Bernd Eilert

 4 Sterne bei 56 Bewertungen
Autor*in von PISA und die Volgen (Sonderausgabe), Meine Île de Ré und weiteren Büchern.

Lebenslauf von Bernd Eilert

Bernd Eilert, geb. 1949 in Oldenburg, lebt seit 1970 in als freier Autor in Frankfurt am Main. Jüngstes Mitglied der Neuen Frankfurter Schule. Letzte Veröffentlichungen: »Otto – das Werk« und »Titanic – das endgültige Promimassaker« (2011).

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Bernd Eilert

Cover des Buches Erna, der Baum nadelt! (ISBN: 9783596511464)

Erna, der Baum nadelt!

 (32)
Erschienen am 01.10.2010
Cover des Buches Die Kronenklauer (ISBN: 9783257011319)

Die Kronenklauer

 (5)
Erschienen am 23.09.2008
Cover des Buches Es ist ein Has' entsprungen (ISBN: 9783596165162)

Es ist ein Has' entsprungen

 (5)
Erschienen am 01.11.2004
Cover des Buches Das Ungeheuer von Well Ness (ISBN: 9783596167838)

Das Ungeheuer von Well Ness

 (3)
Erschienen am 01.10.2005
Cover des Buches Meine Île de Ré (ISBN: 9783866486539)

Meine Île de Ré

 (2)
Erschienen am 26.07.2022
Cover des Buches 7 Zwerge - Der Wald ist nicht genug (ISBN: 9783833945502)

7 Zwerge - Der Wald ist nicht genug

 (0)
Erschienen am 01.10.2006

Neue Rezensionen zu Bernd Eilert

Cover des Buches Meine Île de Ré (ISBN: 9783866486539)
Gwhynwhyfars avatar

Rezension zu "Meine Île de Ré" von Bernd Eilert

Geschichtliche Anekdoten
Gwhynwhyfarvor 6 Monaten

Der Anfang: «Eben frage ich mich, ob Menschen, die auf Inseln geboren wurden, mit dem Festland ähnlich tagträumerische Sehnsüchte verbinden, wie umgekehrt Festlandianer sie allgemein für Inseln empfinden. Vorstellen kann ich mir das nicht. Ich nehme an, dass sich geborene Insulaner auf dem Festland eher zurücksehnen nach ihrer Geburtsinsel, danach, wieder von Wasser umgeben und vom Festland abgesondert und damit etwas Besonderes zu sein. Nicht allein der sogenannte Brexit spricht für diese Vermutung.»


Immer derselbe Urlaub: Wangerooge im Dauerregen, die Eltern im Dauerstreit. Der Inselurlaub der Kindheit ist nicht in guter Erinnerung. Und doch hat Bernd Eilert ziemlich viele Inseln bereist, von denen er uns berichtet. Auf die Île de Ré hat ihn seine Frau geführt. Ihr Charme äußert sich für den Autor durch den Mangel an offensichtlichen Sehenswürdigkeiten und zur Show getragenem Schischi. Die einzigen Sixpacks, die auf der Insel zur Schau getragen würden, findet man hier auf gerunzelten Stirnen. Ein idealer Ort für Müßiggänger und Entdecker! Wieder so ein Buch, an das ich völlig andere Erwartungen hatte, nämlich die an Nature Writing. Das Thema können wir streichen, fast, denn es gibt Einschübe wie diesen: «Die Palette der Insel tendiert hier zu den gedämpften Farbtönen alter Sofakissen, veloursartige Oberflächen, wie von feinen Fasern überzogen.» Es ist ein Plauderbuch über Gott und die Welt, voller Literaturzitate. Die Île de Ré ist eher ein kleines Nebenprodukt. Ein Buch für Müßiggänger und Entdecker, die den Plauderer mit seinem Humor genießen.


«Als ich wieder ruhiger atmete, erklärte mir mein Vater, wie das Salzwasser in meinem Ohr den Orientierungssinn gestört hatte. Er sagte das beinah vorwurfsvoll, was aus dem Schock eine traumatische Erfahrung hätte machen können, für die Kinder ja besonders empfänglich sein sollen. Das Gefühl vollkommener Ohnmacht und extremer Hilflosigkeit war vorhanden. Die Herzlosigkeit meines Vaters führte bei mir indes zu einer Trotzreaktion. Dass ich ihm nicht mehr vertrauen konnte, stand für mich nun endgültig fest.»


Geschichtliche Anekdoten – das beginnt gleich mit Paris, mit herrlichen Zitaten von Schriftstellern; der Leser gnickert vor sich hin. Französisch war nicht das Lieblingsfach von Eilert: «Allein schon die näselnde Aussprache, die vielen Sätzen einen Anklang von Benimmregeln verleiht und mich an affektierte Influencer und arrogante Oberkellner erinnert, hatte mich in der Schule davon abgehalten, anständig Französisch zu lernen.» Geschichtlich hat die Île de Ré einen typischen kurvigen Werdegang, wie viele ihrer Schwestern. Mangels Fläche spezialisiert man sich – und alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei. Salz, Wein, Fisch und Meeresfrüchte. Um 1900 grassierte die Reblaus – aus für den Wein; billiges Salz aus der Provence verdarb die Preise. Der wirtschaftliche Niedergang nach dem Ersten Weltkrieg brach wirtschaftlich den Hals. Das Meer ist leergefischt, der Tourismus macht den Kohl auch nicht fett. Allerdings hat sich eine gewisse Klientel von neuen Eigentümern vom Festland in den alten Häusern niedergelassen: «In den Inselhäuschen logiert zumindest in den Ferien die französische Bourgeoisie und genießt das, was sie vermutlich für das einfache Leben hält», wozu der Autor Walter Ulbricht zur Absicht des Mauerbaus zitiert. «Die verbotene Stadt in Peking könnte kaum besser geschützt sein als die meisten Ferienhäuser der Île de Ré.» Eilert präsentiert uns seine Apologie der Schickimickis oder sinniert über Besucher und Besatzer der Insel. Wir erfahren Privates, über die z.B. die ersten Jahre in Frankfurt, als Eilert bei F.K. Waechter einzog (der damals noch für die «pardon» arbeitete), etwas über die Gründung der Satirezeitschrift «Titanic» und der «Neuen Frankfurter Schule», sowie die Beziehung des Autors zu Otto Waalke. 


