Cover des Buches Arthurs Entführung (ISBN: 9783770020416)
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Rezension zu Arthurs Entführung von Bernd Desinger

Wirklich auf der Suche nach Arthur? Lest selbst!

von Manuela_Kraemer vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Buch aufschlagen, Kopfkino an - ein lesenswerter erster Band, einer Trilogie, die selbst in die Gattung Arthusroman passt.

Rezension

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Manuela_Kraemervor 6 Jahren
Das Buch „Arthurs Entführung“ ist der erste Band einer Trilogie. Das ist wichtig zu wissen. So beginnt die Geschichte um Arthur nicht mit Arthur, sondern mit seinen Freunden, Lance, Falk, Jannifer und Eric. „Arthurs Freunde“ werden sie auch von anderen genannt.

Arthur ist entführt worden, heißt es. Dazu liegen „Beweise“ in seiner Wohnung, die immer Treffpunkt der Freunde war. Außerdem finden sie Geld vor und Anweisungen, ihn zu suchen. Wahrscheinlich, um die Suche anzustoßen, gibt es noch ein „Entführervideo“, das Arthur in „Bedrängnis“ zeigt. Ich habe Anführungszeichen genutzt, weil ich als Leser arge Zweifel habe, ob man mich nicht mit meinen eigenen Bildern im Kopf in die Irre führen will – und freue mich diebisch darüber!!

Das Gefühl, dass mich der Autor ein wenig mit meinen Sehgewohnheiten necken möchte, zieht sich durch das ganze Buch!

So machen sich die vier Freunde auf.die Suche nach Arthur. Zwei fliegen in die Vereinigten Staaten von Amerika, einer gen Norden Richtung Skandinavien und einer bleibt in Deutschland. Die „Helden“ irren umher und müssen sich erst einmal selbst finden, bzw. überlegen, was sie wollen. So kommen sie auf ihren Reisen in alle Himmelsrichtungen an geheimnisvolle Orte in der realen Welt, bestehen Prüfungen, lernen sprechende Tiere und wunderschöne Frauen kennen und lieben. Es muss überwunden, gekämpft und entdeckt, ja teilweise auch erlöst werden.

So drängte sich mir beim Lesen schnell ein weiteres Bild des roten Fadens auf, der sich durch das gesamte Buch zieht: Die Gattung Arthusroman. Wer, wie ich, Germanistik studiert hat– und das mit Schwerpunkt Mediävistik –, dazu "Indiana Jones"- und "Monty-Python"-Filme sowie klassische Hollywood-Streifen liebt, weiß, wovon ich spreche. Zu dieser Gattung passt Arthur als Mittelpunkt, der im Hintergrund bleibt, das Umherirren, die Suche nach dem heiligen Gral (Arthur ist entführt), die Tafelrunde (Arthurs Wohnung), die Ritter der T. (Freunde). Allein die Namen Lance(lot), Jannifer (Guinover), Eric (Erec), Falk (würde ich Parzival zuordnen, ist aber nicht wichtig)... Ein weißer Hirsch oder grüner Ritter kommen nicht vor, der heilige Gral noch nicht. Dafür erscheinen sprechende Eidechsen, Hunde, Prüfungen, wilde Mönche... und Orte, die nicht immer gefunden werden wollen. Die Suche führt die Helden zum Ende hin gemeinsam nach Amerika, hier schlagen sie ihre erste gemeinsame „Schlacht“ und gehen anschließend wieder auseinander. Ende des ersten Buches. Ende des ersten Wegs?

Ein kleiner Wermutstropfen ist, dass ab und zu – mir persönlich – der erhobene, "studierte" Zeigefinger zu arg hervorragt. Da sind zum Beispiel die genauen Ortsbeschreibungen oder Weltanschauungen, die den Helden in den Mund gelegt werden. Alles prima, nur manchmal finde ich sie „too much“, weil dadurch die Geschichte in langweilige Gewässer abdriftet. Gerade das Ende finde ich zu lang: Weil ja Band 2 und 3 noch folgen, braucht es meiner Meinung nach kein langsames Auslaufen des Endes mit vielen Erklärungen. Ein Knall und Schluss wäre mir da lieber gewesen - aber das ist nur meine persönliche Meinung.

Mit den Helden fiebere ich nicht mit, das ist nicht nur der erhöhten Sprache geschuldet, sondern auch dem statischen Auftauchen und Verschwinden manch interessanter Figur. Ein wenig mehr Hinweise zur Motivation der eingeführten Wesen und Tiere - oder die Verbindung zum jeweiligen Helden – hätte ich mir gewünscht. Was treibt die Eidechse an, was die Riesen, was der Hund? Was ist so besonders am „The Kraken“ (hier gibt der Klappentext eine Auskunft, die das erste Buch nicht aufgreift - schade!). Figuren und Orte stehen mir etwas „zu statisch“ herum. Ich gehe davon aus, dass sie in den weiteren Bänden eine Rolle spielen, hätte mir daher etwas mehr „anteasern“ gewünscht, damit der Leser auf sie neugierig bleibt.

Als „Doppelweg“ bezeichnet Desinger selbst seine Trilogie, das ist das klassische Schema des Arthusromans. Der erste Band scheint den ersten Teil des Doppelwegs zu erzählen. Weil das so ist und nicht, wie in herkömmlichen Romanen, wird das Buch diejenigen enttäuschen, die eine durchgehende Story von Anfang bis zum Ende erwarten.

Ich persönlich finde das Buch lesenswert, habe mich über die ausgefeilte Sprache und über die versteckten Hinweise und das „Kopfkino“ gefreut, was Bernd Desinger entfacht. Ein Leckerbissen für Germanisten, klar. Aber durchaus auch für Bücherwürmer und Abenteuer-Liebhaber. Macht es euch gemütlich, schenkt euch einen Tee oder ein Glas Rotwein ein und lest das Buch bei Kerzenschein – es lohnt sich!

Bernd Desingers Buch „Arthurs Entführung“ habe ich geschenkt bekommen, denn ich durfte es im Rahmen einer Leserunde lesen.

Fazit:

Ich vergebe 4 Punkte, weil das Buch mir sehr spannende und interessante Lesestunden bereitet hat. Es ist sehr erfreulich, dass es im 21. Jahrhundert wieder einmal Bücher wie dieses gibt. Bücher, bei denen die Feinheiten der Sprache im Vordergrund stehen und Bücher, die mit einer Gattung oder einem Genre spielen (hier: Arthusroman). Freue mich schon auf Band 2!
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