Bernd F. Schulte

 4,7 Sterne bei 3 Bewertungen

Lebenslauf

Jahrgang 1947. Offizier (Olt.d.Res.)bis 1972. Studium in Würzburg, München und Hamburg der Neueren Geschichte, Politikwissenschaft sowie Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Promotion bei Fritz Fischer 1976. Schriften u.a.: Die deutsche Armee 1900-1914 (1977), Vor dem Kriegsausbruch 1914. Deutschland, die Türkei und der Balkan(1980), Die Verfälschung der Riezler-Tagebücher(1985). Tätigkeit an der HSBw Hamburg (bis 1985), Produzent, Realisator und Regisseur für ARD, ZDF und Industriefilm. Historisch-politische Dokumentation(u.a. Kuwaitkrieg, Deutsche Wende, Autos die Geschichte machten, Audi-mobil. Fortschritt im Wandel der Zeit). Seit 1997: Hrsg. Extra Blatt (www.forumfilm.de). Seit 2000: Hrsg. der Hamburger Studien zu Geschichte und Zeitgeschehen (inzw. 4 Bände).

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Bernd F. Schulte

Cover des Buches Das Deutsche Reich von 1914 (ISBN: 9783844835700)

Das Deutsche Reich von 1914

 (2)
Erschienen am 18.03.2013
Cover des Buches Deutsche Policy of Pretention (ISBN: 9783837022513)

Deutsche Policy of Pretention

 (1)
Erschienen am 17.08.2009

Neue Rezensionen zu Bernd F. Schulte

Cover des Buches Das Deutsche Reich von 1914 (ISBN: 9783844835700)
C

Rezension zu "Das Deutsche Reich von 1914" von Bernd F. Schulte

Krieg aus der Tradition der Zeit. Die Welt von gestern und deren Funktionieren.
ching3vor 10 Jahren

Die "Hamburger Studien zu Geschichte und Zeitgeschehen" bieten nun in der Reihe II ebenfalls einen Aufsatzband, wie zuvor schon in der Reihe I (von 2000-2008). Hier finden sich Artikel zu Fachfragen der Diskussion um den Ersten Weltkrieg, auch zu breit gespannten Beobachtungen zur Zeitgeschichte der jüngeren und jüngsten Zeit; wie zur inneren Entwicklung der Bundesrepublik und der Geschichte der DDR, aber auch akuten Problemen, wie jenen um Europa in der Finanz-, Euro- und Bankenkrise. Hier geht es zunächst um das hier gebotene aktuelle Bild zum Auftakt des Krieges von 1914.

100 Jahre nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges geht es um dessen Anlaß und tiefere Ursachen. Von der Einleitung, in deren Zentrum eine hier erstmals veröffentlichte Denkschrift des Legationsrates an der Kaiserlichen Botschaft in Wien - Dietrich von Bethmann Hollweg für den Reichskanzler, aus dem Juni 1914 steht - wird die besondere wirtschaftliche Schwäche Österreich-Ungarns, als auslösender Faktor für den Entschluß zur Risikopolitik des Deutschen Reichs im Juli 1914 (nach Schulte: "Policy of Pretention"), geliefert. Neben der Tatsache, dass, angesichts des verlorenen Nachlasses des Kanzlers Theobald von Bethmann Hollweg, jedes Stück Papier zu 1914 von besonderem Wert ist, macht diese Denkschrift verständlich, dass der Reichskanzler, nach dem unvollständigen Riezler-Tagebuch (Ders., Die Verfälschung des Riezler Tagebuchs, Frankfurt-Bern- New York 1985; Pierre Barral, Rezension zu Ders., Weltmacht durch die Hintertür, in: Revue historique 2005), derartig verschwommen/unheilvolle Äußerungen tätigen konnte, als er am 5. Juli 1914, unter den Linden von Hohenfinow, mit seinem Assistenten Kurt Riezler, den Tag der Entscheidung ausklingen ließ.

