Meine Erwartungen waren von dem was ich bisher so mitgekriegt hatte eher niedrig, und so wurde ich erstmal positiv überrascht. Stuckrad-Barre liest selbst, was sehr gut zu dem autofiktionalen Stil des Erzählers passt. Zwar sprich er einige Wörter wie "Zukumt", "Komferenz" oder besonders häufig "kümftig" falsch aus, aber das hat durchaus Charme bei einem Erzähler, der (angeblich unwissend) immer alles richtig macht, sich dabei aber immer betont naiv gibt.
Was insgesamt nervt, ist, dass das Buch von einem Mann geschrieben wurde über Machtmissbrauch von Männern an Frauen, und dass dieser Mann am Ende wahnsinnig Kapital aus dem ganzen Medienrummel um sein Buch schlägt. Die Frauen sind und bleiben die Gelackmeierten. So wirklich kann man das Stuckrad-Barre nicht zum Vorwurf machen, denn auch er verliert einen Arbeitgeber durch seine Interaktion und Fürsprache. Aber es macht eben auch deutlich, warum jemand wie Stuckrad-Barre ein Buch über meetoo schreibt und sich selbst in den Mittelpunkt der Erzählung stellt. Dank "NOCH WACH" sollte ihm das Leben in schicken Hotels für die nächsten Jahre sicher sein.