Bert Wagendorp

 4 Sterne bei 25 Bewertungen
Autor*in von Ventoux, Tanz um die Wahrheit und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Bert Wagendorp, Jahrgang 1956, ist als Kolumnist für die niederländische Zeitung De Volkskrant und eine flämische Tageszeitung tätig. Zwischen 1989 und 1994 berichtete er unter anderem von der Tour de France. Zudem hat er das literarische Radrennmagazin De Muur mitbegründet. Sein Roman »Ventoux« war der große Überraschungsbestseller der letzten Jahre in den Niederlanden und wurde dort erfolgreich verfilmt. Die Arbeiten an der Verfilmung von »Ferrara« haben bereits begonnen.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Bert Wagendorp

Cover des Buches Ventoux (ISBN: 9783442716890)

Ventoux

 (18)
Erschienen am 10.04.2018
Cover des Buches Tanz um die Wahrheit (ISBN: 9783442719754)

Tanz um die Wahrheit

 (4)
Erschienen am 10.05.2021
Cover des Buches Ferrara (ISBN: 9783442759002)

Ferrara

 (2)
Erschienen am 14.06.2022
Cover des Buches Ventoux (ISBN: 9783869742557)

Ventoux

 (1)
Erschienen am 01.08.2016

Neue Rezensionen zu Bert Wagendorp

Cover des Buches Ventoux (ISBN: 9783442716890)
wandablues avatar

Rezension zu "Ventoux" von Bert Wagendorp

Jugendfreundschaft auf dem Sattel
wandabluevor einem Jahr

Fünf Freunde finden sich, Bert, Joost, David, André und Peter. Dazu ein Mädchen. Natürlich. Da ist immer ein Mädchen. Jeder der fünf Freunde hat ein spezielles Talent, mit dem er später seinen Lebensunterhalt verdient. Einer wird ein berühmter Physiker, einer ist Reiseunternehmer, einer dichtet, einer macht windige Geschäfte und wird reich, ein anderer ist quotenschwarz und Arzt, der letzte interessiert sich für Sport und wird zuerst Sportberichterstatter, dann Gerichtsreporter. Nach 30 Jahren treffen sie sich wieder.
Bert ist der Erzähler. Wie alle anderen der fünf Freund war er seinerzeit schwer in Laura verschossen. Im Nachhinein, bei der Wiederholungstour am Mont Ventoux, wollen sie ein altes Trauma aufarbeiten. Höchste Zeit. 

Der Kommentar: 
Der Roman dreht sich latent um den Radsport. Die Freunde befahren den Mont Ventoux, der eine Größe im Radsport ist. Während sie sich neu kennenlernen und das Trauma von damals, als sie zusammen am Mont Ventoux waren, bewältigen, erfährt die geneigte Leserschaft auch einiges über das Radfahren an und für sich. Diese Informationen machen den Mehrwert des Romans aus.
Natürlich erinnern sich die Freunde an „damals“. Olle Kamellen werden ausgegraben und es kommt endlich heraus, mit welchem von ihnen Laura mehr als eine platonische Freundschaft verband. 

Der Roman ist leichtgängig geschrieben und wartet mit einigen dramatischen Geschehnissen auf, die im Lichte betrachtet, so dramatisch gar nicht sind. Sicher, ein Todesfall ist dramatisch. Aber was Bert Wagendorp drum herum geheimnisst, hat mich eher gelangweilt. Dass ein bisher verheimlichter Sohn Lauras aus der Tasche gezogen wurde, habe ich von der ersten Sekunde an erwartet. Dass er auch noch blind sein muss ... meine Güte.
Viel mehr als Unterhaltung bietet der Autor nicht. Das Radfahrerambiente ist interessanter als Rosamundes Klippen in Cornwall, das schon. Aber sonst? Es ist ein netter Roman. Der ein bisschen überdramatisiert für den Leser, bemühte Überraschungen sind das. Na ja. Ich stelle mir den Film vor am Sonntagabend im ZDF. Das macht sicherlich Spaß. Aber ich wollte einen Roman über Radsport.

