Rezension zu "Spuren, Elfen und andere Erscheinungen" von Bernd Stiegler
"Was ist Spiritismus?" heißt ein Buch Arthur Conan Doyles, in dem er um die Anerkennung dieser für ihn lebensbestimmenden "Offenbarung" wirbt. Wie?? Der weltbekannte Autor und Schöpfer des Sherlock Holmes, der sich gern über naive Leser, die seinem fiktiven Detektiv Briefe schreiben, mokierte, sollte ein Esoteriker sein? Kaum zu glauben, doch interessant und ungewöhnlich.
Bernd Stiegler legt nun mit "Spuren, Elfen und andere Erscheinungen“ ein sehr gut recherchiertes, exzellent geschriebenes Sachbuch zum Thema vor.
Er porträtiert den Augenarzt Doyle zunächst als Hobbyfotografen, der die neue Technik später geschickt zur Illustration und Vermarktung seines Science-Fiction-Romans "Die vergessene Welt" nutzt und mit manipulierten Aufnahmen die tatsächliche Existenz einer wissenschaftlichen Expedition in die südamerikanische Wildnis für den Leser zu belegen sucht. Nur wenige Jahre später bekennt Doyle sich bereits zum Spiritismus und finanziert weltweite Kampagnen, Lesungen und einen Buchladen mit den Einkünften aus seinen Detektivromanen. "Zu wissen ist besser als zu glauben" ist ein Motto und so werden Fotografien von Geistern und Elfen herangezogen, um Ungläubige zu überzeugen. Man müsste fassungslos lachen, wenn nicht die Ernsthaftigkeit, die Mühen, die Kosten von der tiefen Überzeugung Doyles sprächen. Auch in diesem Punkt zeigt sich das Können Stieglers. Der Autor, an manchen Stellen durchaus ironisch formulierend, verrät doch seinen Protagonisten nie und kommt zum Fazit: "Nicht Neuentwurf und Neukonstruktion wie bei den Avantgarden ist Conan Doyles Programm, sondern Konsolidierung, Bewahrung und Rettung. Er ist bei aller Originalität seiner Figuren und bei aller Merkwürdigkeit seiner narrativen Räume ein zutiefst konservativer Schriftsteller, der mit immer neuen, narrativen Erfindungen eine alte, verlorene Welt zu restituieren sucht.“