Rezension zu "Flammenalphabet" von Ben Marcus
Flammenalphabet ist eine Dystopie, mit der man nicht richtig warm wird. Anders als bei vielen anderen Romanen dieses Genres ist es mit äußert schwer gefallen, mit dem Protagonisten Samuel mitzufiebern. Anstatt zu verzweifeln, dass die Anwesenheit seiner Tochter Gift für ihn ist er deshalb fliehen muss, nimmt er die gesamten Geschehnisse um ihn herum scheinbar stoisch in Kauf. Kann man ja eh nicht ändern. Er packt also sein Auto voll und flieht in die Richtung, die ihm genannt wird. Dass er dabei sein Heim möglicherweise für immer verlassen muss, dass seine Frau auf der Flucht verloren geht und dass ein Mann mit mehreren Identitäten viele seiner tiefsten Geheimnisse kennt, scheint ihn kaum zum Grübeln zu bringen.
Die Figuren in Flammenalphabet wirken beim Lesen allesamt emotional unterentwickelt, wo man eigentlich Verwirrung, Verzweiflung oder andere tiefe Gefühle angesichts der Bedrohung durch die Sprache in all ihren Formen zu erwarten wären. Deshalb ging der Roman beim Lesen ziemlich an mir vorbei und konnte mich nicht fesseln.
Auch der Grund, weshalb die Sprache die Menschen um Gesundheit, Verstand und schließlich um ihr Leben bringt, bleibt die ganze Zeit ungeklärt. Man fragt sich immer wieder, wie es dazu kommen konnte, warum zuerst nur die Sprache von Kindern tödlich wirkt und irgendwann scheinbar jegliches Geräusch und jede Art von Geste, doch der Autor lässt uns im Dunkeln. Ebenso verwirrend ist die Auflösung des Romans. Es wird schließlich ein Gegenmittel gefunden, aber wie dieses funktioniert wird nie erklärt, und warum dieses nicht der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird ebenfalls nicht.
Fazit:
Nach Beenden des Buches hat man das Gefühl, rein gar nichts mitgenommen zu haben. Man fühlt sich emotional fast genauso abgestumpft wie der Protagonist der Geschichte. Und steht vor einem Haufen Fragen, die wohl nie geklärt werden.
Die ersten paar Kapitel sind das Spannendste an dem Buch, je länger man liest, desto mehr muss man sich quälen, um doch noch irgendwie bis zum Schluss durchzuhalten in der Hoffnung, dass etwas passiert. Diese Hoffnung bestätigt sich nicht.
Daher kann ich hier nur 1 Stern vergeben.