Bernd Schmidt

 4,8 Sterne bei 4 Bewertungen

Lebenslauf

Bernd Schmidt wurde 1958 in Bochum geboren. Er studierte Theaterwissenschaft, Germanistik und Anglistik an der Freien Universität Berlin. Er ist geschäftsführender Gesellschafter des Gustav Kiepenheuer Bühnenvertriebs und lebt in Berlin.

Quelle: Verlag / vlb

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Neue Rezensionen zu Bernd Schmidt

Cover des Buches Terror - Das Recht braucht eine Bühne (ISBN: 9783442719594)
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Rezension zu "Terror - Das Recht braucht eine Bühne" von Bernd Schmidt

Der schmale Grad
Jidewivor 3 Jahren

Viele Fragen, keine Antworten- zerrissen zwischen Moral und Grundgesetz, zwischen Notstand und Menschenwürde. So hat mich das vielseitig gerühmte Theaterstück "Terror" von Ferdinand von Schirach zurückgelassen. Ich war mir meiner zunächst sicher, fühlte mich im Verlauf gar bestärkt, um dann zum Schluss zu akzeptieren, dass ich bloß ein weiterer Laie in der komplexen moralischen Welt eines Rechtsstaates bin, nichts so einfach scheint wie angenommen und ich alles und zugleich nichts weiß. Und empfinde ich das als unangenehm? Meine ehrliche Antwort lautet Nein, denn selten begleitet mich ein Stück so lange und ist übertragbar auf so viele Beispiele, so vielschichtig in seiner Bedeutung, dass ich es als erfrischend empfinde, mich von dieser künstlerischen Inszenierung in Gedankenwelten tragen zu lassen, die ich vorher bewusst oder unbewusst gemieden haben. Maßgeblich hat zu meiner Findung "Terror- Das Recht braucht eine Bühne" von Bernd Schmidt beigetragen, wo weitere Meinungen, Reden und Blickwinkel zum gleichen Thema zusammengetragen werden. Für mich persönlich funktioniert gerade die Kombination besonders gut, weil ich das Gefühl habe, alle Ansichten zu durchleuchten, reflektieren zu können. Der latente Wunsch nach einem gar zwingenden Austausch, den das Stück hervorruft, kann von meiner Seite nur so gestillt werden.

"Terror" veranschaulicht die Gerichtsverhandlung über Major Lars Koch, der sich eigenmächtig entschied, eine voll besetzte Passagiermaschine mit 164 Menschen an Bord abzuschießen, die von Terroristen gekapert wurde mit dem Ziel, eben diese Maschine in die gefüllte Allianzarena mit 70.000 Menschen stürzen zu lassen. Der Leser ist Teil der Gerichtsbarkeit, entscheidet am Ende über Freispruch oder Verurteilung. Die Hintergrundinformationen und weiteren Betrachtungsweisen von Bernd Schmidt hingegen gibt vielen Meinungen Raum, die sich sowohl mit der Frage an sich des Freispruchs oder der Verurteilung beschäftigen, aber auch weit darüber hinaus greifen.

Der Stil beider Werke ist fordernd. "Terror" liest sich leicht, wirkt dabei fast einfach klar, dabei sind die Worte präzise gewählt und ihre Bedeutung so viel größer, sodass auch die Sprache als Stilmittel gewählt den Zugang zu dieser so schwerwiegenden Thematik erleichtert. Die Hintergrundbeleuchtung ist schwerer, komplexer, dichter, erfordert mehr Aufmerksamkeit, die jedoch definiert geweckt ist aufgrund der Thematik. Ferdinand von Schirach ist inklusiv, bleibt aber objektiv, spielt mit der Emotionalisierung der Ereignisse, weil es jedoch auch authentisch ist. Der Leser verbleibt hin- und hergerissen und ich für meinen Teil war mir sicher, zum für mich richtigen Schluss gelangt zu sein. Gerade durch die für mich wichtige Weiterführung der unterschiedlichen Meinungen zu dem Stück musste ich jedoch auch begreifen, dass es uns wie so oft leicht fällt, die menschliche Moral, die Ausweglosigkeit der Situation über alles zu stellen. Aber dürfen wir das? Dürfen wir uns leichtfertig erheben über das, was unsere Gesellschaft definiert? Und wer definiert Ausnahmen, Notstand und somit erlaubten Rechtsbruch im Sinne des Gemeinwohls? Und senden wir somit nicht ein Zeichen, dass Terror von uns im Sinne des Grundgesetzes ein Stück weit zum Wohle aller toleriert werden muss? Für mich verbleibt das Stück ein überragendes Beispiel für notwendige Diskussionen über richtig und falsch, über Grundgesetz und Ausnahmen, somit die vielen Grauzonen, die wir in unserer entfernten Distanz zur Verantwortlichkeit fast arrogant treffen können, wie wir doch schnell über alles urteilen und die Weisheit mit dem Löffel gefressen haben. So verbleibt ein fiktives Beispiel mit einem so faden Beigeschmack, dass ich von meinem hohen Ross der Anmaßung abgestiegen bin. Ich fühlte mich in keine Ecke gedrängt und habe den inneren Disput vollkommen genossen. Eine klare Empfehlung für alle, die sich gerne mit den Grenzen der Gerichtsbarkeit auseinandersetzen wollen, empathisch alle Blickwinkel beleuchten und daraus bestärkt und neu aufgeladen in ihren Alltag zurückkehren wollen, mit einem gewissen Grad an Demut und Bescheidenheit.

