Auf euch wartet ein sehr emotionales Bilderbuch in dem der kleine Emil einen Fehler begeht, versucht es zu verheimlichen, ein schlechtes Gewissen hat, dann aber seine Schuld/sein Fehlverhalten eingesteht
-eine Geschichte mit unterschiedlichen Gefühlen-
Für Kinder ab 4 Jahren
Kennt ihr das, ihr seht an der Holzdecke, in den Wolken oder auch einfach an einer Wand etwas, was vor euerem innen Auge zu einer Figur, einem Gesicht wird?
Genauso geht es Emil, der eigentlich in seinem Bett eine Mittagsstunde machen soll. Doch als er an der Wand einen Kratzer entdeckt sieht dieser für ihn aus wie ein lachender Mund. Zu einem lachenden Mund gehört doch aber auch eine Nase und Augen, so dass ein lachendes Gesicht entsteht. Die Idee lässt ihm keine Ruhe und obwohl er eigentlich in der Mittagsstunde im Bett bleiben soll und obwohl er sehr genau weiß, dass man nicht an die Wand malen darf, hangelt er sich (ohne das Bett wirklich zu verlassen) zum Schreibtisch und holt sich einen Stift.
Ihr ahnt es. der lachende Mund wird zum lachenden Gesicht.
Doch als das Gesicht fertig ist bekommt Emil ein schlechtes Gewissen. Er durfte nicht an die Wand malen. Man malt nicht an die Wand. In den Bildern sehen wir wunderbar, wie sehr Emil mit seinem Verhalten hadert und überlegt, was er tun kann. Zunächst malt er einen Rahmen um das Gesicht. So soll es wie ein Bild aussehen und fällt vielleicht nicht auf.
Doch die Linien sind nicht gerade, so dass es nun noch mehr aussieht wie ein Gesicht. Anschließend versucht er alles wieder wegzuwischen, doch damit verschmiert er die Farbe des Filzstiftes und alles sieht noch viel schlimmer aus als zuvor. Emil bekommt richtig Angst. Seine Mutter würde bestimmt sehr böse werden. Das wollte er verhindern. Und entgegen der Absprache die Mittagsstunde im Bett zu verbringen, steht er auf und versucht das Gesicht mit Dingen zu verdecken. Das Gesicht ist recht hoch an der Wand und alles, was Emil auf sein Bett stellt, reicht erst einmal nicht um es zu verdecken. So stapelt er alles, was er so finden kann in seinem Bett zu einem richtigen Berg auf und versteckt sich selbst unter dem Bett. Als die Mutter ins Zimmer kommt wundert sie sich natürlich. Sie sucht Emil und als sie sich aufs Bett setzt stürzt der Berg aus Spielzeug in sich ein und das Gesicht ist wieder zu sehen.
Als die Mutter ihn fragt ob er mit Filzstift an die Wand gemalt hat, leugnet er erst, doch dann rückt er mit der Wahrheit raus. Die beiden führen ein intensives Gespräch, in dem sich Emil entschuldigt und die Mutter ihm vergibt. Emil bekommt zwar eine kleine Strafe aber das Wichtigste ist das Emil seine Schuld eingestanden hat und nicht mehr mit der Lüge leben muss. Im Geschichtenverlauf erfahren wir später auch noch, wie Emil seiner Mutter von seinen Gefühlen und dem ganzen Schlamassel erzählt. Seine Mutter bietet ihm an mit ihrem Zauberschwamm das Bild wieder wegzuwischen und damit ist die Welt dann auch wieder in Ordnung.
Betsy Childs Howard erzählt hier eine unglaublich wichtige Geschichte. Kinder werden sich bestimmt in Emil hineinversetzten können. Es geschehen im Leben immer wieder Dinge, wo eins zum anderen kommt und man sich falsch verhält. Selbst Emils Mutter gibt zu, dass sie Fehler macht. Niemand ist unfehlbar, jeder macht mal Fehler, wichtig ist, dass man seine Schuld eingesteht und entschuldigt.