Die Entscheidung war gefallen, der Stein im Rollen. Vor welchem weltanschaulichen Spektrum es zu diesem Entschluß kam, zeigt ein Blick auf den, hier erstmals vorgestellten, Briefwechsel zwischen Theobald von Bethmann Hollweg und dem Universalhistoriker Karl Lamprecht, dessen Schulfreund. Es wird entwickelt, wie Deutschland ungebrochen - auch nach 1909 - Weltmacht werden wollte. Es bildete die Intention, dass quasi, in einer Stufenfolge unter zunehmender Intensität, Rußland von England und Frankreich zu trennen sei. England auf Deutschland zu zu zwingen wäre (Bethmann Hollweg, Febr. 1911). Das Band zu den Westmächten werde darauf Deutschland Bewegungsspielraum für weitere weltumspannende Aktivität gewähren.

Erst im Krieg (während des Winters 1914/15; Bethmanns einsames Weihnachtsfest an der Front) wurde dann deutlich, dass dieses Ziel allein durch den Sieg über England erreichbar wäre (Scheitern der Vorkriegspolitik, 1909-14). Nun, im Krieg der Waffen, bedeutete diese Erkenntnis ein komplettes "renversement des frontières", der Grundausrichtung Bethmannscher Außenpolitik. Zuvor sollte nach Lamprecht, durch wirtschaftliche Kulturpolitik, durch den Zusammenschluß eines um Deutschland gravitierenden Europa mit China (damals 400.000 Millionen und genauso wichtig wie der Mitteleuropa-Plan Bethmanns, Naumanns, Rathenaus), der Aufstieg des europäischen Kulturraumes zur Weltmacht (gegen, oder in Nachfolge auf, England) gelingen.

Im Krieg ging dann Lamprecht, im Auftrage des Kanzlers, nach Belgien um hier das Zentralproblem eines künftigen, gegen das Inselreich gerichteten, Europa unter deutscher Führung zu explorieren. Hier, in Belgien entschied sich der Erste Weltkrieg. So die Erkenntnis Moltkes (Febr. 1913), Tirpitz' und Bethmanns). Eine belgische Küste in deutscher Hand würde das Britische Empire nicht ertragen (Moltke). Darin waren sich in Berlin General- und Admiralstab (Armee und Flotte) einig. Dahin zielte - in seltener Einmütigkeit - der bislang als militaristisch apostrophierte deutsche Aufmarsch- bzw. Kriegsplan seit spätestens 1903/04 (enge Interdependenz der Ämter aus Politik und Militär, Ders., Deutsche Policy of Pretention, Norderstedt 2009) .

Keinesfalls ohne Vorstellungen gingen demnach die deutsche Führungseliten aus Wirtschaft, Politik und Militär (Fritz Fischer, Bündnis der Eliten, Düsseldorf 1978) in den Krieg von 1914. Die Gewißheit herrschte, dieser werde kommen. Eine andere Form der Entscheidung wurde in dieser Welt von Gestern - in einer Art Betriebsblindheit - nicht gesehen.

Cover des Buches Das Deutsche Reich von 1914 (ISBN: 9783844835700)
M

Rezension zu "Das Deutsche Reich von 1914" von Bernd F. Schulte

Krieg aus tieferen Gründen. Oder der Deutsch-Englische Gegensatz.
maxim1vor 10 Jahren

 

Der Erste Weltkrieg: lediglich Fehlkalkulation oder wohlüberlegter, gescheiterter Plan? Wirtschaftsrivalität (so schweizerische Diplomaten vor 1914), Hochrüstung, Polykratie der Entscheidungsträger, überholte gesellschaftliche Strukturen, in Deutschland und Berlin, sollen dafür zusätzlich verantwortlich gewesen sein.


Stand etwa ein großer Wurf eher dahinter, ein übergreifendes Bild, von Rang und Bedeutung, des Deutschen Reichs in der Zukunft? Nach den Ausführungen des engen Beraters Bethmann Hollwegs, des Universalhistorikers, und Freundes aus Schülertagen, Karl Lamprecht (Leipzig), könnte dies Tatsache gewesen sein. Die politisch Verantwortlichen in Berlin scheinen, anders als etwa Goebbels und Hitler das verstanden, durchaus mit begründeten Vorstellungen, von der deutschen und internationalen Politik, ja, von einem philosophischen Überbau aus, in die Krise des Jahres 1914 gegangen zu sein.


