Cover des Buches Nachts werden wir erwachsen (ISBN: 9783833308888)
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Rezension zu Nachts werden wir erwachsen von Ben Brooks

Definitiv kein Salinger

von Nespavanje vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Ein Coming-of-Age-Roman, der wunderbar herrlich aus dem Rahmen fällt und definitiv nicht mit Salingers Werk vergleichbar ist.

Rezension

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Nespavanjevor 9 Jahren

Der 17 jährige Jasper lebt mit seiner Mutter und seinem Stiefvater in einer kleinen Stadt in England. Seine einzigen Bemühungen gelten seiner Mitschülerin Georgia Treely die er gerne flachlegen möchte, und der Bemühung seinen Stiefvater des Mordes zu überführen. Zwischendurch hat er Sex mit anderen Mädchen und Frauen, nimmt exzessiv Drogen und leidet unter Schlaflosigkeit. Während solcher Nächte treibt er sich liebend gern in Sexchats rum.

Ben Brooks ist so etwas wie ein Ausnahmetalent unter den Schriftstellern. 1992 in England geboren, hat er bis heute bereits sechs Romane geschrieben und "Nachts werden wir erwachsen" ist sein vierter, aber sein erster Roman der auf Deutsch erschienen ist. Diese Erzählung ist ein typischer Coming of Age Roman und der eine oder andere Leser wird vielleicht geneigt sein, diese Erzählung mit Salingers Werk zu vergleichen. Ich finde den Fänger im Roggen antiquiert und ein wenig überholt, aber Ben Brooks legt es sogar auf eine Gegenüberstellung an, denn in diesem Werk vergleicht sich der Hauptprotagonist selbst mit Holden Caufield(=Protagonist in Salingers Buch), allerdings hält er sich selbst für draufgängerischer und attraktiver. Ich finde so einen direkten Vergleich, und noch dazu einen der vom Autor selbst injiziert wurde ein wenig heikel denn man könnte dem Schriftsteller nun Effekthascherei vorwerfen. Aber schließlich darf man Ben Brooks und den meistens Schriftstellern, zumindest ein bisschen, Hochmut und großes Selbstbewusstsein zugestehen.

Sein Erzählstil ist durchwachsen und ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Seine kurzen Sätze sind pointiert und wie sollte es auch anders sein, eine sehr lebhafte, teils ordinäre bildliche Sprache rundet seine Erzählung ab und dadurch wirkt sie auch sehr authentisch. Auf alle Fälle geht er nicht nach Schema F vor, wenn er von Jasper erzählt und das war mir ganz sympathisch. Dass der Inhalt polarisiert ist nicht von der Hand zu weisen, aber das Werk jetzt einseitig zu betrachten und ihm womöglich das Verherrlichen von Drogen und einen exzessiven Lebenswandel vorzuwerfen wäre ein bisschen vorschnell verurteilt. Denn auch in diesem Werk gibt es, wenn auch teilweise nur angedeutet, eben jene Schwere des Lebens, die man auch als Jugendlicher tragen kann oder muss. Und schließlich gab es zu jeder Zeit, ich erinnere mich da an den Film Kids der die Jugendkultur der 90er ähnlich schockierend porträtierte, Strömungen die auf die meisten Menschen erschreckend wirkte. An wen richtet sich nun das Buch? An Jugendliche die sich manchmal mit dem Protagonisten ein wenig identifizieren können oder vielleicht doch an Erwachsene die manchmal mit Wehmut an eine unbeschwerte aber auch an die mentale Unreife der Jugend zurückdenken? Ich glaube, dass beide an diesem einzigartigen Werk Gefallen finden können. Mir hat es auf alle Fälle sehr gut gefallen und Ben Brooks Romane werden auch in Zukunft den Weg in mein Bücherregal finden.

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