Cover des Buches Welt unter Sechs (ISBN: 9783885091202)
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Rezension zu Welt unter Sechs von Beile Ratut

Der Kampf mit sich Selbst, dem Glauben und vielem mehr

von angel1843 vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Ein Buch das einen erschüttert und sich Fragen lässt: Wie sieht es in den anderen aus? Fühlen sie genauso?

Rezension

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angel1843vor 8 Jahren

In Welt unter Sechs kämpfen drei Männer um Macht, Anerkennung und mit der Verzweiflung ihrer Taten. Im Abschnitt „Das Schandmal“ muss sich Mathei sich als Pfarrer mit der Frage herumplagen ob seine Frau ihn denn überhaupt liebt oder ihn vor Jahren nur verzaubert hat. Ebenso plagt er sich mit den Gemeindemitgliedern die überhaupt nicht verstehen was er predigt. Er selbst jedoch ist auch nicht überzeugt von seinen Worten, bis zu jenem Tag als er einen hässlichen Ausschlag bekommt. Von diesem Augenblick an, bekommt der sonst so selbstbewusste Mann einen Dämpfer verpasst. Er verkriecht sich immer mehr und lässt niemanden an sich heran bis auf seine Frau. Langsam lernt er was es bedeutet die Verantwortung auch mal abzugeben und sich einer anderen Person anzuvertrauen. Er erholt sich und gemeinsam mit seiner Frau startet er in ein neues Leben…

In dem Abschnitt „Heilige Nacht“ lernen wir Heinrich kennen, der beschuldigt wird seinem Sohn etwas Unvorstellbares angetan zu haben. Die Polizei und alle anderen denken er hätte seinen Sohn getötet und ihn irgendwo im Wald verscharrt. Heinrich versteht dies nicht und blickt während er darüber nachdenkt an seine eigene Kindheit zurück. Mit diesem Blick zurück erfährt der Leser, das Heinrich keine leichte Kindheit hatte und diese nun auch auf seinen Sohn, der seiner Meinung nach zu kränklich ist - also ein Muttersöhnchen ist, wie man liest - überträgt. Am Ende der Geschichte macht sich Heinrich auf den Weg seinen Sohn zu suchen…

Im dritten und letzten Abschnitt „Die Flut“ lernen wir einen Mann kennen der an vielem zweifelt. Er kämpft neben den Erinnerungen der vergangenen Zeiten auch mit der Einsamkeit. Nach dem Tod seiner Frau merkt er erst was sie ihm sagen wollte. Das sie wirklich missbraucht wurde und das er den Täter noch in Schutz genommen hatte. Erst sehr viel später wird ihm bewusst was er damit angerichtet hatte…

Beile Ratut hat mit „Welt unter Sechs“ erstmals ein Werk veröffentlicht, das zeigt welch tiefe Abgründe in jedem von uns stecken. Sie zeigt anhand von drei unterschiedlichen Männern was es bedeutet mit sich, seiner Umgebung und seinem Glauben zu kämpfen. Die drei Männer in ihren Erzählungen kämpfen unter anderem mit der Vergangenheit, der Gegenwart und ihrer (möglichen) Zukunft. Es wird beschrieben was es bedeutet aus ihrer Sicht gottesfürchtig zu sein, was richtig und falsch ist. Keiner von ihnen lenkt anfangs ein, sondern verfolgt seinen eingeschlagenen Weg weiter, bis es fast zu spät ist. In letzter Minute erkennen alle drei Männer was wirklich wichtig ist, und was es bedeutet ein Mann (Mensch) zu sein.

Es ist nicht leicht für sie aber richtig sich noch ihrem eigenen Glauben und Gott zu vertrauen…

Diese Erzählungen behandeln unter ganz ungewöhnlichen Perspektiven das menschlichen Dasein und den Glauben an sich und auch Gott. Da ich hier davon ausgehe das es sich mehr um Selbstfindung und religiösen Glauben handelt ist der Schreibstil der Autorin sehr gut gewählt. Für einen Leser der keine Verbindung zu den Religionen hat, also sich in keiner Weise damit auseinander gesetzt hat, ist es etwas schwer zu verstehen, aber auch empfehlenswert, weil man sieht wie es in einem aussieht. Sein wir doch ehrlich: Wer gibt schon zu was in einem so vor sich geht? Keiner! Daher finde ich dieses Buch sehr aufschlussreich, aber auch ein wenig schwierig, denn die Erzählungen haben auch so ihre gewissen Verständnisschwierigkeiten, die man mit dem ersten Lesen bekommt. Bei einem zweiten und vielleicht auch dritten Mal Lesen ist das Verständnis dann etwas leichter…

Da ich nicht zu viel über dieses Buch schreiben möchte höre ich an dieser Stelle auf und empfehle jedem der der ein bisschen was von Psychologie und Glaubensfragen was versteht diese Erzählungen zu lesen und darüber mit anderen - gegebenenfalls mit dem eigenen Partner - darüber zu reden und sich ein Bild von seinem Gegenüber dadurch zu verschaffen.

Fazit: Die Autorin hat in ihren Erzählungen von „Welt unter Sechs“ sehr viel auf die psychologischen Aspekte des Mannes zurückgegriffen und sehr gut veranschaulicht was in ihnen vorgeht, sie bewegt, etc.; aber auch was passiert wenn man seinen Gedanken nachgeht. Es ist ein Buch das nicht leicht zu verstehen ist, aber das jeder lesen sollte, der unter anderem auch Verständnis für Glaubensfragen und Zweifel an diesen hat. Oder aber schon immer wissen wollte: Wie sieht es bei meinem Partner aus? Sieht und fühlt er genauso wie Mathei und Co.?

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