 Es schält sich hier heraus, dass der eigentliche Gegner des Deutschen Reichs im Weltkrieg Großbritannien war. Dies macht die Epochenscheide dieses ersten universalen Krieges aus. Dessen war sich der Kanzler Bethmann Hollweg von Anfang an bewusst. Blieb doch die Grundlinie deutscher Politik - Weltmachstreben plus kontinentale Hegemonie - bis 1914 unangetastet. Das läßt sich an der Rüstungspolitik des Kaiserreichs seit 1909/10 ablesen. Damit war jedoch das Scheitern jeglicher Ausgleichsbestrebungen mit London programmiert. Ähnlich wie 1937/38 (Raeders Großschiffbau), als GB bereits mit Rüstung antwortete. Ebenfalls die Hoffnung auf eine Neutralität des Inselreichs - im Falle einer zentraleuropäischen, militärischen Auseinandersetzung - war bereits im April 1913, und damit an oberster Stelle, als wenig wahrscheinlich erkannt.


 Auch zeigt sich am Beispiel Belgien, das Lamprecht für Bethmann Hollweg (vor dem Hintergrund der Kriegszielentwürfe) explorierte, was die europäischen Staaten, seien es Verbündete oder aber Kriegsgegner, von einer künftigen wirtschaftlichen und (oder) politischen Konföderation, als europäischer Verfaßtheit - mit dem siegreichen Deutschen Reich als Gravitationszentrum - hielten. Solange England nicht geschlagen wäre, hätte ein solcher Plan keine Chance. Allerdings gingen die Vorstellungen deutscherseits, in der Phase der eingehenderen Diskussion eines künftigen Deutschen Reiches von 1916 (nach dem gewonnen Krieg), auch in den Kriegszielen (z.B. Nordeuropa, Rußland betreffend) beträchtlich weiter, als das September-Programm Kurt Riezlers dies zeigt. Die tieferen Schichten solchen Denkens enthüllen gerade Forschungen zu den parallel anmutenden Weichenstellungen in der Krimkriegphase 1852-55 in Berlin, London und Paris.


 1914 war sicherlich nicht dass Wunschdatum Berlins für eine derartig tiefgreifende Entscheidung. Zeit wäre Berlin bis 1918 geblieben, wenn es primär um die Kriegsbereitschaft Rußlands gegangen wäre. Deshalb auch die Ermutigung, den Krieg mit Serbien zu führen, die Österreich-Ungarn zuteil wurde (vgl. den Druck, der z.B. von der Wiener Botschaft, zunächst bis zum 23.7.1914, auf den Grafen Hoyos ausgeübt wurde). Aber der fortschreitende Verfall Wiens als Bündnispartner, die zunehmenden finanziellen Belastungen die das Deutsche Reich, trotz heraufziehender Konjunkturbaisse, bereits schulterte, ließen vor den Augen des Reichskanzlers den Schattenriß einer verloren gehenden hegemonialen Position Deutschlands in Europa über die Täfelung seines Arbeitszimmers in Hohenfinow huschen. Diese Überlegungen bestätigte der Kanzler 1919, vor dem Untersuchungsausschuß des Reichstages zu den Ursachen für den Verlust des Krieges. 

 
Es waren das schwere Stunden, zwischen dem 28. Juni und dem 5. Juli 1914, in denen Theobald von Bethmann Hollweg entschied, das Wagnis einer kriegerischen Lösung des europäischen Problems sei einzugehen. Aber letztlich wußte er mehr, als der Generalstab offiziell behauptete.

Bernd F. Schulte: Das Deutsche Reich von 1914. Europäische Konföderation und Weltreich. Hamburger Studien zu Geschichte und Zeitgeschehen, Reihe II, Bd. 2, Hamburg (Abteilung Geschichte und Zeitgeschehen) 2013, 265 S. ISBN 976-3-8448-3570-0.

