Das Bilderbuch von Bethanie Deeney Murguia stellt die alles entscheidende Frage schon im Titel: „Glaubst du an Einhörner?“
Einhörner gibt es nicht. Das ist bereits bei Kindergarten-Kindern die übliche Annahme im Sinne des allgemeinen Menschenverstands. Aber vermutlich würden wir uns alle ein Bisschen mehr Magie im Leben wünschen, und da wäre die Existenz von Einhörnern schon irgendwie hübsch!
Wenn also ein Wesen, das aussieht wie ein Pferd, mit einem großen roten Zylinder aus dem Stall tritt, könnte unter dem Hut dann nicht vielleicht ein Horn verborgen sein? Und damit wäre das Pferd kein Pferd mehr, sondern ein Einhorn! Über die Seiten entspinnt sich ein kleiner Dialog: Könnte das wirklich sein? Und dann nimmt das Tier seinen Hut ab, aber auch das liefert keine eindeutige Lösung. Dafür kann man dann prima mit den Kindern ein kleines Suchspiel anfangen.
Eigentlich eine ganz schlichte Geschichte, bei der die Sprache bereits schon von Dreijährigen verstanden werden kann. Wie bei vielen grandiosen Bilderbüchern gestaltet sich jedoch auch „Glaubst du an Einhörner?“ viel komplexer, als es auf den ersten Blick scheint. Die Existenz von Einhörnern erschließt sich nämlich nicht dem Instrumentarium von Wahrnehmung und Beweis, wie sie die Wissenschaft fordert. Es geht um den Glauben, und das ist die Sphäre von Religion und Kunst, genau wie die Fantasie, die ja auch dort hineinfällt. Wissenschaft, Religion und Kunst sind nämlich völlig verschiedene Systeme, für die unterschiedliche Gesetze gelten (Luhmann lässt grüßen). So kann in dem einen wahr sein, was im anderen falsch ist.
Die witzigen, sehr klaren Illustrationen von Murguia setzen dem ganzen die Krone auf. Das Einhorn (oder Pferd) stolziert mit so hoch erhobenem Kopf durch die ganze Geschichte, als wollte es uns sagen: Ist mir doch egal, was du von mir denkst!
Fazit
Dieses witzige, tiefgründige Kinderbuch gibt schon den Kleinen eine Ahnung davon, dass unsere menschliche Begeisterung für Fakten und die für Phantasie prima nebeneinander funktionieren. 5 von 5 Sternen.