Berit Glanz

 3,9 Sterne bei 57 Bewertungen
Autorin von Pixeltänzer, Automaton und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Eine Vorliebe für Skandinavien: Berit Glanz, geboren 1982 in Preetz, ist eine deutsche Schriftstellerin. Sie studierte Skandinavistik und Theaterwissenschaften in München, Rekjavik und Stockholm. Während ihres Studiums arbeitete sie als Lektorin und Verlagsdramaturgin im Theaterstückverlag Kornwimmer in München. 

Nach ihrem Abschluss verbrachte sie einige Zeit in Island. Bei ihrer Rückkehr fing sie dann an als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Neue Skandinavische Literaturen des Instituts für Fennistik und Skandinavistik der Universität Greifwald zu arbeiten. 

Aufgrund ihres interesses an Skandinavien, war sie bei mehreren Projekten mit Sschwerpunkt Skandinavien beteiligt. So unter anderem als Gastkuratorin des Filmfestivals Cost Mediale und bei der Produktion diverser Musikvideos. Nebenbei übersetzt sie Literatur aus dem Norwegischen, Schwedischen und Isländischen. 

Neben Theaterstücken schreibt die Autorin auch Prosa und Lyrik. So wurde sie dank ihrer Arbeiten Finalistin beim open mike in Berlin und wurde mit dem Literaturpreis Mecklenburg-Vorpommern ausgezeichnet. Ihr Debüt als Romanautorin gab sie mit ihren Werk „Pixeltänzer“.

Alle Bücher von Berit Glanz

Cover des Buches Pixeltänzer (ISBN: 9783895611926)

Pixeltänzer

 (27)
Erschienen am 30.07.2019
Cover des Buches Automaton (ISBN: 9783827014382)

Automaton

 (27)
Erschienen am 24.02.2022
Cover des Buches 99 x Island wie Sie es noch nicht kennen (ISBN: 9783734307911)

99 x Island wie Sie es noch nicht kennen

 (2)
Erschienen am 28.06.2018
Cover des Buches Automaton: Roman (ISBN: B09HXJBSRV)

Automaton: Roman

 (1)
Erschienen am 24.02.2022

Neue Rezensionen zu Berit Glanz

Cover des Buches Automaton (ISBN: 9783827014382)
Elenchen_hs avatar

Rezension zu "Automaton" von Berit Glanz

Automaton
Elenchen_hvor 2 Jahren

"Einige Bläulinge trinken aus einer Pfütze auf den hellen, warmen Steinen. Sie flattern sorglos umher, als wüssten sie nicht um die Gefahr des Wassers bei einem Absturz. In den Blautönen ihrer Flügel bricht sich das Licht." - Berit Glanz, "Automaton"


Sobald die junge Mutter Tiff die Wohnung verlassen muss, erfasst sie Panik. Sie leidet an einer Angststörung und ist dadurch größtenteils an die eigenenen vier Wände gefesselt. Auf der Online-Plattform Automaton schlägt sie sich mit Clickworkings durch. Einer ihrer Aufträge wird den Kund*innen so verkauft, als werte eine KI Überwachungsvideos aus - dabei stecken Menschen wie Tiff dahinter, die sich stundenlang die Überwachungsclips anschauen. Für den Auftrag musste sie eine Verschwiegenheitserklärung unterzeichnen, doch dann wird sie Zeugin eines Verbrechens...


In "Automaton" blickt die Autorin Berit Glanz sehr genau auf die Chancen und Risiken unserer vernetzten Welt. Sie lotet aus, wo sich die sich aus der Digitalisierung ergebende Anonymität und Distanz im Internet schädlich auswirken, aber auch welche Chancen sich aus der Möglichkeit, in sekundenschnelle Kontakte aufbauen zu können, ergeben. Dabei erweckt sie mit Tiff eine Protagonistin zum Leben, die zwar in der realen Welt aufgrund ihrer Angststörung nur einen kleinen Bewegungsradius hat und wenige Kontakte pflegt, im Netz aber mutig und bestimmt auftritt, Freund*innenschaften schließt und sich von ihren Zielen nicht abbringen lässt.


Der Gegenwartsroman ist in zwei Erzählstränge aufgeteilt. Zum Einen begleiten wir Tiff mit ihrem Sohn in der beengten Wohnung und bei ihren Aufträgen bei Automaton, zum Anderen Stella, die auf der anderen Seite der Welt in einem Obdachlosenheim arbeitet und nach und nach von ihrer Verganhenheit erzählt, die sich teilweise auf Hanffeldern abspielt. Gespickt wird das Buch noch mit Chats zwischen Tiff und ihren Freund*innen bei Automaton. Erst gegen Ende des Buches finden die beiden Erzählstränge zusammen - was mich ehrlich gesagt ein wenig gestört hat. Ich konnte mit Stellas Geschichte nicht viel anfangen, sie war recht zäh und ich hatte immer das Gefühl, so schnell wie möglich wieder bei Tiff ankommen zu wollen. Natürlich lässt sich hier anmerken, dass mit Stellas Arbeit in der Fischfabrik auf der einen und mit Tiffs Arbeit bei Automaton auf der anderen Seite zwei prekäre, schlecht bezahlte Fließband-Jobs in zwei unterschiedlichen Jahrhunderten einander gegenüber gestellt werden, trotzdem haben diese Teile des Buches der Story in meinen Augen viel Spannung geraubt.


