Veränderung beginnt in der Haltung, nicht in den technischen Möglichkeiten
„Es stinkt und keiner war´s“.
So in etwa könnte man die Bemühungen der Weltorganisationen bewerten, wenn es um die Energiewende geht. Abkommen über Abkommen und im Prinzip sich alle „irgendwie“ (mit Betonung auf diesem „irgendwie“) einig darüber, dass die Menschheit insgesamt über ihre Verhältnisse lebt. Und das nicht nur, was Luftverschmutzung angeht, sondern was die Ressourcen des Planeten insgesamt betrifft und damit auch das eigene Überleben letztlich in den Fokus gerückt werden müsste.
Wohl wahr ist auch, dass der technische Fortschritt bereits jetzt schon vieles möglich macht, das aber ebenso kein Weg daran vorbeiführen wird, auch ganz individuell Einschnitte in den “Lebensstil“ zu machen.
„Was sollen die Luftverschmutzung und die Treibhausgase anderes sein als die Summe unserer Einzelbeiträge“?
Und welchen Sinn macht es, „Dieselgate“ in den westlichen Ländern zum großen Problem zu erklären, dann aber jede Menge Dieselfahrzeuge in die dritte Welt zu verschiffen, damit sie dort (nach Abtrennung jeglicher Rußfilter) nach jahrelang mit deutlich mehr Ausstoß gefährdender Partikel und Gase die Luft verschmutzen? Was nur ein Beispiel unter dutzenden ist, die ad hoc genannt werden könnten.
„Der Ansatz zur Verbesserung liegt in uns selbst“, das ist keine Frage. Die Frage ist, wie die Motivation und wie eine „andere Füllung“ der unendlichen Konsumhaltung weltweit herbeigeführt werden könnte. Zumindest Schritt für Schritt, wenn es schon im „großen Wurf“ nicht gelingt und in naher Zukunft nicht gelingen wird.
Enzesberger geht dem nach, Ohne moralisch sauer erhobenen Zeigefinger, sondern mit einem klaren Blick auf das, was uns „normal und erstrebenswert“ erscheint (Sie hat es, er hat es geschafft“, um dann mit dem Finger auf die Probleme zu zeigen, die daraus entstehen, wenn es jemand in der westlichen „Werteleiter!“ geschafft hat mit viel Lebensraum im Haus, mit zwei bis drei PKW für die Familie, mit Anfahrten zur Arbeit auf verstopften Straßen und dem Anspruch, „alles zu jeder Zeit“ in den Geschäften zur Verfügung zu haben,. Was gerade in Bezug auf Lebensmittel einen ökologischen „Transport-Irrsinn“ in den letzten Jahren hervorgebracht hat, der seinesgleichen nicht finden wird in der Geschichte).
„Der Mensch opfert seine Gesundheit, um Geld zu machen. Dann opfert er sein Geld, um seine Gesundheit wiederzuerlangen,. Und dann ist er so ängstlich wegen der Zukunft, dass er die Gegenwart nicht genießt. Das Resultat ist, dass er nicht in der Gegenwart lebt; er lebt, als würde er nie sterben und dann stirbt er und hat nie wirklich gelebt“.
Mahnende Worte, die weniger auf den Verstand, auf Überzeugungen sich richten, sondern eher das Grundgefühl menschlicher Existenz ansprechen um dann Vorschläge zu unterbreiten, wie man sich „einem echten Leben“ eher annähern könnte.
Insgesamt eine klare Analyse im Buch, der immer wieder Anstöße zur eignen Reflexion und inneren Motivation beigefügt werden. Damit deutlich wird, es geht nicht um den „großen Verlust“ an Lebensqualität, sondern es ist durchaus möglich mit „weniger von außen“ ein gleichwertiges, wenn nicht sogar besseres „mehr im innen“ zu erhalten. Ohne dabei esoterisch abdriften zu müssen oder zu Buschfeuern zurückkehren zu sollen.
Dazu verhilft vor allem die kurze und prägnante Zusammenfassung dessen, „Was jeder Mensch freiwillig tun kann, um den Energiewandel ein Stück Wirklichkeit werden zu lassen“.
Ruhig, sachlich, klug und durchaus motivierend, das ein oder andere an individuellen Vorschlägen einfach auch zu erproben, praxisnah genug schreibt Enzesberger.
Veränderung beginnt in der Haltung, nicht in den technischen Möglichkeiten