Obwohl der Roman sich gut liest und es dem Autoren gelingt, eine Liebesgeschichte zu schreiben, in der sich die Besonderheiten einer homosexuellen Beziehung und grundsätzliche Fragen der Liebe die Waage halten, und er dabei auf plakative Aufdringlichkeit verzichtet, ohne Zärtlichkeit und Sex zu leugnen, habe ich doch einige Kritikpunkte.
Die Geradlinigkeit und der immergleiche Rhythmus zwischen Gegenwart, Vergangenheit Alexis, Vergangenheit Marc, wirkt auf Dauer ermüdend, zumal in der Gegenwart nur die Reise von Catherine und Marc beschrieben wird, die vor allem aus den ständigen, kaum variierten Sorgen um Alexis und den erst am Ende aufgelösten Fragen um dessen Unfall besteht.
Überhaupt werden viele Gedanken ständig wiederholt, und leider unterliegt auch dieser Autor der Versuchung, zu viel erklären zu wollen. Es gibt immer wieder zwischengeschobenen Abhandlungen über schwule Lebensfragen und Traumata, statt einfach die Geschichte für sich sprechen zu lassen.
Auf der einen Seite ist der Stil oft zu sachlich, auf der anderen Seite gibt es immer wieder unpassende kitschige Einschübe. Es ist zwar schön, dass sich der Autor nicht vor Romantik scheut, aber manchmal greift er zu tief in die Schmalzkiste: „sein Lächeln strahlte heller als die Sonne“ o.ä.
Mir gefiel auch nicht, dass - außer der vollkommenen Liebe zwischen Marc und Alexis - alle Beziehungen problembehaftet und toxisch sind, von dem Missbrauch durch den Lehrer über den bindungsunfähigen Juan bis zum extrem liebeskranken, klammernden Thibault - und noch so einige dazwischen, als gäbe es nur diese Extreme.
Der Lebensstil der Protagonisten, jung, reich und schön, beruflicher Erfolg und Luxusurlaube, war glaubhaft dargestellt, und ich denke, es gibt diese Szene - und in der Tat ist es gerade dort oft schwierig, den „Partner fürs Leben“ zu finden - aber mir gelang es nicht, mich in diese Welt hinein zu fühlen und zu denken. Sie blieb mit letztlich fern.
Und schließlich der sich schließlich doch als relativ simpel herausstellende Plot: der Autor mutet Alexis ja doch so einiges zu, um die Story voranzutreiben, sodass am Ende die Dramatik des Kriminalfalls die Nuancen der Liebesgeschichte in den Hintergrund drängte.