Cover des Buches Das schwarze Buch der Gier (ISBN: 9783885091028)
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Rezension zu Das schwarze Buch der Gier von Beile Ratut

Über die Zerstörungskraft der Ungewissheit

von Lilith79 vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Verstörend und schön zugleich

Rezension

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Lilith79vor 7 Jahren

"Das Schwarze Buch der Gier" wird aus Sicht von Alba erzählt, einer Frau, die im Alter von 6 Jahren ihren großen Bruder verlor. Bis zu ihrem 6. Geburtstag verlebte Alba eine einfache, aber recht sorglose und behütete Kindheit irgendwo auf dem Land, sie bewunderte ihren größeren Bruder Samuel und fühlte sich von ihren Eltern beschützt und geliebt. An ihrem 6. Geburtstag passiert das Unfassbare, ihr Bruder geht zum Spielen aus dem Haus und kommt nicht wieder. Zuletzt beobachtete sein Freund wie er mit einem Autofahrer sprach. Seitdem ist Samuel spurlos verschwunden und in Albas Elternhaus zieht die Sprachlosigkeit ein. Ihr Vater, schon immer eher ruhig, wird noch schweigsamer. Ihre Mutter stürzt sich in Arbeit und Routine. Alba bleibt ruhig, unauffällig und blass, eine Außenseiterin, gut in der Schule, aber ohne wirklichen Kontakt zu anderen Menschen.

Das Buch spielt teilweise in Albas Kindheit und erzählt in Rückblicken von der Zeit als ihr Bruder verschwand und ihrer Schulzeit danach. Der größte Teil des Buches aber handelt von der erwachsenen Alba und ihrem Versuch einen Platz im Leben zu finden und Kontakte zu ihren Mitmenschen oder zu Männern aufzubauen. Dabei steht immer das Verschwinden ihres Bruders im Weg und ihr Denken wird immer mehr beherrscht von der Frage was ihrem Bruder wohl geschehen ist , wer ihn gestohlen hat und was mit ihm passiert ist. Immer mehr beschäftigt sie sich gedanklich mit den Abgründen der Menschen und der Menschheit, mit Gier, Grausamkeit und dem was aus ihrer Sicht hinter der Fassade der Zivilisation jederzeit lauert, so lange bis sie selbst ganz von Angst und Misstrauen dominiert ist.

Das Buch ist in einem sehr ruhigen, etwas schwermütigen Tonfall geschrieben und ist oft trotz der teilweise sehr verstörenden Texte geradezu poetisch. Mir hat es sehr gut gefallen, es hat nicht viel Handlung, aber die Fragen die aufgeworfen werden, entwickeln eine gewaltige Wucht, am Ende gibt es auch etwas Hoffnung, trotzdem ist es jetzt natürlich nicht unbedingt ein Buch, das man unbeschränkt weiterempfehlen kann. Jedem der auch mal etwas lesen möchte und kann, das nicht immer einfach zu ertragen ist, sollte hier aber auf jeden Fall zugreifen, denn die Autoren ist sehr talentiert.

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