Meine Erwartungen ergeben mildernde Umstände: Wagendorp kann nichts dafür, dass ich, weil ich weiß, dass er (einst) als Kommentator von der Tour de France berichtete, einen spannenden Roman über die Tour itself erwartet habe und mit semidramatischen Liebesgeschichten nix am Hut hab. 

Fazit: Nett. Weiters keine besonderen Vorkommnisse.
Verlag: btb, 2018

Cover des Buches Ferrara (ISBN: 9783442759002)
F

Rezension zu "Ferrara" von Bert Wagendorp

Zuerst "Ventoux" lesen - und dann entscheiden...
FrankWevor 2 Jahren

Wenn ein Buch als „Fortsetzung“ angekündigt und beworben wird, erscheint es angemessen, sich zunächst mit dem Ursprungs-Roman zu befassen: Er erschien unter dem Titel „Ventoux“ 2016 in Deutschland und handelte von einer sehr besonderen Jugendfreundschaft zwischen fünf Jungen und einem Mädchen und deren Wiederbegegnung 30 Jahre nach einem tragischen Ereignis.

In „Ferrara“ sind noch vier Freunde übrig, wiederum ein paar Jahre gealtert, um einige Illusionen ärmer und in jeweils spezifische Krisen verstrickt. Die Leidenschaft zum Rennrad-Fahren ist zwar immer noch eine Verbindung; sie steht aber in dieser Geschichte nicht mehr im Vordergrund.
Stattdessen verschlägt es den Trupp für einige Monate in die nord-italienische Stadt Ferrara, in der Joost (ein wegen Plagiaten gescheiteter Wissenschaftler) ein Designer-Hotel aufbauen möchte. Diese Rahmenhandlung wird angereichert durch die Auseinandersetzung des Ich-Erzählers Bart (inzwischen ein erfolgreicher Schriftsteller) mit der Entscheidung seiner Tochter Anna, ihre journalistische Karriere ausgerechnet in Syrien fortzusetzen. Andrè ist durch frühere Drogengeschäfte zu Geld gekommen und kann jetzt als Wohltäter auftreten, Davids Situation tritt dann im Schlussteil des Romans stark in den Vordergrund.
 Die Handlungsfäden werden verwebt mit einer Menge Lokalkolorit: Geschichte und Kunst der Renaissance-Stadt bekommen genauso Raum wie Aspekte der italienischen Mentalität und Kochkunst.

Doch „eigentlich“ ist die Handlung nur die Basis für das tatsächliche Thema des Buches. Es geht um Freundschaft, genauer gesagt: um eine Jahrzehnte überspannende Männerfreundschaft zwischen Persönlichkeiten, die eine sehr prägende gemeinsame Jugend verlebt und sich dann zu sehr unterschiedlichen Charakteren entwickelt haben.
Der niederländische Erfolgs-Autor WAGENDORP lässt einen Anteil nehmen an diesem wechselvollen und immer wieder sehr emotionalen Spiel zwischen Nähe und Abgrenzung – bei dem letztlich Solidarität und Verbundenheit immer siegen.
 Es ist schon eine deutlich männerlastige Sicht auf das Leben und das Älterwerden: (Rad)Sport, gutes Essen, stimmungsfördernder Alkohol und „Frauengeschichten“ bekommen ihren Tribut (ohne das es allerdings wirklich chauvinistisch wird).

