Die 14-jährige Ginny hat schon so einiges in ihrem Leben durchgemacht. Wir treffen sie in ihrer neuen Adoptivfamilie bei ihren neuen "Herzenseltern", wo sie es im blauen Haus endlich gut hat, nachdem das Jugendamt sie von ihrer leiblichen Mutter wegnehmen musste. Ginny ist anders als andere Kinder, sie ist Autistin und besucht eine Schule für Kinder mit besonderen Bedürfnissen. Ginny muss nach festen Strukturen leben und solange sie das kann, kommt sie in dieser Welt, die sie oftmals nicht versteht, zurecht. Doch da ist noch etwas aus der Vergangenheit, was sie nicht loslassen kann und plötzlich bringen Ereignisse in ihrer neuen Familie ihre kleine geordnete Welt im blauen Haus und in ihrer Schule durcheinander. Doch Ginny hat ja zum Glück einen Plan, von dem sie sich nicht abbringen lässt...

Ich lese gern Bücher über Charaktere, die etwas "anders" sind und Ginnys Anderssein wird hier so herzlich und liebevoll beschrieben, dass man sie einfach ins Herz schließen muss. Wie sehr habe stellenweise ich mit Ginny gelitten. Ich habe versucht, ihre verschrobene Logik nachzuvollziehen und ja, wenn man sich nur darauf einlässt, ist ihre Wahrnehmung der Welt, ihr "anderes" fühlen und Denken völlig verständlich. Ginny hat es nicht leicht mit den Erwachsenen, die sie nicht oder falsch verstehen und dann verschwindet sie in ihrem Gehirn, wie sie sich selbst ausdrückt. Oftmals bin ich sehr wütend geworden, da ich dachte, wenn diesem Kind nur einer mal richtig zuhören würde, dann könnte man sie auch verstehen. Stattdessen werden ihr teilweise schwere Vorwürfe gemacht, weil sie sich und andere in gefährliche Situationen bringt, die man mit mehr Verständnis für ihr Denken wahrscheinlich teilweise hätte verhindern können.
Gleichzeitig konnte ich aber auch ihre Pflegeeltern verstehen, die mit der Erziehung eines autistischen Mädchens und ihren Kapriolen und einem Säugling im Haus überfordert waren. Gerade als Baby Wendy geboren wird, wird Ginnys Drängen nach ihrer eigenen Babypuppe, die sie vor 5 Jahren im Haus ihrer Mutter verloren hat, immens. Dieses Buch ist voller Herausforderungen, denen Ginny, die Lehrer und die "Herzenseltern" sich tagtäglich stellen müssen.

Ginny Moon ging mir sehr nahe. Dieser Roman ist teilweise chaotisch und durcheinander, eben genauso, wie es in Ginnys Kopf aussieht, denn sie erzählt uns ihre Geschichte so, wie sie sie erlebt. Da der Autor mit seiner Ehefrau selbst ein autistisches Kind adoptiert hat, wirken die Beschreibungen des Alltags, der Schwierigkeiten aber auch der schönen Momente in der Familie sehr authentisch und ehrlich. Klare Leseempfehlung!