Rezension zu Abgrund von Bernhard Kegel
Keine Idylle auf den Galapagosinseln...
von parden
Kurzmeinung: Spannung Fehlanzeige. Interessante wissenschaftliche Hintergründe, leider oftmals gekoppelt mit einem moralinsauer erhobenem Zeigefinger.
Rezension
pardenvor 7 Jahren
KEINE IDYLLE AUF DEN GALAPAGOSINSELN...
So hatte sich Anne Detlefsen den ersten gemeinsamen Urlaub nicht vorgestellt: Statt mit ihr die Sonne von Santa Cruz zu genießen, hat Hermann Pauli sich auf die Suche nach einem seltsamen Hai begeben, der selbst den Experten der örtlichen Charles-Darwin-Forschungsstation Rätsel aufgibt. Ist es möglich, dass die Lebensgemeinschaften im Meer sich rasant verändern? Und auch Anne bekommt plötzlich zu tun. Als vor der Insel Nacht für Nacht Schiffe in Flammen aufgehen, juckt es die Leiterin der Kieler Mordkommission in den Fingern, der Sache auf den Grund zu gehen. Kommt der Brandstifter aus den Reihen der Fischer, die zur Durchsetzung ihrer Interessen bekanntlich auch vor Gewalt nicht zurückschrecken? Die Verhältnisse sind kompliziert – im Wasser wie an Land...
Einen interessanten Ort hat Bernhard Kegel sich hier ausgesucht für seinen dritten Roman um den Meeresbiologen Hermann Pauli. Die Galapagosinseln dürften jedem aus dem Biologieunterricht bekannt sein, als Charles Darwin und seine Evolutionstheorie Thema waren. Doch dass das Archipel zu Ecuador gehört und 1000 km westlich der ecuadorianischen Küste in Äquatornähe in Südamerika liegt, habe ich erst hier erfahren. Blauäugig war ich bislang davon ausgegangen, dass diese weltbekannte Inselgruppe selbstverständlich unter Naturschutz steht und unbewohnt ist, höchstens Forscher mit Ausnahmegenehmigung Zutritt erhalten. Nun, tatsächlich gehören Flora und Fauna der Galapagosinseln zum Weltnaturerbe der UNESCO und werden durch einen Nationalpark geschützt. Doch Menschen gibt es dort tatsächlich auch, Bewohner der Inseln, Siedlungen und Städte, einen Flughafen gar. Neben Fischern gibt es dort v.a. Menschen, die vom Tourismus leben, der zwar die größte Einnahmequelle, zugleich aber auch die größte Bedrohung für das sensible Ökosystem und die Tierwelt des Archipels darstellt. Von ca. 11000 Touristen im Jahr 1979 schnellte die Zahl auf über 200000 Touristen seit 2013 hoch. Aber es gibt dort, wie erwartet, natürlich auch die Forscher, die Charles-Darwin-Forschungsstation und ein großes Engagement hinsichtlich der Erhaltung der Artenvielfalt.
Die jeweilige Interessenslage der Fischer, der Toursimusbranche und der Forscher kollidieren hier zwangsläufig, und darum dreht es sich in diesem Roman unter anderem. Während Hermann Pauli sich als Meeresbiologe selbst in seinem Urlaub v.a. auf dem Meer aufhält und möglichen neuen Arten nachjagt, hat es seine Freundin Anne Detlefsen an Land mit ganz anderen Problemen zu tun. Mysteriöse Schiffbrände halten die Insel in Atem und sorgen für eine Zuspitzung der Spannungen zwischen den Fischern, den Touristen und den Forschern. Wer hätte das stärkste Motiv, die Schiffe in Brand zu setzen? Schuldzuweisenungen gibt es reichlich, doch Anne kommt schließlich ein grässlicher Verdacht...
Was sich hier wie ein spannender Plot liest, hätte in der Tat einer sein können. Doch Bernhard Kegel vernachlässigt in seinem Roman den Aspekt der Spannung nur zu schmerzlich. Langgezogene Schilderungen, langatmige Szenen und wenig ergiebige Dialoge nehmen ordentlich Tempo aus dem Geschehen. Noch dazu ist es letztlich keine Überraschung mehr, als der Täter gefunden wird, was ebenfalls ernüchternd ist. Beim Lesen entstand bei mir zunehmend der Eindruck, dass zwar der Rahmen eines Spannungsromans gewählt wurde, jedoch ganz andere Inhalte vermittelt werden sollten. Im Wesentlichen geht es hier doch um die wissenschaftlichen Hintergründe, die zwar nicht uninteressant sind, die aber doch zu viel Raum einnehmen und zudem noch häufig mit einem mahnend erhobenen Zeigefinger präsentiert werden und damit einfach nur ein moralinsaures schlechtes Gefühl vermitteln.
"Mittlerweile verliert unser Planet neuesten Studien zufolge zwischen 11000 und 58000 Tierarten pro Jahr, ein unaufhörlicher Aderlass unserer biologischen Vielfalt, der sich zu einem katastrophalen Massenaussterben addiert, dem sechsten in der Geschichte des Lebens, verursacht zum ersten Mal durch eine einzige Tierart, durch uns, den Homo sapiens."
