Bertrand Badiou

 4,4 Sterne bei 52 Bewertungen
Autor*in von Herzzeit, Briefwechsel und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Bertrand Badiou (geb. 1957) ist Leiter der Paul-Celan-Arbeitsstelle der École normale supérieure in Paris, Herausgeber von Werken und Briefen Celans in Deutschland (Suhrkamp Verlag) und in Frankreich (Editions du Seuil). Gemeinsam mit Eric Celan betreut er den Nachlass des Dichters.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Bertrand Badiou

Cover des Buches Herzzeit (ISBN: 9783518730904)

Herzzeit

 (45)
Erschienen am 16.11.2010
Cover des Buches Briefwechsel (ISBN: 9783518412190)

Briefwechsel

 (5)
Erschienen am 26.03.2001
Cover des Buches Eingedunkelt (ISBN: 9783518403747)

Eingedunkelt

 (2)
Erschienen am 01.09.1991
Cover des Buches Paul Celan (ISBN: 9783518429082)

Paul Celan

 (0)
Erschienen am 19.11.2023

Neue Rezensionen zu Bertrand Badiou

Cover des Buches Herzzeit (ISBN: 9783518730904)
R

Rezension zu "Herzzeit" von Bertrand Badiou

Man stelle sich so einen Briefwechsel heutzutage vor
riraraffivor 12 Tagen

Quelle relation

Die Briefe, die Ingeborg Bachmann und Paul Celan als große Poeten sich gegenseitig als private Kommunkation geschrieben haben sind so weit von dem, wie wir heute kommunizieren. Jedes Wort wirkt klug gewählt, obwohl sie selbst sagen, dass dem nicht der Fall sei. Ihre Beziehung bleibt so zaghaft angedeutet und es ist beeindruckend, wie sie trotz der unregelmäßigen Abstände irgendwie stets in Kontakt bleiben,, sich gegenseitig Gedichte widmen, Briefe schreiben (und sie nicht abschicken).

Wie wertvoll geschriebenes Wort war und dann auch noch von Zweien, die das geschriebene Wort zu ihrer Berufung machen. Und obwohl, wie auch im Nachwort erklärt, so oft sichtbar wird, wie sie um Worte ringen und mit ihnen kämpfen, beschränkt auf das, was sie einander in Entfernung schreiben, bleibt der romantisierende Gedanke im Kopf, dass alles einfacher war, als man nicht 24/7 über Whatsapp kommunizierte. Der Gedanke, dass sie vielleicht zueinander gefunden hätten, wenn sie Missverständnisse in einem 2-Minuten-Anruf geklärt hätten ist erschauderlich. Demütig blicke ich auf die Möglichkeiten der Kommunikation, die uns so viel erschweren, aber an sich auch so viel vereinfachen.

Ich ringe selber mit den Worten, die ich für das Gelesene habe, möchte es aber jedem empfehlen, der sich eine Herzzeit wünscht.

Und abschließend einige Worte zu Paul Celans Ehefrau Gisèle Lestrange:
Il ne me reste qu'à exprimer mon admiration pour cette femme élégante, courageuse et sage. Pendant la lecture, j'avais tellement envie de lui envoyer une lettre du fond de mon cœur. Quelle dame ! 

Cover des Buches Herzzeit (ISBN: 9783518420331)
The iron butterflys avatar

Rezension zu "Herzzeit" von Bertrand Badiou

"Du liest jetzt. Ich denk an deine Stimme."
The iron butterflyvor 10 Jahren

Unter dem Titel "Herzzeit" wurde der Briefwechsel von Ingeborg Bachmann und Paul Celan veröffentlicht. Der Begriff "Herzzeit" verweist auf Celans Gedicht "Köln, Am Hof", welches nach dem Wiederaufleben der Liebesbeziehung von Ingeborg und Paul im Jahr 1957 entstand.

1948 lernen sich die 21-jährige und der 27-jährige in Wien kennen und lieben. Beide noch unbekannt und jung, doch jeder für sich schon mit Erfahrungen und Ängsten belastet.

Paul Celan, Jahrgang 1920, Sohn deutschsprachiger Juden, verliert seine Eltern nach deren Deportation im Winter 1942/43. Er selbst überlebt in einem rumänischen Arbeitslager, arbeitet nach dem Krieg als Übersetzer.

Ingeborg Bachmann, Jahrgang 1926, in Klagenfurt geboren und aufgewachsen, befreit sie sich durch das Medium Sprache aus einer von Nationalsozialismus und Krieg beherrschten Umgebung. Und so treffen im Wien des Jahres 1948 zwei junge Menschen aufeinander, die zwar aus konträren Welten stammen, jedoch durch ihre Liebe zur Sprache zueinander finden.

Das spiegelt sich sowohl im Briefwechsel an sich, als auch in den Gedichten, die beide für den anderen bzw. erst möglich durch die Beziehung zum anderen erschaffen. So stellt der Briefwechsel zwischen 1948 und 1967 einen sehr intimen Einblick in die ausgesprochen wechselhafte, aber auch wechselwirksame Beziehung, Freundschaft, Liebschaft von IB und PC dar. Näher kann man ihnen selbst in ihren Werken nicht kommen. Tief berührt lese ich von Liebe, Zuneigung, Sehnsucht, die sich quält durch räumliche und historische Distanz. Traurig stimmt mich vor allen Dingen, wie gebunden die beiden Dichtergrößen in ihrem Alltag, ihrem Dasein verharren mussten. Oft wirkt es auferlegt durch Pflichterfüllungen, durch Existenzängste. Wie die berühmten Königskinder, die nicht zueinander kommen konnten, streben IB und PC wie Sterne in unterschiedlichen Bahnen aufeinander zu, um kurz darauf wieder auseinander zu driften.

