Die Geschichte der USA
von Sikal
Kurzmeinung: Sehr detailliertes umfangreiches Buch, das außer Wirtschaft und Politik auch die Mentalität, Kulturen und vieles andere mehr einfängt.
Rezension
Bernd Stövers Buch zur Geschichte der USA beginnt 1585 mit der Gründung der ersten Kolonien und reicht bis ins Jahr 2011, wobei sich im letzten Kapitel noch die Frage zum Ende des American Dream stellt. In der Einleitung verweist Stöger auf diesen American Dream als Idee und schließt am Ende auch wieder damit, so wirkt dieses Buch angenehm rund. Widersprüchlichkeiten und einzelne Phasen der Geschichte werden ebenso erwähnt wie Mentalitäten, Sozialstrukturen und die Vielfalt der Kulturen.
Gut strukturiert findet man nach der Einleitung elf Großkapitel, die jeweils wiederum in kleinere Abschnitte unterteilt werden, wobei es der Autor schafft, ab der ersten Seite den Leser in den Bann dieser spannenden Geschichte zu ziehen.
Die immer weiter fortschreitende Ausbreitung der Europäer nach Beginn der Kolonialisierung und die daraus folgende Zurückdrängung der Eingeborenen, ergänzt durch ethnische Säuberung bringt Stöver mit Genozid und Sklaverei in Zusammenhang. Seine kritischen Querverweise geben immer wieder zusätzliche Denkanstöße.
Ein weiteres Kapitel erläutert die Gründung der Vereinigten Staaten, die symbolträchtige Boston Tea Party, bei der radikalisierte als Indianer verkleidete Patriots das Handelsschiff Dartmouth im Hafen von Boston enterten ebenso wie die Entstehung von Parteien und den Beschluss der amerikanischen Verfassung, nicht zu vergessen der erste Unabhängigkeitskrieg, dem viele weitere Kriege folgen sollten.
Weitere Einblicke gibt uns der Autor über die großräumige Erschließung des Kontinents mit dem Ausbau des Eisenbahnnetzes, einhergehend mit der Verdrängung und Vernichtung der Indianer, einer tollen Beschreibung des „Wilden Westens“ und vielem mehr. Immer wieder ergänzt der Autor mit graphischen Darstellungen, Bildern und Karten, veranschaulicht Grenzlinien diverser Kämpfe und unterstreicht so manches Thema mit aussagekräftiger Statistik.
Stöver geht nicht streng chronologisch vor, sondern weicht auch mal von seiner Linie ab und vernetzt Ereignisse miteinander, um so eine Verbindung herzustellen, die oftmals dabei unterstützt eine Situation bzw. eine Entwicklung leichter zu verstehen.
Ein großer Teil des Buches beschäftigt sich mit den politischen Wirren des 20. Jahrhunderts, wobei sich der Bogen von den beiden Weltkriegen über den Kalten Krieg bis hin zu 9/11, die Vorgeschichte und den Terror im Allgemeinen spannt.
Besonders hervorheben möchte ich die Vielseitigkeit, die der Autor an den Tag legt: So werden Bereiche wie Politik, Wirtschaft, Globalisierung, Gesellschaftsstrukturen behandelt, jedoch auch die einzigartigen Kulturen der Neuen Welt (Literatur, Musik, Kunst), die Faszination „Selfmademan“ (vom Tellerwäscher zum Millionär), Superculture (Konsum, Pop, Hollywood …) und vieles andere mehr. Ein breit gefächertes Themenspektrum, welches natürlich bei knapp 700 Seiten nicht allzu sehr in die Tiefe wurzeln kann – so legt das Buch trotzdem ein sehr umfangreiches Wissen dar. Mit ca. 80 Seiten Anhang bekommen wir hier das ergänzende Rundum-Gesamtpaket: Diverse Karten, Abkürzungen, Präsidentenliste, Bundesstaaten mit Gründungsdatum und vielen Anmerkungen. Für mich eine wunderbare Abrundung dieser sehr lebendig zu lesenden Geschichte.
Volle Leseempfehlung und verdiente fünf Sterne.