Besonders wichtig sind in diesem Bilderbuch die sehr ausdrucksstarken Illustrationen von Samara Hardy. Durch sie können selbst jüngere Kinder dem Geschichtenverlauf wunderbar folgen. Das Hauptmerkmal jedoch liegt auf der Ausdrucksstärke der Mimik und Gestik. Hier kann jeder wunderbar miterleben, wie es zu dem ganzen Schlammassel kommt und wie sich Emil innerhalb der einzelnen Situationen fühlt. Emils Gesichtsausdrücke sprechen Bände, was man wiederum sehr gut nutzen kann, um mit Kindern über Emils Verhalten zu sprechen. Mit einer gezielten Fragestellung ist es möglich Kinder zu animieren ihre Gedanken und Eindrücke und Interpretation des Geschehens zu erzählen. So setzt ein Reflexionsprozess ein, der nicht nur das Geschehen widerspiegelt, sondern oft auch dazu inspiriert Parallelen zu eigenem Verhalten, zu eigenen Erfahrungen zu ziehen. Hier kann man dann sehr gut mit weitergehenden Fragen (vielleicht auch in einer Gruppe mit Unterstützung anderer Kinder) einen Denkprozess einleiten, der letztendlich dem Kind (oder auch in der Gruppe allen Kindern) Lösungsvorschläge an die Hand gibt, wie sie sich in ähnlichen Situationen, wie der von Emil verhalten können.
Wichtig ist die Schuld einzugestehen, sich zu entschuldigen.
Wichtig ist auf der anderen Seite aber auch das Verzeihe.
In dieser zauberhaften, ausdrucksstarken Geschichte zeigen Emil und seine Mutter wie es geht.
"Emil und das Bild an der Wand" ist ein Bilderbuch aus dem Programm von Verbum Medien.
Verbum Medien ist ein christlicher Verlag, der es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht hat Kindern durch Bilderbuchgeschichten Werte und christlichen Glauben zu vermitteln.
Ich weiß, dass einige meiner Leser ihre Kinder ohne einen Bezug zu Gott aufwachsen lassen. Ich weiß aber auch, dass viele meiner Leser sich zuvor eigentlich keine Gedanken darüber gemacht haben, ob sie ihrem Kind Bücher vorlesen in denen Gott erwähnt wird, in denen Gottes Worte Botschaften Grundlage einer Geschichte sind. Und ich weiß, dass sehr viele meiner Blogleser Erzieher*innen in christlichen Einrichtungen sind.
Es gibt Bilderbücher, wie das über Emil, die sind einfach wertvoll in dem, was sie erzählen und vermitteln. All denen, die keine Geschichte vorlesen möchten in denen Gott erwähn wird möchte ich dennoch dieses Bilderbuch ans Herz legen, denn es ist ohne weiteres möglich die wenigen Passagen im Buch, in dem wir diesen Bezug haben, wegzulassen, ohne die Geschichte an sich zu verfälschen.
Bei diesem Buch gibt es aber noch eine Besonderheit.
Manchmal ist es wesentlich besser eine Geschichte orientiert am Text zu erzählen ohne alles genauso wie im Buch vorzulesen.
Das macht man z.B., wenn die Geschichte in weiten Teilen zu lang ist, oder viel abschweift vom Wesentlichen.
Hier würde ich auch eine Mischung aus Vorlesen und Erzählen wählen, denn es gibt durchaus einige wenige Sätze, die für Kinder vielleicht befremdlich sein können.
Damit ihr wisst um welche es geht, möchte ich sie hier herausstellen, um gleichzeitig auch zu zeigen, dass man sie verändern kann.
