Meine Meinung
Handlung
Die Handlung ist, wie gewohnt, sehr gut durchgeplant und verstrickt. Neben dem Haupthandlungsstrang, der Atombombe in Clouds besitzt, gibt es die Handlung um Cloud selber, woher seine Motivation stammt und wie es dazu kommen konnte. Außerdem noch einige Nebenhandlungen, welche aber alle wichtig und gut platziert sind.
Alles beginnt mit dem Kopf der Russischen Mafia welcher später noch einige Male auftreten soll. Viele Kapitel lang begleiten wir Cloud, lernen ihn kennen und merken wie gerissen er ist. Alles, jeden einzelnen Schritt hat er auf lange Sicht geplant. Der Grund für seine Rachegelüste ist ein unsagbares Unglück, welches erst nach und nach aufgeklärt wird und in oberste Regierungskreise der USA reicht. Generell werden viele Nebenhandlungsstränge nach und nach aufgelöst, was die Spannung hält und aufbaut.
Dewey Andreas ist mittlerweile zurück in seiner Heimatstadt. Ein Hohes Tier in der Agency hat ihn jedoch auf der Abschussliste, denn als Non Official Cover, ein Agent ohne diplomatischen Schutz, ist er ein Sicherheitsrisiko. Diese Nebenhandlung ist später noch entscheidend und legt Dewey hier einige Steine in den Weg. Obwohl er handlungsmäßig nicht so im Fokus steht, wie in den Vergangenen Bänden, ist er dennoch ein wichtiges Bindeglied als Hauptcharakter.
Wie ihr merkt möchte ich zum Handlungsverlauf gar nicht so viel sagen. Denn das alles wäre irgendwie ein Spoiler. Die vorhergehenden Ereignisse, beispielsweise aus Band 1 werden zwischendurch nochmals kurz erläutert, ebenso widmet Ben Coes sich hier wieder mit viel Liebe zum Detail jedem Thema. Der Konflikt zwischen Russland und Amerika wird gut dargestellt und erklärt, ebenso werden auch „Kleinigkeiten“ welche nicht Handlungsrelevant sind gut ausgeschrieben. Zwischen den aktiven Handlungen und Dialogen wird viel erklärt und dargestellt, dass gibt der Geschichte Tiefe und hilft, diese aufzubauen.
Zeitweise begleiten wir die Atombombe bei ihrem Transport und der Montierung, auch hier wird viel erklärt um das ganze Greifbarer zu machen – definitiv gelungen.
Gleichzeitig sind wir auf der Amerikanisch Politischen Seite und begleiten hauptsächlich Hector Calibrisi und den Präsidenten – hier wird die Bedrohung durch eine Atombombe, welche als „9/12“ gehandelt wird, wirklich ernst genommen. Das Rennen gegen die Zeit ist unaufhaltsam spürbar, ebenso wie die aufkeimende Panik. So werden einige unkonventionelle Mittel genutzt um Cloud und somit die Bombe ausfindig zu machen. Hier geht es auch viel um Technik (klar, Cloud ist ja Hacker), aber alles wird gut erklärt, nichts davon ist langweilig oder nicht verständlich.
Spannungsmäßig muss ich sagen, ist dieser Teil wirklich der Beste. Es sind einige Cliffhänger eingebaut, welche mir den Mund haben offen stehen lassen. Das ganze ist absolut nicht vorhersehbar gewesen, bis zum Ende war nicht klar ob die Bombe detonieren wird. Die verschiedenen Nebenhandlungen werden am Ende gut verwoben und alles ergibt ein stimmiges Bild. Die Handlung ist zwar sehr abwegig, durch die authentische Darstellung aber gut vorstellbar und nahm mich als Leser vollkommen ein.
