanzipationsroman, wobei dieser Aspekt trotz allem nur am Rande vorkommt. Mehr noch ist es eine literarische Erkundung der Frage, was Familie bedeutet. Joni ist in ihrer Zeit - & auch heute noch - eine eher untypische Mutter. Sie macht rasant Karriere & ist dafür in das Aufwachsen ihrer Kinder weniger involviert. Sie hat verschiedene Männer, an verschiedenen Orten (ihr Ex-Mann nennt diese scherzhaft „ihre Paladine“) & jettet um die Welt. Aber ihr Familienleben funktioniert, Liebe & gemeinsame Zeit sind da. Eigentlich wird das Patchwork-Arrangement nur von Außenstehenden und/oder der buckligen Verwandschaft negativ kommentiert.
Allgemein dringt in diesem Roman das Unheil von außen ein. So auch im Schlussteil, der das - nicht nur in Österreich - virulente Thema der Beleidigung & Bedrohung von Frauen im Internet thematisiert.
Insgesamt hat mich das Buch durch seinen ruhigen & klaren Erzählstil eingenommen. Nachdem wir die Autorin bei der Buch Wien live erleben durften & noch mehr über die Hinter- & Beweggründe des Buches erfahren konnten, gilt dies umso mehr. Der letzte Teil des Buches war maßgeblich durch die Geschehnisse um Sigi Maurer inspiriert.