Gerade Paul Celan leidet schmerzlich unter den Plagiatsvorwürfen von Seiten Claire Goll. Er kämpft gegen eine auch damals schon allmächtige Kraft; die Presse. Plattform für Parolen und Meinungen, die oft um der Diskussion willen publiziert werden, wenig hinterfragt und doch manifestiert, wenn sie einmal gedruckt wurden.

Auch die mittlerweile erfolgreiche Autorin Ingeborg Bachmann sowie zahlreiche befreundete Autoren erreichen mit ihren Einwürfen nicht die Linderung, die Celan helfen oder befreien könnte.

So endet die Liebe, die Freundschaft und viel zu früh beider Leben unerfüllt. Doch haben Bachmann und Celan jeder für sich ein Lebenswerk hinterlassen, welches sie durch ihr Lieblingsmedium Sprache immer wieder ins Zimmer treten lässt.

Das Buch selbst gliedert sich in die chronologische Abfolge des Briefwechsels zwischen Ingeborg und Paul. Es folgt der Briefwechsel zwischen Paul und Max Frisch, der von 1958 bis 1962 mit Ingeborg eine Beziehung führte sowie die Korrespondenz zwischen Bachmann und Gisèle Celan-Lestrange, Ehefrau von Paul Celan. Abbildungen aus dem Leben von IB und PC, von Briefen oder Zeichnungen GCL's. Kommentare der Herausgeber, eine Zeittafel sowie die mit vielen weiteren Informationen und Erklärungen versehenen Stellenkommentare.

Eine sehr intensive Lektüre, die Einblicke in die Leben zweier in ihren Sehnsüchten gebundenen Menschen bietet. Zudem ein Stück Geschichte, mit viel Feingefühl und Kenntnis zum Leben erweckt aus Erinnerungen, Dokumenten und Nachlässen.

Cover des Buches Briefwechsel (ISBN: 9783518412190)
J

Rezension zu "Briefwechsel" von Bertrand Badiou

Nur in der Kunst gelungen
jamal_tuschickvor 11 Jahren


Eine von Prüfungen erschütterte Liebe verband den Dichter der „Todesfuge“, Paul Celan  (1920 – 1970), mit der Künstlerin Gisèle Celan-Lestrange (1927 – 1991). Sie vollzog sich im Schatten der großen Nähe zwischen Celan und Ingeborg Bachmann. Sie wurde überschattet auch von der seelischen Zerrüttung des Lyrikers aus der Bukowina, der erst in den späten vierziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts in Paris einen Ort zum Leben fand. „Zu leben“ taucht als große Beschwörung immer wieder in den Briefen auf, die Celan an Gisèle Celan-Lestrange schrieb.

Das Paar begegnete sich 1951 und heiratet drei Jahre später. Gisèle, eine Tochter aus gutem Haus, ist von dem Dichter, der sich als Lehrer an der Ecole Supérieur erhält, bis zur Selbstaufgabe eingenommen. Sie wähnt sich in einer Liebe „außerhalb jeder Logik“. Dem Angebeteten sichert sie zu: „Du hast schon eine Lebensblume für mich geschaffen“. Celan reagiert zunächst aus einer überlegenen Position. Weltmännisch führt er die Angst an, „die immer gegenwärtig ist, wenn sich das Herz gefährlich einmischt“. Bald nimmt Gisèle sich seiner mit fürsorglichen Absichten an: „Ich möchte dich gegen alle Boshaftigkeiten des Lebens verteidigen“. Sie teilt Celans Groll auf Claire Goll, die den Dichter des Plagiats bezichtigt und nach seiner Auffassung bei ihm in der Kreide steht. Sie kokettiert mit ihrer Unwissenheit und unterschreibt sich als kleine Pfirsichblüte. Man muss wenig über Dichter wissen, um schon zu wissen, dass diese Variante des Rollenspiels ihnen nicht liegt. Auch Celan strapaziert seine Gisèle mit Alltagsverweigerungen. Er stellt sich ihr anheim als „Dein kleiner Mann“ und als „Ihr kleiner Poet“. Er schreibt aus Deutschland, wo er Walter Höllerer, Heinrich Böll, Siegfried Unseld und mit den heikelsten Empfindungen Martin Heidegger trifft. Als „epochal“ überliefert er ein Gespräch mit dem Philosophen im Auto. Im Übrigen gibt Celan Deutschland nicht viel. Im Verlauf der Neunzehnhundertsechziger Jahre gerät sein Leben aus den Fugen. Er bedarf psychiatrischer Betreuung. 1965 versucht der Lyriker seine Frau zu töten, 1970 ertränkt er sich in der Seine. Das sind Eckdaten eines nur in der Kunst gelungenen Lebens.

 

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