Cover des Buches Vor mir die Sterne (ISBN: 9783746632292)
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Rezension zu Vor mir die Sterne von Beth Harbison

"Vor mir die Sterne" von Beth Harbison

von Nelly87 vor 8 Jahren

Rezension

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Nelly87vor 8 Jahren

Fast jeder Leser hat so seine Umstände bei Büchern, bei denen er immer zuschlägt, wenn sie thematisiert werden. Bei mir gehören „Was wäre, wenn…“-Geschichte eindeutig dazu. Zeitreisen, alternative Leben… da schlägt mein Herz höher. Als ich daher den Klappentext zu Vor dir die Sterne gelesen hatte, war schon klar, dass ich diese Geschichte lesen musste. Das Gefühl, das sich nach dem Lesen eingestellt hat, kannte ich allerdings schon. Wo man geht und steht nur positive Rezensionen. Und dann fiel mir das Buch in die Hände…

Vor mir die Sterne | Beth Harbison
Aufbau Verlag | 2016 | 395 Seiten | Einzelband
Original: If I could turn back time | übersetzt von: Corinna Rodewald
erhältlich als: TaschenbucheBook

Der Inhalt

Kurz vor ihrem 38. Geburtstag gerät Ramie Phillips in die Krise: Zwar hat sie alles, was sie immer wollte – eine Karriere, tolle Freunde, ein Leben im Wohlstand –, aber wann hat sie eigentlich aufgehört, an die Liebe zu glauben? Und welche Rolle spielte dabei der Tod ihres Vaters? Als sie nach einem Unfall wieder zu sich kommt, ist Ramie plötzlich wieder 18 Jahre alt – und kann alle Entscheidungen von damals mit dem Wissen von heute erneut treffen. Doch die Frage, welcher Weg sie zu ihrem Glück führen wird, ist immer noch nicht viel leichter zu beantworten. [ Quelle: Aufbau ]

Die Geschichte

Ramie ist mit ihren Freunden auf einer Yacht vor der Küste von Miami. Gemeinsam mit den wichtigsten Menschen in ihrem Leben möchte sie ihren 38.Geburtstag feiern. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Auf der Party eröffnete eine von Ramis besten Freundinnnen, dass sie schwanger ist und plötzlich wird Ramie selbst klar, dass sie bald 40 wird, nicht verheiratet ist und auch Kinder kein Thema sind. Nach dem einen oder anderen Gläschen zuviel wird sie leichtsinnig und hechtet von der Yacht ins Meer, wobei sie sich schlimm den Kopf stößt. Sie verliert das Bewusstsein und als sie wieder aufwacht, ist sie plötzlich wieder 18.

Ich hatte mir doch nie gewünscht, ich könnte die Zeit zurückdrehen und wieder jünger sein. Ich gehörte nicht zu denen, die ständig der Vergangenheit hinterhertrauerten. Zugegeben, es hatte sich ziemlich gut angefühlt, ohne Schmerzen aus dem Bett zu steigen, damit hatte ich nicht gerechnet. Doch mein Spiegelbild gab mir vor allem das Gefühl, die Zeit wäre verstrichen, ohne dass ich es gemerkt hätte.

Ich kann es nur nochmal sagen: ich liebe „Was wäre, wenn…“-Geschichten. Ramie bekommt die Möglichkeit, einige Entscheidungen in ihrem Leben anders zu treffen, als sie sie tatsächlich getroffen hat. Sie versucht auch, den Tod ihres geliebten Vaters zu verhindern. So gesehen hätte das ein tolles Buch werden können. Aber die Story hat sich so dahingeschleppt und konnte mich einfach nicht fesseln.

