„Es gibt nichts Schlimmeres im Urlaub als gelangweilte Kinder.“ Nach einem frustrierenden Aufenthalt in einem Ferienhaus in Dänemark entscheidet sich Familie Stelter dafür, es mal mit Camping zu probieren. Das Quartett kauft einen Wohnwagen (wobei schon der Kaufprozess eine Herausforderung ist) und macht sich auf, den holländischen Campingplatz „De Grevelinge“ zu erobern.
Doch Camping ist nicht nur Entspannung im Vorzelt, sondern auch Handwerk, Lebenseinstellung und vor allem ein sozialer Mikrokosmos. Davon weiß Bernd Stelter auf höchst unterhaltsame Weise zu erzählen.
„Nie wieder Ferienhaus“ ist Stelters autobiographisch geprägter Debütroman, schließlich ist der Autor im wahren Leben wirklich überzeugter Camper in den Niederlanden. Auch wenn er mit Stilmitteln wie der Übertreibung und mit Absurditäten arbeitet, kommen die rund 200 Seiten einer Realsatire sehr nahe.
Als erfahrener Kabarettist weiß er, wie man lustige Charaktere schafft, Szenen aufbaut und Pointen setzt. Sein Erzähltempo hat eine hohe Gagdichte mit viel Slapstick und gut gesetzten Running Gags. Die Frage ist nur, ob er für die häufige Erwähnung der Biermarke Grimbergen eine Prämie bekam oder es einfach seiner Begeisterung geschuldet war (für zwölf Stempel gibt’s ein Glas gratis!).
Bodenständig und voller Selbstironie erzählt er in diesem Gute-Laune-Roman vom Sandburgenbauen (zwei mal drei Meter samt Zugbrücke), dem Besuch im Streichelzoo („Die Antje wirft gleich!“) und den Wetterverhältnissen: „Wenn man Pech hat, hat man nach einer Woche Urlaub den gleichen Bräunungsgrad wie die Fremdenführerin in der Dechenhöhle. Als wir am Auto waren, waren alle pudelnass. Die Sonne musste kübelweise auf uns runtergeschüttet sein.“
Das meiste Vergnügen bereitet jedoch das „Personal“ wie Campingnachbar Norbert, der wochenlang ein Fahrrad vom Schrottplatz restauriert – nur um später festzustellen, dass der Besitzer noch da ist und das Teil zurückfordert. Das Sozialverhalten zwischen den Parzellen schwankt zwischen Neid und Solidarität: Rinus van Pekelinge hat in seinem Vorzelt einen halben Baumarkt gelagert – Stichsäge und Rasenkantenschneider inklusive. Und Büsingers Wohnwagen ist so groß, dass eine ganze Zirkusfamilie mit drei Generationen hineinpassen würde. Doch beim Barbecue und beim Zeltabbau sind alle Gäste eine Gemeinschaft, die sich um Konventionen nicht schert.
Dem pflichtet sogar Stelters Schwiegervater bei: „Es geht doch darum, dass man im Urlaub mal Job und Etikette vergisst, und es ist doch besser, man sitzt hier abends in Jeans und Rollkragenpullover vor dem Zelt, als dass man in einem tollen Hotel überlegen muss, ob sich die Kinder beim Frühstück benehmen.“ Und hier frühstückt man eben Milchbrötchen mit Schokostreuseln oder Pudding, den es zwar in verschiedenen Farben, aber nicht in verschiedenen Geschmacksrichtungen gibt …
Für das Genre des humorvollen Urlaubsromans ist „Nie wieder Ferienhaus“ ein Volltreffer. Entspannt, kurzweilig und ein großer Spaß. Nur seien Sie vorsichtig: Nach der Lektüre werden Sie Camping entweder lieben – oder gerade nicht.
Als Bonus gibt es auf den Umschlaginnenseiten eine amüsante Orientierungskarte, die den Wahnsinn des Campingplatzes und seine Bewohner illustriert. Unbedingt anschauen.