Während beim Vorläufer-Roman („Ventoux“) der raffiniert konstruierte Spannungsbogen permanent spürbar ist, plätschert der aktuelle Plot doch eine ganze Weile ziemlich vor sich hin. Die dramatischen Ereignisse im letzten Viertel des Romans wirken nicht ganz so organisch eingeflechtet: Sie wirken ein bisschen gewollt – weil ja noch irgendwie etwas passieren musste…
 Man muss allerdings einräumen, dass es der Autor wirklich sehr gut versteht, emotional aufgeladene Ereignisse auch literarisch auszukosten und zu zelebrieren: Da bleibt dann kaum ein Auge trocken…

Mein Tipp für diejenigen, die nicht sowieso nach „Ventoux“ genau wissen, ob sie mehr davon wollen: Einfach den älteren Roman zuerst lesen! Dann die Erwartung etwas dämpfen und entscheiden, ob man sich auf eine insgesamt eher entspannte Lektüre mit bekannten Protagonisten einlassen möchte, die aber nicht mehr ganz die Klasse des Vorläufers erreicht.

Cover des Buches Ferrara (ISBN: 9783442759002)
RenaMs avatar

Rezension zu "Ferrara" von Bert Wagendorp

Bart Wagendorp – Ferrara
RenaMvor 2 Jahren

Dieser Roman ist die Fortsetzung eines Bestsellers mit dem Titel „Ventoux“. Leider gibt der Verlag in seinem Programm darauf keinen Hinweis, man wird erst durch einen Aufkleber auf dem Cover darauf aufmerksam gemacht.

Doch auch ohne den ersten Band zu kennen, findet man schnell hinein in diese Geschichte um vier Männer, alle knapp über 50 und auf der Suche nach etwas, das sie selbst nicht benennen können. Ist es das Leben, das sie verpasst zu haben glauben? Ist es die Liebe, die irgendwann verloren ging? Oder suchen sie gar nicht, weil sie längst alles gefunden haben, ihnen dies aber nicht bewusst ist?

Der Roman ist sehr philosophisch, man gerät ins Nachdenken, ins Sinnieren über das eigene Leben, während man Bart, den Ich-Erzähler, und seine Freunde Joost, David und André   während eines heißen Sommers nach Ferrara begleitet. Joost möchte dort ein Design-Hotel eröffnen und wird dabei unterstützt von der gut aussehenden Architektin Bianca, an der auch Bart Gefallen findet. André ist Millionär, David führt ein Restaurant und Bart ist Schriftsteller. Alle lassen ihre Tätigkeiten zurück und wollen Joost bei der Renovierung des Hotels helfen, bleiben über Monate in Italien.

Aufregend wird ihr Aufenthalt, als Anna, Barts Tochter, sie besucht. Anna ist Journalistin und, sehr zu Barts Beunruhigung, an gefährlichen Orten unterwegs. Seine Angst um seine Tochter vor allem wird über lange Strecken im Roman thematisiert, sehr einfühlsam und nachvollziehbar. Auch dass sie darüber wenig froh ist und dass dies zu Konflikten führt, all das beschreibt Bert Wagendorp mit viel Verständnis und Empathie. Daneben verliert er sich zwar immer wieder in langatmigen Ausflügen in die Geschichte Italiens und Ferraras, was die eigentliche Handlung verlangsamt, gleichzeitig aber voll und ganz in den Rahmen des Romans passt.

Es geschieht nicht viel, bis auf ein Ereignis, das man in einer Rezension nicht erwähnen kann, um nicht zu spoilern. Dennoch ist der Roman ungemein fesselnd, er zieht die Leserin regelrecht hinein. Beim Lesen fühlt man die Hitze auf den Straßen, spürt die Spannung zwischen Bart und seiner Tochter, die Reibungen zwischen den Männern, die sich auf langen Radtouren entlädt. Und man folgt gespannt den Begegnungen, sei es mit einem uralten Mönch oder einem sehr geheimnisvollen Fischhändler.

Ein rundherum gelungener Roman, dessen Bann noch wirkt, lange nachdem man die letzte Seite gelesen hat.

Bert Wagendorp – Ferrara
aus dem Niederländischen von Andreas Ecke
btb, Juni 2022
 Gebundene Ausgabe, 284 Seiten, 22,00 €

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