Cover des Buches Ohnmacht (ISBN: 9783899776195)
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Rezension zu Ohnmacht von Bernd Franzinger

Der war ja schon tot, als er ermordet worden ist

von maxibiene vor 11 Jahren

Rezension

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maxibienevor 11 Jahren
Zwei Tote innerhalb nur weniger Stunden. Zwei Leichen, die die gleichen Merkmale aufweisen und auf identische Art und Weise getötet worden sind. Sie wurden betäubt und anschließend vor dem Eisenbahntunnel auf die Bahnschienen gelegt. Was von ihnen übrig blieb, wurde dem Rechtsmediziner Dr. Schönthaler zur Obduktion vorgelegt. Hauptkommissar Wolf Tannenberg von der Kaiserslauterer Mordkommission und seine Mitarbeiter stehen vor einem Rätsel, denn es gibt nichts, womit sie die Leichen identifizieren könnten. Es ist der Beginn einer Sisyphusarbeit, worauf Tannenberg so gar keinen Bock hat.

Bernd Franzinger hat sich in seinem dritten Krimi einem neuen heiklen Thema gewidmet, das zu Beginn der Ermittlungen erst einmal gar nicht zur Sprache kommt. Die Ermittlungsarbeit der Kripobeamten, die anfänglich einen guten Eindruck hinterließen, ebbten rasch ab, sodass Nebensächlichkeiten die Handlung dominierten. Diese wurde vorwiegend von den Belanglosigkeiten der Familie Tannenberg, egal ob es sich um den Pflegedackel oder um den eingeschnappten Vater Tannenbergs handelt, geprägt. Mehr und mehr gerieten die Ermittlungen ins Hinterrücken und man gewann den Eindruck, dass es nur noch um ´s Essen, Trinken und irgendwelcher Diäten ging. Erst im letzten Drittel kam die eigentliche Kripoarbeit wieder in Schwung. Dies aber mehr aus Eigennutz, da Mareike, Wolfs Nichte, über den Unfall und den damit verbundenen festgestellten Hirntod des Freundes, nicht hinweg kommen wollte. Dass Tannenberg anschließend in das Vertrauen des Staatsanwaltes sowie des Polizeichefs bezüglich des Ermittlungsstandes gezogen und dieser zur absoluten Verschwiegenheit, mit Androhung des Jobverlustes, verdonnert worden ist, macht die Sache nicht einfacher. Tannenberg befindet sich im Zwiespalt mit sich selbst und trifft zunächst die falschen Entscheidungen. Gerade in dem Moment, als Tannenberg wieder aktiv wird, steigt auch die Spannung, die bis dato völlig fehlte. Leider viel zu spät, denn nach weniger als 30 Seiten war der finale Höhepunkt auch schon erreicht. Franzinger hat schon das Potential einen guten Krimi zu schreiben, doch bisher konnte er mich davon nicht überzeugen. Sein Schreibstil ist locker und flüssig. Hin und wieder erreichen sogar mich seine humoristischen Einlagen. Dafür sind seine Protagonisten recht farblos dargestellt und Wolfram Tannenberg, genannt Wolf, der Leiter der Kaiserslauterer Mordkommission (die Bezeichnung wurde übrigens 41 Mal selbst im privaten Bereich verwandt) stellt nach wie vor, einen überaus übellaunigen und aggressiven Menschen dar, den ich noch immer total unsympathisch finde. Abgesehen von den wenig aussagenden Dialogen ist es trotzdem ein gutes Unterhaltungswerk.
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