»All of old.
Nothing else ever.
Ever tried. Ever failed.
No matter.Try again.
Fail again. Fail better.«
(Samuel Beckett „Wortsward Ho, 1983”)
Jeder Mensch, ob er in der Öffentlichkeit steht oder nicht, kennt das Gefühl versagt zu haben. Manchmal erweist sich eine Niederlage nur als vermeintliche. Oft stellt sich später heraus, dass man nur durch diese Niederlage ein höheres Ziel zu erreicht hat. Grundsätzlich gibt kaum jemand offen zu, etwas nicht geschafft zu haben.
Viel zu oft werden uns von den Medien vermeintliche Shooting-Stars vorgesetzt: Der Debütautor, der sofort einen Bestseller landet; die Band, die mit dem ersten Song einen Nummer 1 Hit erreicht; die Schauspielerin, die wie aus dem Nichts erscheint und gleich einen Oscar abräumt.
Wunderbare Marketingstrategien, die uns weismachen wollen, es wäre leicht den american dream zu erreichen: vom Tellerwäscher zum Millionär.
Dass die Debütautorin unter einem anderen Namen bereits 3 Romane geschrieben hat, die keiner lesen oder vielleicht nicht mal verlegen wollte, die Band seit zehn Jahren in der Garage übt und die Schauspielerin jahrelang in Kleintheatern auf der Bühne gestanden hat, erfahren wir nicht.
Auch nicht wieviele Verlagsabsagen die Autorin erhalten hat, wieviele Demotapes der Band ungehört blieben und wie oft sich die Schauspielerin in den Schlaf geweint hat, weil sie wieder einmal die Miete nicht bezahlen konnte.
Nur Erfolg ist sexy, nur Erfolg ist wichtig und Erfolg macht stark. Niederlagen verschweigt man lieber, man schämt sich dafür, hängt sie nicht an die große Glocke.
Mitunter sind es aber genau die Niederlagen und Rückschläge, die uns stark machen. Nur durch das Scheitern lernen wir, können einen Kurswechsel vornehmen oder nochmals ganz von vorne anfangen.
Sehr erfolgreiche Menschen negieren das Scheitern nicht, sondern erkennen es an. Sie stehen auf, richten sich ihre Kronen und laufen weiter, vielleicht nicht in dieselbe Richtung, aber immer mit dem Fokus, nicht aufzugeben.
Für erfolgreiche Menschen ist Aufgeben keine Option.
Der Schärdinger Kulturredakteur und Kolumnist der Salzburger Nchrichten Bernhard Flieher hat für dieses Buch Interviews mit bekannten Persönlichkeiten gesammelt. Er ist dabei einfühlsam auf sein jeweiliges Gegenüber eingegangen. Manchmal wird das Thema nur angerissen, manchmal wird tiefer darauf eingegangen, aber jedes Interview ist sehr informativ, aufschlussreich und gibt teilweise sehr intime Einblicke. Oder wussten Sie, dass Alf Poier um Amstetten gerne einen großen Bogen macht, darunter leidet von den Medien als Kasperl vermarktet zu werden und nie ein ebook lesen würde?
Das Interview mit Alf Poier ist mein persönlicher Favorit, es ist nicht nur das längste Gespräch, sondern auch das persönlichste. Poier, beruflich nicht aufzuhalten, erzählt eher vom privaten Scheitern, seinen Beziehungversuchen und der Unmöglichkeit sein Freiheitsbedürfnis mit seinem Wunsch nach einer Parnterschaft zu verbinden. Etwas womit er in der heutigen Zeit nicht alleine dastehen dürfte.
Das Gespräch mit dem mittlerweile verstorbenen Christoph Schlingensief berührt tief, auch das Interview mit Gerlinde Kaltenbrunner geht unter die Haut.
Neben Niki Lauda, Renhold Messner, Herbert Grönemeyer, Birgit Minnichmayer und vielen anderen findet sich überraschenderweise ein Mann Gottes wieder: Pater Johannes Pausch, Gründer und Abt des Benediktinerklosters Gut Aich am Wolfgangsee. Für ihn ist es »etwas ganz Normales, dass Menschen scheitern.«
„Am Rande des Erfolgs” ist ein Buch über starke Persönlichkeiten, die trotz Widerständen ihren Weg gegangen und sich selbst dabei immer treu geblieben sind. Menschen, die zwar gescheitert sind, aber niemals kapituliert haben.
Ein wunderbar lehrreiches Buch für alle, die schon einmal die Erfahrung gemacht haben, dass es einfach nicht reicht. Für jene, die an einem Wendepunkt ihres Lebens stehen und für diejenigen, die wie Anton Innauer wissen, dass unsere größten Gegner, Zweifler und Kritiker im Leben wir selbst sind.
Fazit: Sehr lesenwert, gehört in jede Bibliothek!