Die Charaktere

Ramie ist ein Bilderbuchbeispiel für die toughe Karrierefrau. Schon als Teenager hatte sie eine Vorliebe für Zahlen und Mathematik. Da war ihr Beruf als Investmentbankerin eigentlich nur die logische Schlussfolgerung. Bisher dachte sie auch immer, dass ihr Leben damit ausgefüllt ist. Wirklich vermisst hat sie eigentlich nichts. Auch in Liebesdingen empfand sie ihre Unabhängigkeit bis zum Yachtunfall als eher befreiend als unbefriedigend. Doch als ihre Freundin dann verkündet, dass sie schwanger ist, fängt Ramie an, auch über ihr eigenes Leben nachzudenken. Und kommt zu dem Schluss, dass sie doch die eine oder andere falsche Entscheidung getroffen hat.

Anfangs dachte ich, dass Ramie eigentlich ganz liebenswert ist. Doch recht schnell ist sie mir mit ihrem extremen Egoismus wirklich auf die Nerven gegangen. Was fällt ihren Freundinnen auch ein, schwanger zu werden, wo sie doch noch gar nicht an Kinder gedacht hat. Und ihr schwuler bester Freund, der eigentlich glücklich verheiratet ist, hat gefälligst in erster Linie für sie da zu sein. Denn scheinbar ist Ramie der Nabel der Welt.
An vielen Stellen hatte ich nicht das Gefühl, eine 38-Jährige in einem jungen Körper vor mir zu haben, sondern einfach nur eine stinknormale Teenagerin. Das hat der Geschichte natürlich viel von seinem Potenzial genommen.

Der Schreibstil

Mit Beth Harbisons Schreibstil bin ich irgendwie nicht so ganz klar gekommen. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass aus der Idee des Buches zu wenig gemacht wurde. Die Probleme, die sich eigentlich naturgemäß schon aus Zeitreisen ergeben, werden gar nicht oder nur sehr oberflächlich angekratzt. Auch scheint Ramie trotz 20 Jahre Altersunterschied gar keine großartigen Probleme mit der Situation zu haben. Sie findet sich einfach darin ein. Vor allem was ihre „Beziehung“ zu ihrem Jugendfreund angeht, da hätte ich doch mit einigen Skrupeln gerechnet.

Ich meine nur, ich habe gespürt, dass dich etwas bedrückt, aber ich wollte sich nicht drängen, denn das Schlimmste, was man tun kann, wenn jemand um sein Gleichgewicht kämpft, ist, ihn zu drängen.

Aber auch sonst konnte mich Harbisons Schreibe nicht recht begeistern. An vielen Stellen hatte ich einfach das Gefühl, dass die Autorin immer dann, wenn es spannend geworden wäre, eine andere Richtung einschlägt. Die Bedenken von Ramie sind immer die gleichen und Harbison wurde nicht müde, diese immer wieder zu wiederholen. Es machte im Gesamtbild einfach einen sehr holprigen Eindruck. Hat mir leider nicht so gut gefallen.

Das Ende

Zum Schluss kam es nochmal zu einem ordentlichen Schnitt in der Story. Ob man sowas gut finden möchte, ist wohl Geschmackssache. Mich hat dieser Bruch allerdings total aus dem Konzept gebracht. Mir kam es vor, als hätte Harbison plötzlich doch noch etwas Schwung miteinbringen wollen, wusste aber nicht, wie…
Dagegen war die Auflösung nachher ganz gelungen. Ich hab mir einigen Szenarien selbst schon überlegt, wie die Story wohl ausgeht, muss aber ehrlich sagen, dass ich auf das tatsächliche Ende gar nicht gekommen bin. Das spricht doch für sich. Auf etwas Kitsch muss man sich aber auch einstellen.

Mein Fazit

Ich hab wirklich nichts gegen ein Buch mit Ecken und Kanten. Allerdings kann ich nichts mit unausgereiften Erzählsträngen und unsympathischen Protagonisten anfangen. Vor mit die Sterne war mir einfach zu oberflächlich und konnte mich aufgrund dessen auch einfach nicht fesseln. Die Reaktionen von Ramie waren jenseits von allem, was irgendwie nachvollziehbar gewesen wäre und eine geniale Idee wurde kaum aufgegriffen.

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