Rezension zu "Die Grüne Null" von Bernhard Pötter
In letzter Zeit sind mir einige Bücher zum Themenkomplex Klimawandel vor die Leseflinte geraten – nun also eines, das auf „die schwarze Null“ anspielt. Lesenswert?
Natürlich ist das Thema von Pötter beschriebene Klimawandel und der entsprechend anzustrebenden Klimaneutralität geradezu omnipräsent: Dürre oder Fluten in Deutschland, Waldbrände in Südeuropa und Kanada/USA und von den Eisbären, denen das Eis unter den Tatzen wegschmilzt, gar nicht zu reden; die Grünen stellen eine Kanzlerkandidatin auf; kürzlich verlangte auch noch das Bundesverfassungsgericht in einem Urteil neue Weichenstellungen. Das Fakt scheint klar: Es gibt Handlungsbedarf, denn bis 2045 soll Deutschland klimaneutral sein – kurze Übersetzung: also nicht mehr Treibhausgase ausstoßen, als wir aus der Atmosphäre binden. Das ist sportlich … noch dazu in einem Land, das so wirtschaftsgetrieben ist wie Deutschland: Es muss nahezu all seine Lebensbereiche, begonnen bei Industrie über Verkehr, Energiesysteme, Ernährung und ja, auch persönliche Lebensstile umstellen, und zwar in kürzester Zeit. Den Kampf um diesen Umbau zeigt Pötter ebenso auf wie Möglichkeiten, wie das gelingen könnte, aber auch, was ihn bremst.
Zunächst mal: Das Buch liest sich recht locker, flüssig und schnell weg – Populärwissenschaft eben, wenn man so will. Dabei hebt er den Teppich an, unter den so vieles gekehrt werden soll, was im Argen liegt. Man mag seine Ansichten teilen oder nicht, aber er legt den Finger eben in Wunden, was einem passen kann oder nicht. Aber wer ein Buch zur Klimaneutralität liest, wird das nicht negativ finden. Ob es nun Vor- oder Nachteil ist, dass man das Buch m. E. nicht am Stück lesen kann (dazu fehlt irgendwie der alles umspannende Gedanke abgesehen vom Klimaneutralitätsziel), sei dahingestellt. Was hier jedoch für den wissenschaftlichen Teil fehlt, sind Belege und m. E. auch zumindest mal die Frage, welche Folgen ggf. der evtl. abflachende Golfstrom haben könnte. Und damit bin ich beim größten Vorwurf an das Buch: Es hat einen zu engen Fokus. Oftmals liest man, dass die anstehenden Aufgaben global seien, man aber eben seinen kleinen Teil beitragen soll. Ja, insofern passt der Fokus auf Deutschland, aber in mehr und mehr Büchern liest man eben über die starken Zusammenhänge zwischen Klimawandel, Artensterben usw. Daher greift das Buch ein wenig kurz. Wen das nicht stört und sich darauf konzentrieren will, wie es um die Klimaneutralität Deutschlands steht, der ist gut aufgehoben. Mir war das zu wenig (was man eigentlich aber schon aus Titel und Untertitel herauslesen können), daher 3 Sterne für das Urteil „muss jeder selbst entscheiden“.