Ihr erinnert euch, ich habe euch erzählt, dass Emil eine Mittagsstunde machen soll. Viele Kinder kennen das. In den Familien und auch Kitas wird diese Mittagsruhe unterschiedlich gehandhabt. Bei vielen ist es wichtig, dass die Kinder (nur) in ihrem Zimmer bleiben und ruhig sind. Bei anderen sollen die Kinder wirklich einen Mittagsschlaf machen. Bei anderen ist es so, dass sie.....
Egal was in Kita und Familie angedacht ist es spielt hier in der Geschichte, in der es um Fehler machen, Schuld eingestehen und Verzeihen geht nicht die primäre Rolle, was Emils Mutter bestimmt.
Emil soll während der Mittagspause nämlich nicht nur in seinem Zimmer, sondern auch in seinem Bett bleiben.
In der Geschichte heißt es: "Emil durfte sein Bett während der Mittagspause eigentlich nicht verlassen." (Zitat) Viele Kinder können das nicht nachvollziehen, weil sie es selbst nicht müssen und auch nicht kennen.
Wir können aber auch einfach sagen, Emil soll eine Mittagsstunde machen. Wir verändern so den Inhalt, ohne die Geschichte wirklich zu verändern.
Weiter heißt es einige Seiten weiter:
"Emil, sagt sie, du warst ungehorsam, als du die Wand bemalt hast. Und als du von deinem Bett aufgestanden bist, um deine Spielsachen zu holen, ebenfalls."
Wenn euch das Wort "ungehorsam" zu streng klingt, dann sagt doch einfach: " Emils Mama fand es gar nicht schön, dass er an die Wand gemalt hat." Das reicht völlig und verfälscht ebenfalls nichts.
Hier noch die Passagen im Anriss, in denen von Gott gesprochen wird.
Wichtig: Erst nach der Kerngeschichte wird Gott erwähnt.
Beim Putzen erzählt die Mutter:
"Wenn ich sündige, möchte ich es vor Gott geheim halten. Ich möchte nicht, dass er davon erfährt. Ich möchte auch nicht mit ihm reden, weil er es sonst herausfinden könnte.
"Das ist doch Quatsch!" , sagt Emil, "Gott weiß sowieso schon alles." "Genau!" sagt seine Mama. "Wir können unsere Sünden nicht vor Gott verheimlichen.........
Etwas später heißt es dann:
Wenn wir Gott unsere Sünden bekennen, wartet er nur darauf, uns zu helfen. Gerade dafür hat er Jesus, seinen Sohn, gesandt."
Diese alles ist für alle wichtig, die ihre Kinder im christlichen Glauben erziehen. Für alle, die es nicht möchten, die lassen es einfach weg. Das ist wirklich ohne Probleme möglich.
Also bitte gebt dem Buch, das wirklich wertvoll in dem, was es erzählt ist, eine Chance.
Es gibt wenig Bilderbücher, die so konkret zeigen, dass es nicht schön ist, wenn jemand einen Fehler macht, dass es schwer fällt sich zu entschuldigen, aber dass es auch unglaublich stark und mutig ist den Fehler zuzugeben und sich zu entschuldigen.
Wir brauchen solche Bilderbücher, um Kinder in ihrer Entwicklung zu begleiten und zu stärken. Emil durchlebt viele Gefühle. Das Schuldgefühl ist hier das stärkste.
Durch seine Geschichte erleben Kinder, wie sie sich in ähnlicher Situation verhalten können. Gleichzeitig erfahren sie, dass jeder einmal einen Fehler macht, auch die Erwachsenen. Dies ist ebenfalls eine sehr wichtige Botschaft an die Kinder, die oftmals den Eindruck haben, dass die Großen unfehlbar sind.
Auf euch wartet ein wirklich schönes Bilderbuch mit detailreichen, detailverliebten Illustrationen und einer beeindruckenden Ausdrucksstärke, die auch zum Eintauchen in die Bilderwelt und ins Geschehen verführt.
Schaut selbst!