Rezension zu "Novembermord" von Berndt Schulz
Es beginnt mit der blutigen Tat des Mörders und seiner Gedanken, die so verworren sind, dass man erschauern könnte. Schnell vermutet man einen Racheakt, doch das ist bloß der Anfang. Der Beginn ist gut gewählt und macht Lust auf mehr.
Man lernt die verschiedenen Protagonisten, allen voran Martin Velsmann, kennen, der streng und direkt mit seinen Kollegen umgeht, wobei er bei Tosca Poppe, der Polizeiaspirantin, gerne mal ein Auge zuzudrücken scheint. Ziemlich schnell verzwickt sich die Geschichte in zu viele Runden im Kreis, fand ich beim Lesen. Langeweile kam auf, eher selten wurde es noch einmal spannend. Die Verdächtigen waren gut ausgesucht, aber einige von ihnen tauchten später gar nicht mehr auf, weshalb ich sie von der Liste strich, die immer kleiner wurde. Gut war, dass man als Leser nicht viel voraus hatte, also sich auf etwa gleicher Ebene wie die Ermittler befand.
Am Ende kam endlich die lang ersehnte Spannung auf und rettete das Ganze wieder heraus. Der solide, nette Abschluss gefiel mir dann ausgesprochen, und ich blieb mit einem angenehmen Gefühl zurück, als ich das eBook "zuschlug".
Velsmann als Protagonist war mir meistens etwas zu grob zu seinen Kollegen, auch seinem Chef gegenüber wirkte er seltsam. Kein Vorgesetzter würde sich solche Sprüche bieten lassen, denke ich. Selbst, wenn man auf einen guten Ermittler wie ihn nicht verzichten kann. Das war noch ein Punkt, der mich störte: Soooo gut, wie immer gesagt wurde, war der Kommissar nun auch wieder nicht. Er drehte sich viel zu oft im Kreis, stolperte über gleiche Fragen und kam eher durch Zufall auf die Lösung. Andererseits ist der Krimi gerade dadurch realitätsnah und nicht zu abgehoben.
Auch seine beiden jungen Kollegen zanken sich den gesamten Tag lang wie Kleinkinder. Dennoch gab es auch lustige Momente mit ihnen. Schön ist, dass jede Figur noch ausbaufähig in den nächsten Teilen der Reihe ist. Sie wirken nicht zu festgefahren in ihrer Rolle und könnten sich theoretisch verändern.
Die Verdächtigen waren gut ausgesucht und interessant gezeichnet.
Manchmal wurden zu viele Hauptsätze direkt aneinandergereiht, dann folgten wieder schön ausformulierte längere. Alles in allem flog man durch die Geschichte und kam nicht ins Holpern.
Insgesamt ein solider Krimi, der einige Schwächen besitzt, jedoch als guter Anfang der Reihe gesehen werden kann. Interessante Dialoge, eine schaurige Stimmung inmitten von Schnee und manchmal nervende Kollegen: Alles in allem gut, aber ausbaufähig!