Cover des Buches Spring Time Love: June (ISBN: B07BSKMTNQ)
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Rezension zu Spring Time Love: June von Becca Singer-Collins

Nicht ganz das, was ich erwartet habe

von kleinesbuecherwuermchen vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Für mich leider kein Highlight

Rezension

K
kleinesbuecherwuermchenvor 6 Jahren
Spring Time Love: June


Inhalt:
Die Künstlerin June hat große finanzielle Probleme: ihr Vater hat ihr als ältester von drei Töchtern eine Menge Schulden hinterlassen und das Haus droht verpfändet zu werden. Die Schwester May ist Studentin und April liegt im Krankenhaus und wartet auf eine lebensrettende Operation. Da begegnet June D.C., dem zufälligerweise die Bank gehört, die so viel Geld von ihr zurückverlangt. Was sie anfangs nicht erkennt: Sie haben gemeinsam die Schule besucht. Und D.C., der Problemschüler, war damals in June verliebt und diese Gefühle lassen sich nicht einfach vergessen, weshalb er ihr ein Angebot macht, das ihr finanziellen Probleme lösen soll. Für einen wichtigen Geschäftspartner, dem D.C.'s Playboy-Image nicht seriös genug erscheint, braucht der junge Banker eine Frau, die für die Dauer der geschäftlichen Verhandlungen seine Verlobte spielt. Da kommt ihm June gerade recht.

Charaktere:
June wird zwar immer als Künstlerin beschrieben, ab und zu bekommt man auch einen kurzen Einblick in ihre Arbeit mit den Skulpturen. Leidenschaft für den Beruf und das Gefühl, eine Künstlerin mit Leib und Seele zu sein, kam bei mir jedoch nicht an, was ich sehr schade finde. Gerade wenn Gefühle im Spiel sind, kann man aus Figuren mit kreativen Eigenschaften und einem Gespür für Kunst viel mehr machen. Was ich meine? Als Künstlerin braucht man ein Auge für Licht, Komposition und Szene. Man braucht ein Gespür für Schwingungen in Situationen, um sie während der Arbeit wieder ins Gedächtnis zu rufen und im Werk festzuhalten. Teilweise hat June das nach der Balkonszene getan, aber meiner Meinung nach hätte das noch tiefer gehen können. Zum Beispiel dass ihr in manchen Momenten auffällt, wie schön das Licht auf D.C.'s Gesicht aussieht. Oder dass sie ihn oder ihr eigenes Verhalten mit bekannten Kunstwerken vergleicht.
Wenn man bestimmte Dinge, die charakteristisch sind für eine Künstlerin, in die Beschreibung der Welt durch die Augen von June einfließen lässt, dann wird dadurch deutlich: Künstlerin ist nicht nur ein Beruf für sie, nein, die Kunst ist mit ihr verbunden, sie ist ein Teil von ihr.
Stellenweise wurde das schon umgesetzt – die Statue von dem Paar, das sich zwar an den Händen hält, aber nicht anschaut, hat mir sehr gefallen – aber nur an den Stellen, wo es gerade für den Plot als wichtig angesehen wurde. Nicht einfach so, um die Figur auch innerlich und in ihren Gedanken als Künstlerin zu charakterisieren. Davon hätte ich mir mehr gewünscht.

D.C. heißt eigentlich Daniel Christopher, hatte in seiner Schulzeit aber auch noch etliche Spitznamen wie Drogen Chris oder Dozer Chris. Er hat sich hochgearbeitet vom Außenseiter der Schule bis zum erfolgreichen Banker. Wie er das geschafft haben soll, ist nicht ganz klar geworden, vermutlich bleibt es aber dem Plot geschuldet. Wäre er kein Banker, was soll er June dann als Gegenleistung in ihrem Deal bieten? D.C. ist ein sehr launischer Charakter, der gern mal etwas dominanter auftritt. Und mit launisch meine ich folgendes: er erkennt June, lädt sie zum Gespräch ein. Es wird gesagt, er will ihr Leiden genießen, weil sie ihr früher abweisend behandelt hat. Dann macht er ihr das Angebot, einfach nur weil er sie noch immer geil findet und gefühlte zwei Seiten später haben sie schon Sex. Ich konnte D.C.'s Gedanken nur schwer nachvollziehen. Ständig sind die Konflikte die selben: ich habe sie schon immer geliebt, aber das darf sie nicht erfahren, weil ich sie nach 8 Wochen wieder wegschicke, weil sie eine geldgeile Schlampe ist! Die Sache mit der möglichen Schwangerschaft fand ich etwas gewollt... Es ist wahrscheinlich beabsichtigt, dass man beim Lesen denkt „jetzt redet doch endlich miteinander!“, aber ich habe es eher als nervig denn als herzzerreißend empfunden.
D.C. ist der Typ Mann, der einen als Leser ansprechen soll: dominant, launisch-“mysteriös“ und gleichzeitig ist June auf ihn angewiesen. Im Buch fand ich ihn noch erträglich, im echten Leben würde ich schreiend weglaufen. Bei mir ist der beabsichtigte Effekt, D.C. könnte unterbewusst mein größter, geheimer Traum sein, leider ausgeblieben.

Die Nebencharaktere jedoch haben mir gut gefallen: Ethan, der Kinderarzt ohne Kinder, der sich wirklich hingebungsvoll seiner Arbeit widmet. Clarice, die Assistentin, die sich mit June anfreundet. Von May hat man nicht so viel mitbekommen, während ich mir bei April gewünscht hätte, dass ihre Krankheit eher benannt wird. Schließlich bestimmt ihre Krankheit das Leben aller Schwestern mit, da wäre es doch logisch, wenn sie den Leser informieren, was sie hat. Vielleicht wurde es bewusst nicht erwähnt, damit dann gegen Ende die Realisation, dass es Krebs ist, umso stärker einschlägt, aber ich war einfach nur zufrieden, dass ich jetzt endlich weiß, was sie hat.

Abschließend noch etwas zum Stil: die Sprache war stellenweise schön, wenn es Vergleiche oder Metaphern gab. Ich mag bildliche Sprache, sowas wie „Wie er jetzt so auf sie zukam, geschmeidig wie ein Panther, den Kopf leicht arrogant nach hinten geneigt, stieg Junes Puls an.“ (S.179). Leider zeigt dieser Satz aber noch etwas anderes: die Ausdrucksweise wirkt etwas holperig. Das „wie“ am Satzanfang hätte ich durch ein „als“ ersetzt und schon klänge es flüssiger.
In den erotischen Szenen war auch mir die Sprache etwas zu derb, was aber nicht heißt, dass das schlecht ist. Es gibt sicherlich Leser, die das nicht so empfinden.
Ein Tipp dazu: hier hätte man einen schönen Kontrast nutzen können, indem bei D.C.'s Sicht etwas derb, passend zu seiner dominanten Haltung, und bei Junes Sicht etwas blumiger, leidenschaftlicher und liebevoller beschrieben wird.

Fazit: Der Ansatz der Geschichte, die falsche Verlobte, war für mich der Grund, das Buch zu lesen. Für mich ging es etwas zu schnell mit den beiden, ein paar Dinge, auf die ich mich im voraus gefreut hatte, bzw die ich erwartet hatte, wurden nicht erwähnt. Die Charaktere waren okay, wirkten auf mich aber noch nicht ganz ausgereift. Einige Logik- und Rechtschreibfehler hätte man durch ein aufmerksames Überarbeiten sicher beheben können.
Alles in allem war das hier ein netter Zeitvertreib, allerdings kein Highlight für mich.
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