Cover des Buches Deutsche Policy of Pretention (ISBN: 9783837022513)

Rezension zu "Deutsche Policy of Pretention" von Bernd F. Schulte

Rezension zu "Deutsche Policy of Pretention" von Bernd F Schulte
Ein LovelyBooks-Nutzervor 13 Jahren

ABSTIEG EINES KRIEGERSTAATES – Eine Reaktion aus Barnim.
11. November 2010

Barnimer Bürgerpost d i e u n a b h ä n g i g e L e s e r z e i t u n g NR . 1 9 0 · 1 6 . JAHRGA N G · AU S GA B E 1 1 / 2 0 1 0 V O M 3 . D E Z E M B E R 2 0 1 0 ·
E R S C H E I N T M O N AT L I C H · 1 E U R

b u c h t i p 14

Der Abstieg eines Kriegerstaates

Heute werden Kriege demokratisch geführt. Über den Einsatz der Bundeswehr am Hindukusch und anderswo entscheidet offiziell der Bundestag – wenngleich gegen den ausdrücklichen Willen der Mehrheit des deutschen Volkes. Wer die aktuelle politische Weltlage in ihrer ganzen Explosivität begreifen will, der muß sich mit der europäischen Krise des Jahres 1914 beschäftigen. Unheilvolle Parallelen drängen sich dabei auf.

Wichtige Entscheidungen fielen damals ganz in der Nähe von Eberswalde. »Im
Juli 1914 berührte die deutsche Reichspolitik Hohenfinow «, heißt es dazu in der Ortschronik von Hohenfinow, die 2007 anläßlich 750. Ortsjubiläums erschien. Der Hohenfinower Gutsherr Theobald von Bethmann Hollweg war seit 1909 Reichskanzler. Im Juli 1914 war die Reichsregierung im Sommerurlaub und Bethmann Hollweg weilte auf seinem Schloß in Hohenfinow. Über eine Telegraphenstation im Schloß hielt er den Kontakt mit Kaiser Wilhelm II., den Regierungsstellen in Berlin und der Militärführung. »Akten wurden von und nach Berlin zur Bearbeitung gesandt. Des Reichskanzlers Expreßzug stand im Bahnhof Niederfinow bereit.« Am 25. Juli 1914 verließ Bethmann Hollweg Hohenfinow. Am 1. August proklamierte Wilhelm II. die Generalmobilmachung…

Ein 2009 in zweiter Auflage erschienene

Aufsatzband aus dem Jahr 1983 über die

deutsche Hegemonialpolitik liefert komplexe

Einsichten zur Vorgeschichte und zu den Ursachen

des Ersten Weltkriegs. Dabei wird das

teilweise verwirrende Spektrum des innenpolitischen

Kräftespiels im Deutschen Reich akribisch

herausgearbeitet. Autor ist der Historiker

und Publizist Bernd F. Schulte, ein Schüler des

berühmten Hamburger Zeitgeschichtlers Fritz

Fischer. »Dieser Band faßte 1982/83 jene Fragen

und Antworten zum Forschungsstand ›Erster

Weltkrieg‹ zusammen, die in der damaligen westdeutschen

Geschichtsschreibung nicht zur Kenntnis

genommen wurden«, heißt es in der Vorbemerkung

zur Neuauflage. Die von Schulte in

seiner Einleitung zur Erstauflage konstatierte

»Tendenzwende innerhalb der deutschen Geschichtswissenschaft,

weg von einer progressiven

Interpretation (Theorie-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte)

zurück zu der traditionellen, neubelebten

Diplomatiegeschichte alter Prägung in einer

›neuen politischen Geschichte‹, unter Verwendung

modisch gewordener Versatzstücke aus der Politikwissenschaft

(›Polykratielehre‹)«, hat längst,

spätestens aber im Gefolge der Abwicklung der

DDR-Geschichts-Wissenschaft, alle Bereiche

der historischen Forschung erfaßt. Die offiziöse

»historische Analyse«, die sich in Schultes Worten

1983 noch »anschickt(e), in die Diktion apologetischer,
letztlich das Schicksal bemühender Erklärungsversuche

zurückzufallen«, hat diesen

Anpassungs- und Verfallsprozeß inzwischen

weitgehend vollzogen.