Das Ende wird nach und nach aufgebaut, man fiebert regelrecht darauf hin und hofft und bangt das alles gut geht. Ben Coes hat es hier geschafft, den Leser in eine Berg und Tal Fahrt zu schicken. Durch die verschiedenen Sichtweisen erfährt der Leser bestimmte Dinge vor den Protagonisten und ist somit im Geschehen emotional gefangen. Ein großartiger Pageturner.
Charaktere
Cloud ist der bis dato raffinierteste und charismatischste Antagonist. Gleich zu Beginn wird klar, dass mit ihm nicht zu Spaßen ist und er vor nichts zurück scheut. Wer denkt er sei „nur“ ein Hacker, der denkt falsch. Er ist mal ein Antagonist, welcher Dewey und Co. auf Augenhöhe begegnet. Doch auch Cloud hat seine Schwächen – man muss sie nur finden.
Von Dewey erfahren wir hier wieder mehr, viel über seine Vergangenheit in Maine und sein Leben mit seiner damaligen Frau. Es wird nochmal besonders herausgearbeitet wie besonders er ist und war, schon als Kind. Die Trauer um seine Verlobte rafft ihn aktuell allerdings dahin und das finde ich wirklich gut dargestellt und beschrieben. In diesem Band hatte ich zum ersten Mal das Gefühl wirklich komplett Teil der Geschichte zu sein. Hier merkt man tatsächlich auch wie sehr Dewey sich entwickelt. Vom trauernden Verlobten zum funktionierenden Delta, der sein Land retten will – sehr eindrucksvoll.
Die Crewmitglieder, welche die Bombe transportieren, werden sehr eindrucksvoll dargestellt und es wird klar, dass sie bereit sind ihr Leben dafür zu opfern, dass diese Bombe an ihren Bestimmungsort kommt. So fanatisch dass auch ist, so realitätsnah ist es auch beschrieben.
Die Zusammenarbeit auf Amerikanischer Seite ist mit unglaublich vielen Charakteren gut dargestellt. Vielseitig, authentisch und mehrdimensional begegnen und Politiker, Seals und Spezialagenten sowie das ein oder andere Ass im Ärmel von Calibrisi. Ben Coes hat auch hier wieder bewiesen das er keinen Seitenlangen Charakteraufbau braucht, um einen Charakter in die Geschichte einzufügen. Dafür sind seine Protagonisten zu gut ausgearbeitet.
Schreibstil und Erzählweise
Der Schreibstil und die Erzählweise von Ben Coes sind auch hier wieder mal grandios. Alles ist sehr gut vorstellbar geschrieben, sogar durcheinander wirkende Kampfszenen haben bei mir ein Kopfkino erzeugt. Zwischendurch gibt es oftmals Gesprächsprotokolle, Akten und einmal sogar ein Codefenster, das gibt der Geschichte noch mehr Authentizität. Die Verschiedenen Perspektiven werden, wie immer, aus der Sicht einer dritten Person geschildert. Vor den Kapiteln, welche mal sehr kurz und mal sehr, sehr lang sind, steht immer der aktuelle Ort und bei Bedarf auch die Zeitangabe.
Fazit
Eine ausgeklügelte Story, ein Hauptcharakter der zu Beginn so gar nichts Heldenhaftes mehr an sich hat, sich aber gut wandelt, ein Antagonist der mal richtig gut ist und der typisch ausgefallen gute Schreibstil alla Ben Coes. Der fünfte Band der Reihe ist meiner Meinung nach der beste, auch wenn ich alle anderen nun in einem etwas anderen (besseren) Licht sehe.
Ich empfehle dieses Buch jedem der von Ben Coes Schreibstil so begeistert ist wie ich und den diese abgefahrene Story ebenso anfixen.
Ansonsten würde ich sagen das nur Leseratten, welche Action nicht zu ihrem Genre zählen, auf Ben Coes verzichten können.
Ich gebe diesem Buch 5,0 von 5,0 Sterne!
*Ich bedanke mich an dieser Stelle beim Festa Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.