Cover des Buches Schwarze Schafe (ISBN: 9783864253850)
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Rezension zu Schwarze Schafe von Benjamin von Eckartsberg

Ansatzlos sympathisch – Ein Endzeitszenario, das Lust auf die Zukunft macht?

von Kulturspion vor 10 Jahren

Kurzmeinung: Ansatzlos sympathisch! Die beiden "vons", definitiv angekommen im deutschen Comic-Adel.

Rezension

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Kulturspionvor 10 Jahren
Wie soll man diesen Comic nicht auf Anhieb lesen wollen? Der Zeichenstil ist ansatzlos sympathisch. Thomas von Kummant mischt kräftige, satte Farben an, denen die Kraft eines wilden, ungebändigten Raubtieres innewohnt, doch der Dompteur hat seine Wildkatzen jederzeit eisern im Griff. Nie überbordend, nie effekthascherisch, aber Seite für Seite die Muskeln der Farbpalette spielen lassend.

Ebenso überzeugend fällt die Mischung aus Computergrafik und pinselschwingendem Handwerk aus. Und dann erst die Motive: die spektakulären Landschaften, die einzigartigen Charaktere und die pulsierende Lebendigkeit in jedem einzelnen Panel. Ein wuchtiger Auftritt, den Gung Ho äusserlich bietet.

Und die Geschichte? Die hinkt dem Zeichenstil in keinster Weise hinterher, dafür sorgt der Szenarist Benjamin von Eckartsberg. In einer nahen Zukunft hat sich das heutige Europa aufgelöst in wenige, stark befestigte Städte und Siedlungen. Eine überzüchtete Affenart beherrscht die unbesiedelten Zonen und droht jederzeit, in die Menschenansammlungen einzudringen. Strenge Regeln und detaillierte Sicherheitsszenarien sichern das Überleben der Menschheit.

Doch Zack und Archer Goodwoody, zwei rebellierende Teenager, haben eine instinktive Abneigung gegen Regeln und Autoritäten. Eine lange Geschichte von Übertretungen aller Regeln hat sie nun in die exponierteste aller Siedlungen verschlagen, in Siedlung Nr.16, auch Fort Apache genannt. The Last Stand sozusagen. Hier, mitten in der Natur, trennen sie nur einige Holzbarrikaden und der rostige Lauf einer Schrotpistole von der weissen Plage. Dieser Nervenkitzel sorgt für den exakt richtigen Adrenalinlevel, auf den die Brüder abfahren. Zudem haben ihre Augen bereits einige heisse Mädels ausgemacht und die nervigen Vorgesetzten versprechen ebenfalls allerhand Spass, jedenfalls aus der Sicht der aufmüpfigen Jungs.

Was ihnen aber als Freizeitpark für ihre hormonellen Abenteuer erscheint, wird nach der ersten Attacke rasch zum bitteren Überlebenskampf. Das Leben in Fort Apache ist kein Spiel. Schon gar kein Kinderspiel. Das lernt man in Siedlung Nr.16 auf die brutale Art. Fressen und gefressen werden.

Mit diesem überzeugenden Projektauftakt haben sich die beiden „vons“ definitiv in den Adelsstand des deutschen Comics geschrieben und gezeichnet. Angelegt auf fünf Bände verspricht der furiose Anfang weitere geballte Unterhaltung. Und so apokalyptisch die Geschichte auch anmutet, man sehnt sich paradoxerweise geradezu danach, wenigstens einmal diese farbenprächtige Endzeit-Zukunft besuchen zu dürfen. In den weiteren vier Bänden ist das zum Glück möglich.

Besonders begeisterte Leser können sich mit der hochwertigen Vorzugsausgabe selbst beschenken. Neugierige finden Vorstufen und allerlei Informatives im Gung Ho-Blog (der leider schon länger nicht mehr aktualisiert wurde, aber selbst die alten Einträge sind ein Augenschmaus).

>Benjamin von Eckartsberg, Thomas von Kummant: Gung Ho Band 1 – Schwarze Schafe; Cross Cult.
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