Cover des Buches The Upside of Unrequited (ISBN: 9780062660480)
Rezension zu The Upside of Unrequited von Becky Albertalli

Die größte Enttäuschung aller Zeiten

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 5 Jahren

Kurzmeinung: Für mich eine riesige Enttäuschung. Es passiert in diesem Buch einfach nichts.

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 5 Jahren
Ich wollte dieses Buch so gerne mögen. Ich fand die anderen Bücher, die ich von der Autorin gelesen habe, wirklich klasse. Mir gefällt die Diversität, die sie in jedes ihrer Bücher einbaut. Auch der Klappentext klang vielversprechend. Was ist also passiert?
Den Anfang fand ich toll und leicht zu lesen. Es war eben genau das, was er sein sollte - EIN ANFANG (leider scheint das ganze Buch nur ein Anfang zu sein, aber dazu später mehr). Ich mag den Schreibstil der Autorin gerne, weil er sehr jugendlich klingt und sich daher leicht lesen lässt. Falls also jemand das Buch gerne lesen will, aber Angst hat, dass die Sprache im Weg steht, den kann ich beruhigen: Das Buch ist wirklich sehr einfach geschrieben und lässt sich daher ohne Probleme lesen.

Wie bereits angesprochen mag ich den Aspekt der Diversität sehr gerne. Wir haben zum Beispiel zwei Mütter, eine lesbische Schwester mit einer pansexuellen Freundin und so weiter. Auch Molly als Protagonistin hat mir gut gefallen. Sie ist ein Charakter, mit dem man sich gut identifizieren kann. Tatsächlich saß ich des Öfteren vor dem Buch und habe genickt, weil ich sehr gut nachfühlen konnte, was die Protagonistin durchlebt.

Für mich fingen die Probleme an, als ich die Hälfte des Buches gelesen habe und noch immer nicht wirklich etwas passiert war. Es war nicht mal so, dass die Zeit genutzt wurde, um uns mit den Charakteren wirklich vertraut zu machen. Natürlich erfahren wir ein paar Dinge über die Protagonistin und ihre Gefühlswelt, aber das hätte man ungelogen in die ersten fünfzig Seiten packen können.

Das Problem des Buches ist, dass es so extrem belanglos ist. Es ist langweilig. Ich hatte riesige Probleme mich selbst durch die letzten dreißig Seiten zu schleppen (was ja wirklich nicht viel ist), weil innerhalb von 300 Seiten nichts passiert. Die letzten Kapitel habe ich nur noch überflogen, weil wir das dann auch einfach irgendwann zu blöd war. Jede Seite der gleiche Mist, der nichts aussagt.

Die Gespräche sind meist total dämlich und auf unterstem Niveau. Der Schreibstil, auch wenn er leicht zu lesen ist, wirkt unrund und amateurhaft. An vielen Stellen wiederholen sich die gleichen Sätze und Gedanken einfach 1 zu 1.
Zwischen mir und den Charakteren war irgendwie eine Art Mauer und ich kam gar nicht richtig an sie heran. Die männlichen Charaktere werden alle nur nebenbei abgefrühstückt. Ich habe mir aus dem Klappentext erhofft, auch auf männlicher Seite mal untypische Charaktere zu bekommen. Leider kommen alle Charakterzüge viel zu kurz.

Außerdem gibt es viel zu wenig Szenen zwischen gewissen Charakteren, die so ein klischeehaftes und kitschiges Ende rechtfertigen würden. Die letzten 30 Seiten sind dann nur noch genau das dämliche, hirnlose Liebesgeplätscher, das ich vielleicht bereits nach der Hälfte des Buches erwartet hätte. Wir bekommen kein einziges Gespräch zwischen den Charakteren zu sehen, das etwas bedeuten würde. Ich fand es angenehm, dass man sich am Anfang Zeit genommen hat und es nicht zu schnell von Statten ging, aber irgendwann muss es ja dann trotzdem mal beginnen.

Die Autorin verrennt sich teilweise auch so ein bisschen in der B-Handlung bzw. verlaufen sich leider so ein paar Handlungsstränge irgendwann einfach. Charaktere werden einfach ausradiert, sobald sie nicht mehr als Drama-Element dienen. Es gab zum Beispiel auch ein paar Szenen, in denen das Thema Fat-Shaming aufgegriffen wird - das wird aber dann nie wirklich ausführlich aufgearbeitet. Sobald Molly einen Freund hat, scheint die ganze Welt sowieso auf einmal in Ordnung zu sein und Probleme sind nicht mehr existent.

Die Autorin ändert im Laufe der Geschichte die Dinge einfach auf total simple und dämliche Art und Weise so, dass Drama entsteht, was total konstruiert wirkt.

Dieser Absatz kann Spuren von Spoilern enthalten: Das eine Mädchen hat einen Freund, aber wir brauchen jemanden, auf den man eifersüchtig sein kann? Na, dann macht der Freund einfach mal Schluss, aus welchem Grund auch immer. (Olivia existiert in diesem Buch sowieso nur, um einen Freund zu haben.)
Wir haben zwei männliche Charaktere, aber die Protagonistin muss mit dem einen ganz bestimmten Charakter zusammenkommen, auch wenn sie im ganzen Buch nur über irgendwelche Eier und Joghurtsorten sprechen? Klar, dann muss ihr der andere ganz plötzlich auf einmal einen Korb geben, damit die Sache nach 200 Seiten endlich mal ins Rollen kommt.

Die Eltern verhalten sich teilweise nicht wie Eltern und reden als wären sie genauso alt wie Molly. Und das allerschlimmste an diesem gesamten Buch war die unerträgliche, nervige, vollkommen bescheuerte Zwillingsschwester Cassie. Ich habe selten so einen schrecklichen Charakter kennengelernt. Die Schwester drängt Molly das ganze Buch über, sich endlich einen Freund zu suchen, so als würde das Cassies und Mollys Probleme lösen und als wäre es das Wichtigste auf dieser Welt. Generell ist sie ihrer Schwester gegenüber meistens ein absolutes Arschloch und sagt gemeine Dinge. Gleichzeitig soll dann Molly immer die sein, die sich entschuldigt, obwohl Molly meistens absolut recht hat und Cassie nicht.
Und dafür, dass sie sich angeblich so nahe stehen oder standen, kommt im gesamten Buch kein Gespräch zusammen, was das rechtfertigen würde. Nur Vorwürfe und kreiertes Drama auf Partys.

Ein kurzer Spoiler, aber nur in diesem Absatz: Ähm Entschuldigung, als Cassie eine Freundin hat und Molly nichts davon erzählt, ist Molly die, die sich nicht so anstellen soll und Cassie zickt rum. Als Molly einen Freund hat und Cassie davon nichts erzählt, ist Cassie angefressen, weil Molly ihr nichts davon erzählt und Molly ist wieder diejenige, die sich entschuldigen muss? Was soll das? Was ist das? Wie kann noch niemandem aufgefallen sein, was für eine manipulative Ziege Cassie ist?

Letztendlich kann man sagen, dass die Idee gut ist, die Diversität und solche Sachen gut umgesetzt wurden, aber leider einfach eine Geschichte fehlt. Das Buch plätschert vor sich hin, ohne je einen wirklichen Spannungsbogen aufbauen zu können. Für mich ist das Buch eine der größten Enttäuschungen aller Zeiten.
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