«Etwa 100.000 Menschen wurden von Saint-Martin aus verschifft, viele starben schon auf der Überfahrt nach Südamerika. Gegenwärtig sitzen die meisten Gefangenen im Hochsicherheitstrakt der Zitadelle lebenslänglich.»


Aber es geht in diesem Band um vieles mehr. Bernd Eilert ist ein Plauderer. Und während er erzählt, kommt er vom Hölzchen aufs Stöckchen, zitiert bekannte Autoren zum Thema. Weil er das mit subtilem Humor schafft, konnte er mich bei Laune halten. Am Ende stelle ich fest, die Île de Ré ist nur ein Nebenprodukt in diesem Buch. Inseln, Historisches, Anekdoten, Zitate, Weltbewegendes – herrlich amüsant. Frankreich, Liebe und innerer Widerstand in einem deutschen Herzen – aber wie sagte bereits Goethe (Zitat in diesem Buch): «Ein echter deutscher Mann mag keinen Franzosen leiden – doch ihre Weine trinkt er gern.» Eben ein Inselbuch, Reiseliteratur, Empfehlung für Müßiggänger und Entdecker, die einen Plauderer mit subtilem Humor genießen.



Bernd Eilert, geboren 1949 in Oldenburg, lebt seit gut 50 Jahren in Frankfurt a.M., wo er zur Neuen Frankfurter Schule gehört. Er war u.a. Mitbegründer der Zeitschrift »Titanic«; eine andauernde Zusammenarbeit verbindet ihn mit dem Komiker Otto Waalkes. Für sein Schaffen als Erzähler und Übersetzer wurde Eilert mit dem Preis der LiteraTour Nord und dem Binding-Kulturpreis ausgezeichnet.


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Cover des Buches Meine Île de Ré (ISBN: 9783866486539)
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Rezension zu "Meine Île de Ré" von Bernd Eilert

Sehnsuchtsort Insel
Ritjavor 8 Monaten

Was für ein spannendes und geschichtsreiches Porträt von der Île de Ré. 

 Bernd Eilert erzählt von seiner Suche nach der perfekten Sehnsuchtsinsel, "seiner" Insel. Er bereist viele Inseln, um sie zu entdecken und erzählt kurz, warum sie nicht seine Insel werden konnten. Was macht eigentlich diesen Sehnsuchtsort aus? Warum kehren viele Menschen zu einem bestimmten Ort (meistens aus ihrer Kindheit) zurück? 

 Bernd Eilert entdeckt seinen Sehnsuchtsort durch seine Frau. Es ist Île de Ré. Eine Insel, die von den meisten Touristen übersehen wird, was wohl an der Ruhe und das Fehlen von Parties, Aufregung und klassischen Sehenswürdigkeiten liegt. Der Insel fehlen die spannenden Punkte, auf die sich die Touristen normalerweise stürzen. Die Festivals, Feste und andere besondere Aktivitäten sind nicht vorhanden. Was die Insel allerdings mehr als genug hat, sind geschichtliche Anekdoten, viele Stunden zum Fahrrad fahren, Bücher lesen und schreiben, Malen und Sinnieren und vor allem Nichtstun. Also Entspannung und Abschalten. 

 Das wird auf viele Lesende wahrscheinlich schrecklich langweilig wirken, aber wenn man sich auf die Geschichte von dem Autoren einlässt, erfährt man viele geschichtliche Anekdoten, den ein oder anderen bekannten Künstler- und Autorennammen. Seine unterhaltsame Art die Geschichte wiederzugeben, ließ mich die Zeit beim Lesen vergessen lassen. 

 Am Ende klappte ich das Buch zu und wusste, das ist nicht mein Sehnsuchtsort, aber schön war es trotzdem.   

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Cover des Buches Erna, der Baum nadelt! (ISBN: 9783596511464)
Vespasias avatar

Rezension zu "Erna, der Baum nadelt!" von Robert Gernhardt

Nadelnde Bäume sind faszinierend
Vespasiavor 3 Jahren

"Erna, der Baum nadelt!" ist eine Kurzgeschichte, die ich in der Weihnachtszeit immer wieder gerne lese. Am besten laut vorlesen, in einem Dialekt der Wahl. Die Geschichte besticht durch ihre Einfachheit: ein nadelnder Baum erregt einiges an Aufmerksamkeit und plötzlich ist aus einem eigentlich banalen Ereignis eine Geschichte geworden. Die Dialoge, die hierbei entstehen, sind schlichtweg urkomisch und gehören für mich zur Weihnachtszeit einfach dazu.

Kommentare: 1
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