Die Geschichte des im Westen hoch angesehenen Autors und Verlegers ist untrennbar mit der Geschichte seiner schreibenden Exil-Kollegen verbunden. Bei Ling erzählt, wie er im Jahr 2000 von den chinesischen Sicherheitsbehörden verhaftet und ausgewiesen wurde, mit welchen Widrigkeiten er im Exil in den USA zu kämpfen hatte und wie er einen unabhängigen Zweig des chinesischen P.E.N.-Clubs gründete. In erster Linie ist das aber die Geschichte der unabhängigen Literaturschaffenden in China, die ständig Repressalien ausgesetzt sind und nicht selten das Schicksal Lings teilen müssen und ins Exil gehen.
Nun gibt es sicher Menschen, die für ihre Überzeugungen härtere und längere Gefängnis- oder Lageraufenthalte auf sich nehmen mussten, aber darum geht es nicht. Es geht um die Freiheit, um das Denken ohne Repressalien, die Unabhängigkeit des Wortes, einfach um die Grundwerte des Menschen, egal, in welchem Land oder unter welchem Regime er lebt. Dass sich so ein großes Land wie China mit der Demokratie und den Grundrechten schwer tut, ist nicht ganz so überraschend. Machtpolitische Überlegungen gerade in großen Ländern führten schon immer zu rigorosen Regelungen, doch wenn ein Land seine Bürger mit dem MIttel der Erpressung gängelt, dann werden die Menschenrechte mit Füßen getreten. Genau das macht den Kampf von Menschen wie Ling aus, den sie bis zur Erschöpfung und moralischen Schmerzgrenzen führen.
Es ist ein Buch, das Bewunderung für den Autor und Aktivisten Ling hervorruft, denn man benötigt jede Menge Standfestigkeit und Glauben an "höhere" Werte, um den Kampf gegen ein Regime wie China aufzunehmen. Was dann emtional aus diesen Kämpfern wird, lässt sich hier sehr gut nachvollziehen.
Bei Ling
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
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Der Freiheit geopfert
Ausgewiesen
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Rezension zu "Der Freiheit geopfert" von Bei Ling
Zehn Jahre schon lebt der Autor des vorliegenden Buches im Exil, meist in Taiwan. Bei Ling hat mit Lui Xiaobo, dem diesjährigen Träger des Friedensnobelpreises, den er nicht entgegennehmen durfte, weil er im Gefängnis sitzt, über zwanzig Jahre lang sehr eng zusammengearbeitet. Aus diesem Grund ist die Biographie, die er nun über ihn geschrieben hat, lange bevor Lui Xiaobo den Preis erhielt, von sehr intimer Kenntnis und großem Detailreichtum.
Bei Ling zeichnet den Dissidenten als einen radikalen, auch radikal selbstkritischen Intellektuellen. Wenn man in diesem Buch liest, versteht man, warum die chinesische Führung vor diesem aufrechten Mann eine solche Angst hat, dass sie selbst ihre internationalen Beziehungen aufs Spiel setzt, um ihn mundtot zu halten. Doch wie Lui Xiaobo selbst ist auch sein Biograph davon überzeugt, und das scheint auf jeder Seite dieser Biographie durch, dass sich seine Überzeugungen letzten Endes durchsetzen werden in China: „Für kurze Zeit haben sie den Kampf gewonnen, doch auf lange Sicht hat der Nobelpreis der Demokratiebewegung einen enormen Aufschub gegeben.“
Wenn nur die westlichen Ländern aus wirtschaftlichen Interessen nicht wieder klein beigeben.
Rezension zu "Der Freiheit geopfert" von Bei Ling
Anstelle einer Rezension:
Liu Xiaobo (劉曉波 ), Auszüge aus der nicht gehaltenen Verteidigungsrede eines Dissidenten
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Ich habe keine Feinde. Weder die Polizisten, die mich überwacht, gefangen genommen und verhört haben, noch die Staatsanwälte, die mich angeklagt, noch die Richter, die mich verurteilt haben, sind meine Feinde. Ich akzeptiere eure Überwachung, euren Arrest, eure Urteile nicht, aber ich respektiere euren Beruf und eure Persönlichkeiten.
Der Hass zerfrisst die Weisheit und das Gewissen einer Person. Das Feinddenken kann den Geist einer Nation vergiften, Toleranz und Menschlichkeit zerstören und den Weg zu Fortschritt und Demokratie verstellen. Ich hoffe, in der Lage zu sein, die Feindseligkeit des Regimes mit besten Absichten zu erwidern und Hass mit Liebe zu entschärfen.
(…)
Ich glaube fest daran, dass die politische Entwicklung Chinas nie haltmachen wird. Und ich bin voller optimistischer Erwartungen, dass eines Tages die Freiheit nach China kommen wird, denn keine Kraft der Welt kann dem menschlichen Drang nach Freiheit Einhalt gebieten. China wird dereinst ein Land sein, in dem Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte an vorderster Stelle stehen.
(…)
Wenn Sie mich fragen, was meine glücklichste Erfahrung der vergangenen beiden Jahrzehnte gewesen ist, so werde ich antworten, es sei die selbstlose Liebe meiner Ehefrau Liu Xia gewesen. Und selbst wenn ich zu Pulver zermalmt werde, werde ich dich mit meiner Asche umarmen.
Mit deiner Liebe werde ich meinem bevorstehenden Prozess mit Ruhe begegnen, ohne meine Entscheidungen zu bedauern und voller Hoffnung für das Morgen. Ich freue mich auf mein Land, das ein Land der freien Meinungsäußerung sein wird, in dem die Sichtweisen aller Bürger gleichbehandelt werden, in dem alle politischen Meinungen öffentlich werden, auf dass der Bürger wählen kann, in dem sich jeder ohne Angst äußern kann und nicht verfolgt wird, weil er Abweichendes von sich gab. Ich hoffe, das letzte Opfer der endlosen chinesischen Literaturinquisition zu sein, und dass danach niemand mehr wegen seiner Meinung eingesperrt wird.
Ich gratuliere China, ich gratuliere Liu Xiaobo zum Friedensnobelpreis 2010
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