"Automaton" ist trotzdem ein sehr interessanter Roman, der sich mit einem der präsentesten Phänomene unserer Zeit beschäftigt - dem Internet. Dabei legt Berit Glanz ihren Fokus nicht nur auf die negativen Aspekte der Digitalisierung, sondern macht durch Tiff und ihre Freundinnen auch vor allem eines: Hoffnung.

Cover des Buches Automaton (ISBN: 9783827014382)
claydens avatar

Rezension zu "Automaton" von Berit Glanz

Optimismus statt Pessimismus
claydenvor 2 Jahren

Tiff, leidet unter einer Angststörung, die sie in ihrem alltäglichen Leben stark einschränkt. Sie verlässt deswegen kaum ihre Wohnung außer zum Einkaufen und wenn sie ihren Sohn vom Kindergarten abholt, ein einfacher Schwimmbadbesuch mit ihren Sohn ist jedoch nicht möglich, ohne dass Tiff in Panik ausbricht. Aufgrund ihrer Angststörung und dass sie alleinerziehend ist, scheint der Job als Clickworkerin auf der Plattform der Firma Automa perfekt für sie geeignet zu sein. Sie kann nachts, wenn ihr Sohn schläft, arbeiten und online von ihrer Wohnung aus. Damit hören jedoch die Vorteile schon auf, ist der Job als sogenannte Automaton in der Regel sehr schlecht bezahlt, monoton und zermürbend. Des Weiteren läuft sie Gefahr, auf verstörende Inhalte zu stoßen, die ihrer Angststörung wenig zuträglich sind. Ein Lichtblick ist jedoch die Chatfunktion der Plattform, auf der sie sich mit weiteren Automatons aus aller Welt unterhalten kann. Als Tiff die Bilder einer Überwachungskamera kontrollieren soll, glaubt sie, Zeugin eines vermeintlichen Verbrechens geworden zu sein. Gemeinsam mit ihren Chatfreunden versucht sie mehr herauszufinden trotz ihrer vertraglichen Verschwiegenheitspflicht. 

Was wie ein Thriller klingt, ist jedoch eher ein Roman über die Ausbeutung der Clickworker und die Kehrseite der Digitalisierung. Mit einfacher und klarer Sprache werden die Schattenseiten des Internets aufgezeigt, aber auch welche Möglichkeiten das Internet und die globale Vernetzung von Menschen online eröffnet Gutes zu tun. Ich hätte mir jedoch gewünscht, wenn der Roman noch tiefer auf die dunklen Abgründe des World Wide Webs eingegangen wäre, die hoffnungsvolle Botschaft ist meiner Meinung nach zu naiv gedacht. 

Insgesamt konnte mich der Roman nicht so richtig abholen, beim Lesen hatte ich eher das Gefühl, dass die Handlung und der Textaufbau um die Themen herumkonstruiert wurde, die Krimihandlung und das Verhalten der Clickworker war mir zu unrealistisch ich konnte einfach keine emotionale Nähe zum Gesagten bzw. Geschriebenen aufbauen. Ich wusste, was der Roman mir zeigen will, aber „gefühlt“ habe ich es nicht.

Cover des Buches Automaton (ISBN: 9783827014382)
amara5s avatar

Rezension zu "Automaton" von Berit Glanz

Fenster zum Leben
amara5vor 2 Jahren

Nach ihrem Erfolgsdebüt „Pixeltänzer“ leuchtet die Literaturwissenschaftlerin und Autorin Berit Glanz nun auch in ihrem neuen unterhaltsamen Roman „Automaton“ faszinierend die nahtlosen Verbindungen zwischen der analogen und der digitalen Welt aus – und betrachtet feinfühlig die Menschen, ihre Leben und Probleme darin. Dabei lässt sich Glanz konzentriert Zeit beim Erzählen und dem subtilen Aufbauen zweier Erzählstränge aus zwei Frauenleben auf zwei unterschiedlichen Kontinenten, die sich dank der digitalen Vernetzung langsam und hoffnungsvoll verbinden.

Protagonistin Tiff (schöne Anspielung auf das gleichnamige Bildformat) ist alleinerziehende Mutter eines Sohnes und leidet an starken Angststörungen, die sie an ihre Wohnung fesseln – sie ist Content-Managerin und Clickworkerin, hat für eine große Social Media Firma moderiert und anstößigen Inhalt sowie gewaltvolle Bilder gefiltert, bis sie diese nicht mehr losgelassen haben und sich in ihrem Kopf eingebrannt haben. Gefangen in Armut und prekären Arbeitsverhältnissen arbeitet sie von zuhause aus als Automaton: Über Foren zieht sie sich monotone Jobs, sogenannte Autobs, ans Land, in denen sie Inhalte wie Bilder, Texte oder Videos ansehen und verschlagworten muss. Eine Arbeit, die laut ExtraEye angeblich von KI durchgeführt wird, doch leisten sie in Wahrheit schlecht bezahlte, menschliche Clickworker. Auch hier besteht die Gefahr, dass sie hilflos verstörenden Content ansehen muss, doch die meisten Aufträge erweisen sich zwar als stupide und repetitiv, aber harmlos. In einem Auftrag der Firma ExtraEye überwacht sie Überwachungskamera-Aufzeichnungen einer amerikanischen Lagerhalle – auf mehreren Aufnahmen ist ein bärtiger, obdachloser Mann zu sehen, der seinem Hund liebevoll etwas vorliest und vor den Toren übernachtet. Dann verschwindet der Mann, doch der Hund bleibt verstört und verängstigt zurück, bis auch er nicht mehr zu sehen ist. 

