Cover des Buches Nebelmacher (ISBN: 9783734160325)
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Rezension zu Nebelmacher von Bernhard Trecksel

Wer zieht die Fäden im Hintergrund und warum?

von Shunya vor 9 Jahren

Rezension

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Shunyavor 9 Jahren
Clach, genannt »Totenkaiser«, ist ein Nebelmacher. Diese meisterlichen Assassinen töten im Dienste der Göttin des Mordens nicht nur den Körper, sondern können auch die Seele vernichten. Clach hat gerade einen Auftrag abgeschlossen, da erfährt er Ungeheuerliches: Seine Tötungen waren gar nicht von der Göttin sanktioniert – und damit wider ihr Gesetz! Clach macht sich auf die Jagd. Irgendjemand wird für diese Täuschung bezahlen. Doch der Totenkaiser ist längst selbst der Gejagte … (Quelle: Blanvalet)

Die Handlung rund um den Totenkaiser spielt in einer mittelalterlich anmutenden Welt, in der unbeliebte Arkanisten eine Art Schutzwall aufrecht erhalten. Der Assassine dient dem Sharis-Kult und ermordet im Auftrag der Todesbotin bis sich herausstellt, dass er in Wirklichkeit all die Zeit die Morde im Auftrag eines anderen ausführt. Clach sinnt auf Antworten und versucht herauszufinden was es zudem mit den seltsamen Heimkehrern auf sich hat. Auch der Amboss-Krieger Ormgair und der brutale Inquisitor Greskegard haben es auf den Attentäter abgesehen. Auch die junge Templerin Morven aus dem Orden des Lichtfürsten führt eine heiße Spur auf Umwegen zu den Heimkehrern. Wie man sieht gibt es im Grunde genommen keine richtige Hauptfigur, wobei sich natürlich dennoch alles um den Totenkaiser Clach dreht. Besonders gut gefiel mir natürlich, dass jede Figur trotz ihrer Aufgabe dennoch ein ganz eigenes Motiv in die Stadt geführt hat. Bernhard Trecksel hat gekonnt alle losen Fäden zu einem Strang zusammengezogen, so dass sich die Handlung verdichtet und ihrem Finale auf interessante Weise nähert. Vor allem die Szenen, die öfter durch Perspektivwechsel erzählt wurden fand ich gelungen aufgebaut, so konnte man eine Szene oftmals durch zwei Figuren aus einem anderen Blickwinkel wahrnhemen.
Die Handlung spielt hauptsächlich wie erwähnt in einer mittelalterlichen Stadt. Es gibt verschiedene Stämme außerhalb und natürlich führt alles auf den großen Kampf der Titanen zurück, die eine wichtige Rolle in der Handlung einnehmen. Besonders gefallen haben mir auch die kurzen Einschübe zwischen den Kapiteln in denen man mehr über die Titanen und ihre Geschichte erfährt sowie ab und an ein paar Sichten der Bürger der Stadt.
Clach mochte ich soweit, nur hatte er schon ein ziemlich großes Ego, weil er sich in allem so perfekt wähnte. Beim Lesen merkt man aber schnell, dass er nicht immer alles unter Kontrolle hat und auch als Totenkaiser Fehler macht was ihn wiederum menschlicher wirken lässt. Ormgair fand ich toll. Genau wie Sanftleben ist er ein Barbar aus dem Amboss und sinnt auf Rache an den Kreen, die seinen Stamm dem Erdboden gleich gemacht haben, dennoch führt ihn sein Weg in die Stadt. Unterhaltsam fand ich es, als er versucht hat Morven die Gebräuche seines Stammes zu verdeutlichen. Morven ist wahrscheinlich die jüngste Figur in Nebelmacher. Sie hat mit ihrem Status zu kämpfen und fühlt sich sichtlich unwohl in ihrer Rolle als Templerin. Erst nach und nach, vor allem nach einem großen Schicksalsschlag, kommt Morven ein wenig mehr aus sich heraus. Wen ich gar nicht mochte war Greskegard. Der Mann nimmt wirklich alle Mittel und Wege um an Informationen zu gelangen und geht desöfteren dafür auch mal über Leichen.
Das Ende ist relativ offen, ob das so beabsichtigt ist oder doch noch eine Fortsetzung folgen wird bleibt wohl unklar. An sich finde ich das offene Ende gar nicht mal so schlecht. Clach macht seinem Namen als Totenkaiser alle Ehre und auch die anderen Figuren kommen nicht zu kurz. Man hat so das Gefühl, dass das Ende auf etwas wirklich Großes hinausläuft, aber na ja, das bleibt dann auch wieder eine offene Frage, die es der Fantasie des Leser überlässt wie Nebelmacher enden könnte.
Die Idee mit dem Sharis-Kult fand ich recht interessant, darüber hätte ich gern mehr erfahren, ebenso wie den Nebelmachern und Nebeljägern – was mir ein zu kurz abgehandelt worden ist. Nur die Todesbotin fand ich ein wenig langweilig, als so herauskam was es mit ihr auf sich hatte. Danach fand ich sie nicht mehr so besonders spannend.
Alles in allem eine gelungene Geschichte, bei der mir vor allem der Erzählstil von Bernhard Trecksel gefallen hat. Trotz einiger Bandwurmsätze, hat er sehr viele anschauliche Metaphern genutzt und die Handlung nachvollziehbar aufgebaut, so dass im Grunde genommen keine der Figuren zu kurz kam. Obwohl die Kapitel recht lang waren, hat es mich bei diesem Buch gar nicht gestört und dank dem Schreibstil des Autors fiel das auch nicht weiter ins Gewicht.
Auch an eine Karte wurde gedacht, die man vorne und hinten beim Aufklappen im Buch ansehen kann. Finde ich super, dass daran gedacht worden ist.

Nebelmacher ist durchaus ein spannendes Debutwerk in das man mal reinlesen sollte. Wer Fantasy und Geschichten über Assassinen mag sollte einen Blick riskieren. Es gibt eine Menge Action und einige interessante Storywendungen. Wer nach Romantik sucht, sollte sich allerdings anderweitig umsehen.
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