Eine Gruppe Jungs aus Berlin macht Anfang der 50er Jahre Urlaub im Pionierlager am Tannensee. Das Kinderbuch ist als Tagebuch in naiver Sprache geschrieben und soll zeigen wie sich der Nachwuchs in der Kinderorganisation zusammenrauft. Es ist natürlich völlig aus der Zeit gefallen und für heutige Kinder größtenteils unverständlich. Wohl eher etwas für Ostalgiker die einst selbst das blaue Halstuch getragen haben und "immer bereit" zur "Freundschaft" waren. Pludras (1925-2014) andere Bücher sind aber zum Teil heute noch Schullektüre.
Benno Pludra
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Benno Pludra
Bootsmann auf der Scholle
Die Reise nach Sundevit
Das Herz des Piraten
Lütt Matten und die weiße Muschel
Insel der Schwäne
Heiner und seine Hähnchen
Sheriff Teddy
Die Jungen von Zelt 13
Neue Rezensionen zu Benno Pludra
Rezension zu "Die Reise nach Sundevit" von Benno Pludra
Meine große Schwester ist mit diesem Buch aufgewachsen und hat es mir ans Herz gelegt, weshalb ich überhaupt dazu gekommen bin mal wieder ein Kinderbuch zu lesen. Und was soll ich sagen? Das sollte man als Erwachsener wirklich öfter tun.
In der Geschichte geht es um Timm, der leider oft alleine ist. Als am Strand fremde Kinder zelten und ihn auf eine Reise einladen, ist er Feuer und Flamme, denn endlich hat er wen zum Spielen. Doch vorher muss noch einiges erledigt werden. Was wird ihm die Reise bringen?
Bevor ich zur eigentlichen Geschichte komme, muss ich unbedingt die wundervollen Illustrationen von Hans Baltzer loben, denn diese unterstreichen die Geschichte perfekt.
An Timm hat mir gefallen, dass er trotz seines Alters sehr selbstbewusst ist und ungemein hilfsbereit. Selbst wenn dies sein Leben durcheinander wirbelt, kann er nicht aus seiner Haut und hilft anderen. Das kam mir sehr bekannt vor, denn mir geht es ähnlich. Manchmal ärgert man sich dann über sein Helfersyndrom, aber irgendwie macht es ja auch glücklich für andere da zu sein.
Da ich die Geschichte vorher noch so gar nicht kannte, war ich doch sehr überrascht wie spannend sie ist, denn man fiebert regelrecht mit, ob denn auch wirklich alles klappt was er sich vorgenommen hat.
Ich habe mich jedenfalls sehr gut unterhalten gefühlt und fand die Botschaft, dass Helfen sich immer lohnt, enorm wichtig.
Leider muss ich gestehen, dass ich mir sehr unsicher bin, ob Kinder der heutigen Zeit mit diesem schönen Kinderbuch überhaupt etwas anfangen können. Klar ist mir nur, dass Eltern es dennoch versuchen sollten, denn diese Geschichte ist mal was Anderes und sticht aus dem heutigen Einheitsbrei im jeden Fall hervor, da eben nicht immer alles eitel Sonnenschein ist.
Timms Geschichte ist in meinen Augen mitten aus dem Leben gegriffen. Das kann jedem mal passieren, da es etwas Alltägliches ist. Ich konnte mich gut in ihn einfühlen und mich mit ihm identifizieren.
Fazit: Ein tolles Kinderbuch, was trotz seines Alters immer noch zu überzeugen weiß, da es wichtige Werte vermittelt. Von mir eine klare Leseempfehlung. Klasse!
Das Herz des Piraten beginnt, als handele es von den großen Seeabenteuern, von Piraten, Ungeheuern und Schätzen, wie sie uns auch in anderen phantastischen Büchern begegnen. Um eine solche von unserer Realität losgelöste Welt geht es Benno Pludra aber nicht. Im Gegenteil: Er möchte mithilfe seiner Bücher Jugendliche für die eben immerzu komplizierte Wirklichkeit sensibilisieren. Er möchte, wie er einmal in einem Interview sagte, "Geschichten schreiben, die dem Leser eigenes Denken abverlangen" und "zur Korrektur lange gebrauchter Schablonen führen".
So verwundert es auch nicht, dass das Phantastische hier bloß als Stein in Erscheinung tritt, den Jessi, die Protagonistin des Romans, eines Tages am Strand findet. Einem Stein übrigens, der für die übrigen Bewohner des Dorfes, in dem der Text sich abspielt, nur ein Stein ist wie viele andere auch. Einzig Jessi kann ihn, der einst das Herz eines gefürchteten Piraten war, hören, wenn er spricht, und sehen, wie er leuchtet in ihren Händen. Schnell bildet dieses phantastische Element aber vornehmlich den Hintergrund für eine ganz andere Geschichte.
Jessi fehlt nämlich etwas im Leben. Noch vor ihrer Geburt verschwand ihr Vater, ein Schausteller in einem Wanderzirkus, und kam nie wieder. Sie hat ihn niemals kennengelernt. Die Abwesenheit des Vaters kann auch die sehr liebevoll geschilderte Beziehung zwischen Jessi und ihrer Mutter Elise nicht auffangen.
Pludra gelingt es auf einfühlsame Art und Weise, durch die Augen Jessis die kindliche Sehnsucht nach einem Vater, gleichsam aber auch die Bedürfnisse der Mutter nach einer neuen Liebe anschaulich und für Kinder und Jugendliche nachvollziehbar darzustellen.
Die Verschränkung von abwesendem Vater und anwesendem Stein, die zunehmend miteinander identifiziert werden, kulminiert in dem Moment, da der Vater von Jessi im Dorf erscheint. Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Nur dies: Das Phantastische, das der sprechende Stein in die dörfliche Welt einführt, wird zu keiner Zeit aufgelöst als kindliches Phantasma. Es wird nicht als etwas zur Welt Distinktes vorgestellt, es ist Teil zumindest von Jessis Realität und hilft ihr, zeitweise, bei der Verarbeitung ihrer Gefühle. Ein Plädoyer also auch für die kindliche Phantasie, die aber, und das ist entscheidend für Benno Pludra, immer zurückgebunden werden muss an die Wirklichkeit,
Nebenbei verhandelt der Text auch, mithin etwas verdeckter, andere Themen. Etwa die Kritik an Massentierhaltung und sozialer Ausgrenzung, die Fürsprache für das Individuelle eines Menschen usf.
Es ist ein reicher Text, der an Reichtum gewinnt, je genauer man hinsieht. Getragen von einer äußerst poetischen Sprache, deren moderne und für ein Jugendbuch einzigartige Rhythmik der emotionalen Einbindung der Leser*innen zuarbeitet, ist dieses Buch für Jugendliche bis zur Pubertät ein äußerst vielschichtiger Text mit zahlreichen Projektionsmöglichkeiten.
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