Tiff entscheidet diesmal, nicht hilflos zuzusehen, wie die Menschen in den Videos aus ihrem Leben verschwinden und sie nicht weiß, wie ihre Geschichte endet – anders als eine KI hat sie menschliche Emotionen. Entgegen ihrer Existenz- und anderen Ängsten stellt sie sich ihrer Hilflosigkeit und erhält solidarische, digitale Hilfe ihrer Chat-Freunde aus den Automaton-Foren. Gemeinsam gehen sie virtuell auf Spurensuche nach Mr. Beard und seinem Hund – sie wird sie an die amerikanische Westküste zu Stella führen, die den zweiten Erzählstrang des Romans ausmacht: Sie arbeitet auch in prekären Arbeitssituationen, aber in der analogen Welt auf einem Marihuana-Feld in Kalifornien und hilft nebenbei in der Suppenküche aus. Auch sie hat mit Traumata aus der Vergangenheit, Einsamkeit und Enttäuschung zu kämpfen, doch der Fall von Tiff aus Deutschland wird auch ihr neue Hoffnung schenken.

Mit einer subtilen Spannung, einem ruhig-eindringlichen Schreibstil, der sich mit mehreren Chatprotokollen mischt, und einer klaren Sprache zeigt Berit Glanz deutlich und empathisch auf, wie sich prekäre Arbeitssituationen in der analogen und digitalen Welt ähneln und unterscheiden. Die Kapitelüberschriften in Tiffs Welt gleichen einer lateinischen Nomenklatur der Tier- und Pflanzenwelt und haben eine puzzleartige Bedeutung in den jeweiligen Kapiteln, bis am Ende der schöne covergebende Hauhechel-Bläuling das Ende berührend abrundet. Die Überschriften in Stellas Leben spielen mit dem Gegensatz der physischen Arbeit in der Natur, größtenteils mit Holz in der Anspielung auf die aussterbende Holzfällerarbeit des Großvaters.

Tiffs Ängste, aber auch ihr Fenster zum Hof (Hitchcock lässt grüßen), ihr Blick durch das Browserfenster hindurch ins analoge Leben eröffnet ihr selbst Heilungs- und Handlungsmöglichkeiten im eigenen Leben. Glanz spielt in ihrem klug arrangierten und vielschichtigen Roman gekonnt mit den neuen Möglichkeiten im digitalen Raum und entwickelt eine zutiefst menschliche Geschichte über Zusammenhalt, Hoffnung und Solidarität in einer Welt, die immer isolierter zu werden scheint. Detailliert, mitfühlend und psychologisch fein herausgearbeitet schildert sie das Privatleben der zwei Frauen in all seinen Facetten, beobachtet feinsinnig ihre Sorgen, Wünsche und unterschiedliche Arbeitswelten.

Ein bewegender, gesellschaftskritischer sowie hoffnungsstiftender Roman über die Handlungsspielräume des Einzelnen hin zu einem sozialeren Miteinander in einer durchdigitalisierten, ausbeuterischen und vom Kapitalismus geprägten Umgebung.

Gespräche aus der Community

Leserunde mit Teilnahme der Autorin!

Die junge Mutter Tiff schlägt sich mit unterbezahlten Online-Jobs für die Plattform Automa durch, da sie wegen einer Angststörung ihre Wohnung kaum verlassen kann. Ihre zermürbende Akkordarbeit wird als angebliche Überwachungsleistung einer KI teuer verkauft, was sie zur Verschwiegenheit verpflichtet. Doch dann wird sie am Bildschirm Zeugnis eines Verbrechens...

300 BeiträgeVerlosung beendet
irrewirres avatar
Letzter Beitrag von  irrewirrevor 2 Jahren

Ich warte immer noch auf einen großen Knall, aber eigentlich bin ich mir nicht mehr sicher, ob noch einer kommt. Ich finde es auf jeden Fall schon unglaublich, dass Tiff den Kontakt herstellt und Stella anruft. Was für ein Engagement sie hier entwickelt! Na ja, vielleicht wäre es in der Realität noch einen Tick schwerer, die Verbindung herzustellen, aber es ist nicht unmöglich.

Ich hatte das Buch nach diesem Abschnitt eine Weile liegen lassen, aber jetzt kommt der Endspurt.

Zusätzliche Informationen

Berit Glanz im Netz:

Community-Statistik

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auf 14 Merkzettel

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