Ausgangs- und Orientierungspunkt von

Schultes Aufsätzen bildet die sogenannte Fischer-

Kontroverse der 1960er Jahre. Fischers

Arbeiten beruhten auf akribische Quellenrecherchen,

vor allem der gründlichen Auswertung

der Akten des Auswärtigen Amtes und

der Reichskanzlei. Im Potsdamer Zentralarchiv

war er auf das »Septemberprogramm« des

Reichskanzlers Theobald von Bethmann Hollweg

aus dem Jahr 1914 gestoßen, das in Erwartung

eines raschen deutschen Sieges weitreichende

Annexionen in Frankreich und den

Beneluxstaaten sowie koloniale Inbesitznahmen

in Zentralafrika vorsah. Dieses Programm,

schrieb Fischer, stellte »keine isolierten Forderungen
des Kanzlers dar, sondern repräsentierte

Ideen führender Köpfe der Wirtschaft, Politik und

des Militärs«, die darin formulierten Richtlinien

seien »im Prinzip Grundlage der gesamten deutschen
Kriegszielpolitik bis zum Ende des Krieges«

gewesen (Griff, Sonderausgabe 1967, S. 95). Fischer

widersprach damit der damals in der

BRD verbreiteten Auffassung, Deutschland sei

rein defensiv in den Krieg »hineingeschlittert«.
Wie Bernd F. Schulte nachweist, lief das

Konstrukt der »Policy of Pretention«, der

deutschen Hegemonialpolitik, seit 1905 nahezu

zwangsläufig früher oder später auf einen

Kriegsentschluß hinaus. Vor dem Hintergrund

des militärischen Zusammenbruchs der Türkei

im 1. Balkankrieg 1912 wurden die Weichen

endgültig auf einen Krieg ab 1914 gestellt. Bereits

am 20. Januar 1913 stellte der Generalstab

den »Aufmarschplan Deutschlands« in einem

Dreibundkrieg fertig. Im Juni 1913 folgte

die »Große Heeresvermehrung«, nach Schulte

nichts anderes als die »Vorbereitung der Armee
für den großen Krieg mit den Flügelmächten

Frankreich und Rußland und damit zugleich für

den europäischen Krieg, der in neunzig Prozent

zum Weltkrieg führen würde«. (S. 37)

»Nicht ausschließlich Wilhelm II.«, das zeigen

laut Schulte »die Quellen zu den Krisenkonferenzen
in Springe und Berlin, sondern der Verbund

von Politik und den Kräften der kaiserlichen Umgebung,

das heißt des Hofes (mit ›Maison Militaire‹),

der Militärs, aber auch der Vertreter der

›pressure groups‹ aus Industrie, Landwirtschaft

und Bürokratie bestimmten den Kurs der deutschen

Politik.« (S. 344) Völlig widersinnig sei

daher die dem traditionellen Ansatz zugrundeliegende

Annahme, »die ›au fond‹ friedensliebenden
Führungseliten des Kaiserreichs seien unter

dem Druck einer kriegswilligen Öffentlichkeit letztlich

zum Kriege gezwungen worden«, urteilt der

Autor und schließt: »Eine solche Geschichtsschreibung

stellt die historische Wirklichkeit auf

den Kopf.« (ebd.)

In weiteren Aufsätzen geht Schulte der Frage

nach, warum das Deutsche Reich im Weltkrieg

nicht den von den Führungseliten in

Wirtschaft, Militär und Politik erwarteten militärischen

Erfolg erzielte. Laut Schulte ist dies

insbesondere in den tiefer liegenden strukturellen

Defiziten des deutschen Staatswesens

und dessen Streitkräften – etwa hinsichtlich

Ausbildungsstand und Waffentechnik – begründet.

In überlebten gesellschaftlichen

Strukturen erstarrt, habe die politische und militärische

Führung die Zeichen der Zeit nicht

erkannt. Ein nur mittelmäßiges Management

habe schließlich Fehlschläge wie die Marneschlacht

verursacht, die irreparabel waren.

Den Fokus richtet der Autor auch auf den –

angesichts von Staatsstreich-, Anarchismus-,

Streik-, Revolutions- und Bürgerkriegsdrohung

– von den kaiserlichen Militärbehörden immer

schärfer konturierten Sicherheitsaspekt, der im

Hinblick auf die deutschen Kriegsvorbereitungen

analysiert und ausgeleuchtet wird.

Dieser Beitrag beruht maßgeblich auf der Rezension

von ALEXANDER BAHAR in der Tageszeitung

»Junge Welt« vom 1. September 2010

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