Cover des Buches Terror - Das Recht braucht eine Bühne (ISBN: 9783442719594)
Christine_Fischer1s avatar

Rezension zu "Terror - Das Recht braucht eine Bühne" von Bernd Schmidt

[REZENSION] Terror - Das Recht braucht eine Bühne
Christine_Fischer1vor 3 Jahren

Bernd Schmindt (Hrsg.)

btb Verlag

Seiten 192

Essays, Hintergründe, Analysen

Terror von Ferdinand von Schirach behandelt, das Thema des Art. 1 Abs. 1 GG "Die Würde des Menschen ist unantastbar". Wollen wir das trotz der Terrorgefahr die Würde des Menschen noch gilt? In diesem Teil das von Bernd Schmidt Herausgegeben wurde, werden von Experten & Expertinnen aus politischer, ethischer und künstlerischer Sicht über Hintergründe und persönliche Erfahrungen zu Terror beleuchtet. 

Ich fand es sehr interessant, nach dem ich das Theaterstück Terror gelesen habe zu lesen, wie dieses Stück auf andere Menschen gewirkt. Die unterschiedlichen Eindrücke und Aussagen, lassen einen die eigene Schlüsse überdenken. Diese Buch zeigt noch einmal auf wie wichtig es ist das es Gesetze gibt, denn was für ein durcheinander würde es geben, wenn jeder nach seinen eigenen Moralvorstellungen handeln würde ohne Konsequenzen zu befürchten. Nur weil eine Tat aus moralischer Sicht vertretbar ist bedeutet das nicht das es auch vor dem Gesetz vertretbar ist und das es ganz wichtig ist, dies strickt voneinander zu trennen.

Auf jeden Fall ist es ein empfehlenswerter Begleitband zu dem Theaterstück Terror. 

Cover des Buches Terror - Das Recht braucht eine Bühne (ISBN: 9783442719594)
annasbookplanets avatar

Rezension zu "Terror - Das Recht braucht eine Bühne" von Bernd Schmidt

Gelungene Erweiterung des Theaterstücks!
annasbookplanetvor 4 Jahren

Klappentext

»Terror« von Ferdinand von Schirach – eines der erfolgreichsten Theaterstücke unserer Zeit - behandelt einen Stoff von brisanter Aktualität: Wollen wir, dass die Würde des Menschen trotz der Terrorgefahr noch gilt? Der Fall des Kampfpiloten Lars Koch, der ein von Terroristen gekapertes Flugzeugs mit Kurs auf die vollbesetzte Allianz-Arena abschießt, ist in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert worden und mittlerweile Thema im Ethikunterricht. Hat der Mann sich schuldig gemacht oder nicht?

In diesem Band widmen sich namhafte Expertinnen und Experten den politischen, juristischen, ethischen und künstlerischen Fragestellungen des Stücks. Sie beleuchten Hintergründe, schildern persönliche Erfahrungen, geben Denkanstöße. Außerdem enthalten ist Ferdinand von Schirachs Rede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele sowie ein umfangreiches Interview mit dem Autor.

Meine Meinung

Das Cover des Buches bildet genau das Gegenstück zum Cover des Theaterstücks, was mir gut gefällt.

Im Inneren des Buches finden sich Essays, Analysen und Hintergründe zu „Terror“ von Ferdinand von Schirach. Sie begleiten das Theaterstück und gehen darüber hinaus. Die enthaltenen Texte regen dazu an weiter über die Thematik zu diskutieren. Jedoch waren mir persönlich die Texte teilweise nicht nah genug an „Terror“ dran und gingen zu wie darüber hinaus. Zudem gibt es viele Wiederholungen bzw. Punkte, die in den verschiedenen Texten mehrmals aufgegriffen werden. Gut gefallen hat mir die Mischung aus Lob und Kritik am Theaterstück, da so die Kontroversität der Thematik wie im Theaterstück beibehalten wird und der Leser seine eigene Position überdenken kann. Sehr hilfreich und interessant fand ich den Text, der sich mit der Ausbildung und Arbeit eines Kampfpiloten auseinandersetzt. Sehr gut gefallen hat mir auch der Text, welcher die Bedeutung Einsatzmöglichkeiten des Theaterstücks „Terror“ im Schulunterricht erörtert, denn dort sehr auch ich einen großen Spielraum.

Fazit

„Terror: Das Recht braucht eine Bühne“ ist eine tolle Begleitung zum erfolgreichen Theaterstück „Terror“, die nicht nur Hintergründe aufzeigt, sondern auch dazu anregt seinen Standpunkt zu überdenken und die Thematik weiter zu diskutieren.

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