Betül Durmaz

 3,4 Sterne bei 8 Bewertungen

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Cover des Buches Döner, Machos und Migranten (ISBN: 9783451064937)

Döner, Machos und Migranten

 (7)
Erschienen am 01.11.2012

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Cover des Buches Döner, Machos und Migranten (ISBN: 9783451030116)
mariameerhabas avatar

Rezension zu "Döner, Machos und Migranten" von Betül Durmaz

Ein Lebenslauf, der sich bloß auf die Fakten beschränkt
mariameerhabavor 2 Jahren

"Wo er hinging, entzieht sich meiner Kenntnis" - Das ist fast Beamtendeutsch, fachlich, klinisch, kompliziert formuliert, eiskalt und unschön. Ich habe den Satz als Beispiel genommen, weil es deutlich zeigt, wie schrecklich die Formulierungen des Buches sind. Die Autorin beschreibt nicht, sondern protokolliert ihr Leben und das Leben einzelner ihrer Schüler, wodurch der Text nicht besser als ein Wikipedia-Eintrag ist.

Der Titel gibt an, dass die Autorin von ihrem "zartbitteren Lehrerleben" schildert, doch der Anfang ist nur ihrer Familie gewidmet, in der sie berichtet, wie sie nach Deutschland (zuerst nach Österreich) ausgewandert sind. Es war interessant, aber die Formulierungen so schrecklich, dass man nicht mitfühlen konnte. Wenn jemand starb, jemand weinte, Angst hatte, wütend wurde, wenn einer der Personen etwas fühlte, wurde das Gefühl in ein Wort in einem einzigen Satz gepackt und danach wie eine lästige Angelegenheit fortgewischt. Es wurde nicht zartbitter, es war einfach nur da, um schnell wieder vergessen zu werden.

Der Anfang mit ihrer detaillierten Familiengeschichte hat im späteren Verlauf gar keinen Einfluss auf die drauffolgenden Ereignisse. Der Vater, die Mutter und auch nicht der Bruder bekommen keinen weiteren Auftritt mehr, sodass man sich fragen muss, wieso man das alles gelesen hat, wenn es gar keine Bedeutung für die Handlung besitzt. Ich habe das Buch auch nicht in der Erwartung gekauft, dass ich die Lebensgeschichte der Autorin kennenlernen würde, sondern mehr von ihrer Lehrerschülerbeziehung als Migrantin wissen wollen.

Im zweiten Abschnitt, in der die Probleme der Schüler geschildert werden, macht sie aus den einzelnen Episoden ihrer Figuren eine Art Personenbeschreibung, die einen Lebensabschnitt einer Figur in Kurzform schildert und danach links liegenlässt. Aufkommende Konflikte, die für Spannung sorgen könnten, werden einfach im Keim erstickt und jeder Schüler und Schülerin ist dazu verdammt, nach fünf Seiten aus der Handlung rausgeworfen zu werden.

Sogar wenn man einen Moment lang das Leben eines Schülers als Interessant empfindet und deutlich mehr von ihm erfahren möchte, gönnt das die Autorin dem Leser das nicht, sondern lässt die Figur nach ihrem beschränkten Auftritt wieder verschwinden.

So erfährt man nichts von ihrem "zartbitteren Lehrerleben", denn sogar in ihrer Rolle als Lehrerin kann sie sich nicht entfalten, weil sie alles nur anschneidet und keinen Moment lang sich in einen Konflikt vertieft. Auch in ihrem eigenen Leben werden die Konflikte nicht bearbeitet, interessante Momente werden kurz angeschnitten und dann wieder weggeworfen, als wollte sie vor uns ein Geheimnis bewahren, dabei habe ich mich genau darauf gefreut. In einer Szene wird die Lehrerin darauf aufmerksam gemacht, dass sie nicht Türkisch in der Schule reden soll und sie quittiert es damit, dass sie türkisch mit einer Türkischlehrerin spreche und sie die beiden Sprachen beherrscht. Wie die andere Person auf diese Aussage reagiert, liest man nicht und genauso wenig, was darauffolgt. Es verschwindet einfach aus dem Text. Wieso macht man so etwas? Wieso zeigt sie uns das nicht? Wieso mischt sie die Geschichten der Figuren nicht untereinander und macht daraus eine ganze Geschichte?

Der Titel ist toll gewählt und auf mich suggeriert, dass ich ein Teil von ihrem Lehreralltag als Migrantin lesen werde, aber sie lässt sich nicht wirklich drauf ein. Dass sie eine Migrantin ist, spielt absolut keine Rolle. Eine andere Person ohne diesen Hintergrund hätte es wahrscheinlich nicht anders erzählt und erlebt, so dass auch dieses Detail seine Bedeutung einbüßt.

Das Buch ist schlecht. Wirklich schlecht. Es funktioniert nicht, sondern ist bloß ein Bericht, der verschiedenen Themen anschneidet, ohne auf eines davon einzugehen. Ein Zeitungsartikel besitzt mehr Tiefe, ein Facebookeintrag mehr Emotionen, eine Werbunganzeige mehr Kraft.

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