Rezension zu "Lob der Krankheit" von Bert Ehgartner
Viren und Bakterien, so Ehgartners Credo, sind notwendig: Sie trainieren in jungen Jahren die Körperabwehr und schützen uns so im späteren Leben. Sie halten das Immunsystem davon ab, Allergien und Autoimmunkrankheiten zu entwickeln. Und sie erlauben Erwachsenen, eine Auszeit vom oft stressigen Alltag zu nehmen und zur Ruhe zu kommen. Doch statt nur im Notfall einzuschreiten, rücken wir gegen Krankheiten aller Art generalsstabmäßig zu Felde: mit Impfungen, fiebersenkenden Mitteln, Antibiotika, Hygiene und Vorsorgetests. Ehgartner ist gottlob kein Esoteriker, der all diese Segnungen der Medizin verdammt. Er sagt aber, dass sie zu oft und zu unreflektiert eingesetzt werden.
Ehgartner schreibt in einem engagierten und manchmal emotionalen Stil. Auch sympatisiert er mit der anthroposophischen und homöopathischen Medizin, die traditionell zurückhaltend agieren. Man mag also nicht mit jedem Satz und nicht mit jeder Schlussfolgerung einverstanden sein. Doch Ehgartner argumentiert wissenschaftlich: Die knapp 200 Arbeiten, die er zitiert, stammen fast ausschließlich aus der medizinische Fachliteratur. „Lob der Krankheit“ ist deshalb ein unbequemes Buch. Es stellt eigene Ansichten in Frage, die man eigentlich nicht in Frage stellen möchte.