Ein Roman, der interessantes Hintergrundwissen vermittelt, der jedoch keine Spannung aufkommen lässt und damit für mich am Ziel vorbeigeschossen ist. Schade, da hatte ich mir mehr erwartet...
© Parden
So hatte sich Anne Detlefsen den ersten gemeinsamen Urlaub nicht vorgestellt: Statt mit ihr die Sonne von Santa Cruz zu genießen, hat Hermann Pauli sich auf die Suche nach einem seltsamen Hai begeben, der selbst den Experten der örtlichen Charles-Darwin-Forschungsstation Rätsel aufgibt. Ist es möglich, dass die Lebensgemeinschaften im Meer sich rasant verändern? Und auch Anne bekommt plötzlich zu tun. Als vor der Insel Nacht für Nacht Schiffe in Flammen aufgehen, juckt es die Leiterin der Kieler Mordkommission in den Fingern, der Sache auf den Grund zu gehen. Kommt der Brandstifter aus den Reihen der Fischer, die zur Durchsetzung ihrer Interessen bekanntlich auch vor Gewalt nicht zurückschrecken? Die Verhältnisse sind kompliziert – im Wasser wie an Land...
Einen interessanten Ort hat Bernhard Kegel sich hier ausgesucht für seinen dritten Roman um den Meeresbiologen Hermann Pauli. Die Galapagosinseln dürften jedem aus dem Biologieunterricht bekannt sein, als Charles Darwin und seine Evolutionstheorie Thema waren. Doch dass das Archipel zu Ecuador gehört und 1000 km westlich der ecuadorianischen Küste in Äquatornähe in Südamerika liegt, habe ich erst hier erfahren. Blauäugig war ich bislang davon ausgegangen, dass diese weltbekannte Inselgruppe selbstverständlich unter Naturschutz steht und unbewohnt ist, höchstens Forscher mit Ausnahmegenehmigung Zutritt erhalten. Nun, tatsächlich gehören Flora und Fauna der Galapagosinseln zum Weltnaturerbe der UNESCO und werden durch einen Nationalpark geschützt. Doch Menschen gibt es dort tatsächlich auch, Bewohner der Inseln, Siedlungen und Städte, einen Flughafen gar. Neben Fischern gibt es dort v.a. Menschen, die vom Tourismus leben, der zwar die größte Einnahmequelle, zugleich aber auch die größte Bedrohung für das sensible Ökosystem und die Tierwelt des Archipels darstellt. Von ca. 11000 Touristen im Jahr 1979 schnellte die Zahl auf über 200000 Touristen seit 2013 hoch. Aber es gibt dort, wie erwartet, natürlich auch die Forscher, die Charles-Darwin-Forschungsstation und ein großes Engagement hinsichtlich der Erhaltung der Artenvielfalt.
Die jeweilige Interessenslage der Fischer, der Toursimusbranche und der Forscher kollidieren hier zwangsläufig, und darum dreht es sich in diesem Roman unter anderem. Während Hermann Pauli sich als Meeresbiologe selbst in seinem Urlaub v.a. auf dem Meer aufhält und möglichen neuen Arten nachjagt, hat es seine Freundin Anne Detlefsen an Land mit ganz anderen Problemen zu tun. Mysteriöse Schiffbrände halten die Insel in Atem und sorgen für eine Zuspitzung der Spannungen zwischen den Fischern, den Touristen und den Forschern. Wer hätte das stärkste Motiv, die Schiffe in Brand zu setzen? Schuldzuweisenungen gibt es reichlich, doch Anne kommt schließlich ein grässlicher Verdacht...
Was sich hier wie ein spannender Plot liest, hätte in der Tat einer sein können. Doch Bernhard Kegel vernachlässigt in seinem Roman den Aspekt der Spannung nur zu schmerzlich. Langgezogene Schilderungen, langatmige Szenen und wenig ergiebige Dialoge nehmen ordentlich Tempo aus dem Geschehen. Noch dazu ist es letztlich keine Überraschung mehr, als der Täter gefunden wird, was ebenfalls ernüchternd ist. Beim Lesen entstand bei mir zunehmend der Eindruck, dass zwar der Rahmen eines Spannungsromans gewählt wurde, jedoch ganz andere Inhalte vermittelt werden sollten. Im Wesentlichen geht es hier doch um die wissenschaftlichen Hintergründe, die zwar nicht uninteressant sind, die aber doch zu viel Raum einnehmen und zudem noch häufig mit einem mahnend erhobenen Zeigefinger präsentiert werden und damit einfach nur ein moralinsaures schlechtes Gefühl vermitteln.
"Mittlerweile verliert unser Planet neuesten Studien zufolge zwischen 11000 und 58000 Tierarten pro Jahr, ein unaufhörlicher Aderlass unserer biologischen Vielfalt, der sich zu einem katastrophalen Massenaussterben addiert, dem sechsten in der Geschichte des Lebens, verursacht zum ersten Mal durch eine einzige Tierart, durch uns, den Homo sapiens."
Ein Roman, der interessantes Hintergrundwissen vermittelt, der jedoch keine Spannung aufkommen lässt und damit für mich am Ziel vorbeigeschossen ist. Schade, da hatte ich mir mehr erwartet...
© Parden