Cover des Buches Herr Schreiber blockiert (ISBN: 9783745074840)
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Rezension zu Herr Schreiber blockiert von Bernd Mannhardt

Witzig, bitter, zermürbend, hinreißend

von mistellor vor 7 Jahren

Rezension

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mistellorvor 7 Jahren
"Herr Schreiber blockiert" von Bernd Mannhardt ist ein langer Monolog über das Scheitern eines Künstlers und auch das Scheitern eines Menschen.
Wenden wir uns zuerst dem Künstler zu.
Herr Schreiber hält sich für einen Schriftsteller, nein für einen Poeten. Ein ganz spezieller Poet - ein Poet des Humors - möglicherweise ein Humorist.
Aber wie er selbst sagt, seit Kästner und Konsorten gäbe es keine guten Humoristen mehr, zeigt deutlich, dass er vermutlich als Kind Kästner gelesen hat und sich seitdem nicht weiter entwickelt hat.
Hat er nie von Peter Ustinov, Dieter Nuhr, Hanns Dieter Hüsch, Alan Bennett, René Goscinny , und Albert Uderzo oder Eugen Roth gehört ?
Auch seine fast bösartige Bemerkung zu Ephraim Kishon ist völlig daneben.
Hat er sich eigentlich jemals klar gemacht, dass Schreiben Arbeit ist?
Dass auch bei vorhandenem Talent ohne Anstrengung nichts gut gelingen kann.
Aber Herr Schreiber gedenkt nicht, sich zu ändern. Das macht ihn zu einem echten Looser.


Dieses Verhalten setzt er nahtlos in seinem Privatleben fort und wird leider von seiner Umgebung darin unterstützt.


Die Figur Herr Schreiber hat mich mitgenommen und noch lange beschäftigt, deshalb habe ich mich auch in dieser Rezi mit ihm auseinandergesetzt.


Aber jetzt "kümmern" wir uns mal um den Autoren des Herrn Schreiber.


Der Sprachstil, die Sprache selbst und die Wortwahl waren, wie fast immer bei Bernd Mannhardt außergewöhnlich gut. Seine Liebe und die Suche nach den richtigen Wörtern heben sich deutlich von vielen Schriftstellern ab. Dazu kommt noch sein ausgeprägter Wortwitz.
Hier einige Beispiele:


"....und ich eine Schreibweise einübe, die selbst auf's Kardiogramm eines Sterbenskranken zart duftende Blumen zeichnet......"


"meine Gesundheitskasse lacht mich doch aus, wenn ich berichte, dass ich medikamentenabhängig sei, weil ich Warzen habe."


"Neulich habe ich gelesen, dass sich sogar Pazifisten Grabenkämpfe liefern und bei Wortgefechten schwere Geschütze auffahren....."


Und meine beiden Highlights:


" .....das heißt: Sein Hinterteil setzt sich nur dann in Bewegung, wenn er es will. Charakterkopf ! "


"Der Unbekannte drang in das Büro der chemischen Fabrik ein, erbrach den Kassenschrank und entfernte sich vom Tatort-"


Es ist immer ein Vergnügen ein Buch von Bernd Mannhardt zu lesen und er hat sich 5 Sterne verdient.
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