Fünf Freunde finden sich, Bert, Joost, David, André und Peter. Dazu ein Mädchen. Natürlich. Da ist immer ein Mädchen. Jeder der fünf Freunde hat ein spezielles Talent, mit dem er später seinen Lebensunterhalt verdient. Einer wird ein berühmter Physiker, einer ist Reiseunternehmer, einer dichtet, einer macht windige Geschäfte und wird reich, ein anderer ist quotenschwarz und Arzt, der letzte interessiert sich für Sport und wird zuerst Sportberichterstatter, dann Gerichtsreporter. Nach 30 Jahren treffen sie sich wieder.
Bert ist der Erzähler. Wie alle anderen der fünf Freund war er seinerzeit schwer in Laura verschossen. Im Nachhinein, bei der Wiederholungstour am Mont Ventoux, wollen sie ein altes Trauma aufarbeiten. Höchste Zeit.
Der Kommentar:
Der Roman dreht sich latent um den Radsport. Die Freunde befahren den Mont Ventoux, der eine Größe im Radsport ist. Während sie sich neu kennenlernen und das Trauma von damals, als sie zusammen am Mont Ventoux waren, bewältigen, erfährt die geneigte Leserschaft auch einiges über das Radfahren an und für sich. Diese Informationen machen den Mehrwert des Romans aus.
Natürlich erinnern sich die Freunde an „damals“. Olle Kamellen werden ausgegraben und es kommt endlich heraus, mit welchem von ihnen Laura mehr als eine platonische Freundschaft verband.
Der Roman ist leichtgängig geschrieben und wartet mit einigen dramatischen Geschehnissen auf, die im Lichte betrachtet, so dramatisch gar nicht sind. Sicher, ein Todesfall ist dramatisch. Aber was Bert Wagendorp drum herum geheimnisst, hat mich eher gelangweilt. Dass ein bisher verheimlichter Sohn Lauras aus der Tasche gezogen wurde, habe ich von der ersten Sekunde an erwartet. Dass er auch noch blind sein muss ... meine Güte.
Viel mehr als Unterhaltung bietet der Autor nicht. Das Radfahrerambiente ist interessanter als Rosamundes Klippen in Cornwall, das schon. Aber sonst? Es ist ein netter Roman. Der ein bisschen überdramatisiert für den Leser, bemühte Überraschungen sind das. Na ja. Ich stelle mir den Film vor am Sonntagabend im ZDF. Das macht sicherlich Spaß. Aber ich wollte einen Roman über Radsport.
Meine Erwartungen ergeben mildernde Umstände: Wagendorp kann nichts dafür, dass ich, weil ich weiß, dass er (einst) als Kommentator von der Tour de France berichtete, einen spannenden Roman über die Tour itself erwartet habe und mit semidramatischen Liebesgeschichten nix am Hut hab.
Fazit: Nett. Weiters keine besonderen Vorkommnisse.
Verlag: btb, 2018