Rezension zu "Leere Hände" von Bernd Diksen
Der Kriminalroman "Leere Hände" erschien 1978 in der DDR. Bernd Diksen ist eines der Pseudonyme des 1926 in Mittweida geborenen Schriftstellers Erich Loest, unter dem er in der DDR Kriminalromane veröffentlichte.
"Leere Hände" ist ein solider, gut gearbeiteter Krimi. Else Bäumler wird eines Morgens tot, und akkurat in ihrem Sarg gebettet, aufgefunden. An der Leiche befinden sich Würgemale am Hals. Die Stahlkassette, die im Wohnzimmer offen vorgefunden wird, ist leer. Alles deutet auf Mord. Aber: die Obduktion ergibt, dass die alte Dame eh kurz darauf gestorben wäre, da ein starker Agina-pectoris-Anfall offensichtlich bereits die Frau ergriffen hatte.
Hauptmann Draht hat auch mehrere Verdächtige: Da ist der Lehrling Rudi Recker, der die Tote fand, der Schwiegersohn Siegfried Sturm, der in Geldnot war, Schütze, ein sehr rabiater Zeitgenosse, der mit Siegfried Sturm Kontakte pflegt und Dieter Renker, der Großvater von Rudi, der der Frau Bäumler immer zu Diensten war, wenn sie etwas wollte, der aber von ihr als Prolet verachtet wurde. Genau wie sie derartig auf ihren Schwiegersohn und andere Menschen herabzusehen pflegte. Dennoch ist die Suche nach dem Täter nicht ganz einfach.
Der Autor schreibt spannend, aber ohne Effekthascherei. Er benutzt eine interessante Erzählweise: Der jeweilige Ich-Erzähler wechselt von Kapitel zu Kapitel. Als Leser erhält man so verschiedene Draufsichten auf den Fall und kann so auch eigene Überlegungen anstellen, die sich von denen Hauptmann Drahts dadurch unterscheiden, dass er nicht unbedingt alles weiß, was der Leser weiß, resultierend aus den verschiedenen Perspektiven.
Aber dennoch: die Lösung des Mordfalls überrascht und auch überraschend ist das Ende des Romans dann in Gänze, weil: damit hat man nicht gerechnet! Zumindest war das bei mir so.