Cover des Buches Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten (ISBN: 9783596035687)
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Rezension zu Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten von Becky Chambers

Ein wirklich tolles Buch

von CocuriRuby vor 7 Jahren

Rezension

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CocuriRubyvor 7 Jahren

Ich mochte den Schreibstil sehr. Er holt einen direkt ab, ist flüssig, humorvoll, plastisch beschrieben und gut formuliert.

Es ist durchaus ein SciFi-Roman, es gibt natürlich neue/zukünftige Technologie und Phänomene der Galaxie. Gerade das Gefühl von den unendlichen Weiten und dessen Möglichkeiten, wurde dabei toll eingefangen. Ich fand es gut recherchiert und wenn eine Technologie oder Phänomen mal nicht erklärbar war oder es eben in den SciFi Bereich fiel, dann wurde charmant verdeckt – sodass es trotzdem glaubwürdig bleibt

Im Fokus liegt die SciFi-Elemente aber nicht, sondern auf den Charakteren und das Zwischen“menschliche“ bzw. auf jegliche Art von Beziehungen untereinander, wie Hassliebe, Liebe (romantische Beziehung), sexuelle Beziehung, Freundschaft, Familie, die man sich selbst aussucht, etc.

Ganz zentral erleben wir dabei natürlich die Besatzung der Wayfarer, die einen allesamt fast auf Anhieb sympathisch sind. Die Dynamik in der Crew ist großartig und mitreißend.

Jeder Charakter kommt zu Wort und so wird auch jede Spezies mal beleuchtet.

Die Ausarbeitung der vielen unterschiedlichen Spezies (nicht nur auf dem Schiff, sondern in der ganzen Galaxis) ist toll – mit ganz eigener Optik, Eigenschaften, Sprache und Geschichte.

Das fand ich großartig gemacht – geht geht dementsprechend viel um den Umgang mit dem befremdlichen und letztlich das Entdecken von Gemeinsamkeiten bzw. wie man trotzdem miteinander umgehen und auskommen kann und das es gut funktionieren und bereichernd sein kann.

Es ist aber auch nicht zu „Friede Freude Eierkuchen“ - gibt durchaus Spezies, die kein gutes Grundnaturell haben, bei dem die Grenzen des Konsens erreicht sind.

Interessant fand ich, dass gerade durch die Darstellung der anderen, für uns fremden Spezies, verdeutlicht oder herausgearbeitet wird, was das Wesen des Menschen ist oder was seine Besonderheiten/Eigenheiten sind – was ihn aus macht – sowohl im positiven wie negativen.

In manchen Bereichen wurde das Buch dahingehend fast schon philosophisch.

Weitere Themen die mitschwingen sind Krieg, das Lebens (dessen Sinn und wann wird ein Lebewesen als „Vernunftbegabt“ rechtlich anerkannt), Blick für das Schöne, Sozialität, Umgangsformen, Bewältigung, Rassismus usw.

Dabei bildet es durchaus eine Art Gesellschaftskritik, weil man gewisse Grundmuster, natürlich auch in unserer Weltgesellschaft findet – z.T. auch den Machtmissbrauch der Politik oder Konzerne bzw. dass dessen wirtschaftliche Interessen manchmal mehr wiegen, die der sozialen Interessen der Bürger.

Es gibt viele Details, die Geschichte lebendig machen, ohne die zu überladen und damit eine tolle Atmosphäre erzeugen. Zum Beispiel neue Wörter, die zum Setting passen, die sich durch den Kontext eigentlich fast immer sofort erschließen– das ist wirklich toll gemacht.

Es sei auch gesagt, dass das ein recht leichtes Buch ist. Emotional wird einen zwar durchaus die gesamte Gefühlspalette geboten, ein Ausbruch an Spannung oder Action ist es nicht gerade. Es gibt auch keine komplizierte, verwinkelte Handlung oder Problematik, die aufgebaut wurde.

Ein, zweimal gab es kleinere Sprünge in der Handlung, die genau das sogar umgangen haben, bei denen ich mir aber schon gewünscht hätte, dass dieser Konflikt, Problematik oder Szene mehr ausgeführt worden wäre.

Trotzdem ist die Geschichte sehr charmant und liebenswürdig und auch ein wenig chaotisch, was ich mag. Insgesamt ist es ein positives Buch, mit einer angenehmen Grundstimmung, inder man viel entdecken kann, mit einen feinen Humor.


Fazit

Das Buch ist ein bisschen wie eine sehr interessante und unterhaltsame Studie: Wenn Aliens auf Menschen treffen würden, was würde Ihnen an uns auffallen? Was ist so explizit Mensch, dass es noch 100 Jahre bestand haben wird?
Außerdem ist das Buch eine Ode an die Toleranz.

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