Vor dem großen Sterben, historischer Kriminalroman von Bernward Schneider, 378 Seiten, erschienen im Gmeiner Verlag.
Der Welt steht ein großer Krieg bevor. Doch davon wissen bisher nur wenige. Und das soll so bleiben.
Marion Bendt ist Tänzerin und auch Abwehragentin, bei einem gefährlichen Einsatz bringt sie Fotos eines hochbrisanten Protokolls an sich, welches Hitlers Pläne zum bevorstehenden Polenfeldzug beinhaltet. Sie erkennt die Brisanz des Materials und übergibt es ihrem Führungsoffizier, der kurz darauf tot aufgefunden wird. Ist nun auch Marion in Gefahr?
Der Roman ist in 23 übersichtliche Kapitel in gut lesbarer Schrift aufgeteilt. Der bildhafte Schreibstil hat mir gut gefallen, der Autor hat sich der personalen Erzählform aus Sicht Marions bedient.
Leider hat mich vorliegender Roman enttäuscht. Der Plot begann spannend und ich kam auch sofort in Lesefluss, doch im weiteren Verlauf der Geschichte wurde es immer verworrener und undurchsichtiger und der Leser wie auch die Protagonistin wussten irgendwann nicht mehr wer zu den Guten oder den Bösen gehört. Fünfte Kolonne, deutsch-britischer Herrenclub, SS, SD, Gestapo, Abwehr. Es kam der Punkt an dem ich nicht mehr auseinanderhalten konnte, welche der vielen Figuren zu welcher Gruppierung gehörte und welche Ziele die einzelnen Organisationen verfolgten.
Die Handlungen der Charaktere waren nicht nachvollziehbar, besonders die Protagonistin in ihrer promiskuitiven und gutgläubigen Art hat mir irgendwann nur noch ein müdes Kopfschütteln abverlangt. Da dachte ich dann, ist sie so durchtrieben oder einfach nur dumm. Da das Buch an einem Punkt einsetzt, da Marion bereits ihrer Spionagetätigkeit nachgeht, hätte mich auch brennend interessiert, wie sie überhaupt dazu kam für den Geheimdienst zu arbeiten.
Freude haben mir die Beschreibungen gemacht, die sich mit dem Tanz und der Leidenschaft zum Tango befassten, herrlich beschrieben und gut und bildhaft erklärt. Auch die erotischen Szenen waren ästhetisch beschrieben.
Zwischendurch konnte ich das Buch ohne besonderes Bedauern zur Seite legen, ich musste mich dazu zwingen die letzten 100 Seiten noch zu Ende zu lesen. Die Idee für diesen Krimi wäre gut gewesen, ein interessanter historischer Zeitpunkt, ein aufregendes Geheimnis und dann nichts daraus gemacht, schade. Von mir 2 Sterne, wegen der ansprechenden Tanzszenen und den spannenderen ersten 100 Seiten.