Rezension zu "Seelische Trümmer: Geboren in den 50er- und 60er-Jahren: Die Nachkriegsgeneration im Schatten des Kriegstraumas. Mit einem Nachwort von Anna Gamma" von Bettina Alberti
Bettina Alberti, Seelische Trümmer, Kösel 2010, 207 Seiten, ISBN 978-466-30866-8
Als 1954 Geborener zählt der Rezensent zu der Generation, von der in diesem bewegenden Buch zu lesen ist. Unzählige Menschen, die in den 50er und den 60er -Jahren in Deutschland geboren wurden, wuchsen mit Eltern und Großeltern auf, die auf die unterschiedlichste Weise durch den Zweiten Weltkrieg und was sie davor, währenddessen und danach persönlich erlebt hatten, geprägt waren. Viele Väter unter ihnen, durch Erlebnisse an der Front und in der Gefangenschaft abgestumpft und seelisch verkrüppelt, voller Schuldgefühle, über die sie mit niemanden reden konnten. Andere, vor allem viele Frauen, haben Schreckliches erlebt auf der Flucht vor der heranrückenden Roten Armee. Angst, Hunger, erlittene und erlebte Vergewaltigung haben deren Seelen ebenfalls zu einem Trümmerfeld gemacht, über das sich ein grauer Schleier des Schweigens legte.
Über die Mitgliedschaft in den Naziorganisationen, über die eigene Begeisterung für den Führer befragt, habe ich jedenfalls immer nur barsche Antworten bekommnen, ich solle schweigen.
Alle diese unterschiedlichen traumatischen Erfahrungen der Eltern haben Auswirkungen gehabt auf ihre nach dem Krieg geborenen Kinder. Bettina Alberti hat in ihrer Praxis als Psychotherapeutin und Körpertherapeutin in den vergangenen Jahren so viel mit Menschen aus dieser Nachkriegsgeneration zu tun gehabt, die an den Seelentrümmern ihrer Eltern selbst erkrankt sind, dass sie sich entschloss, ein Buch darüber zu schreiben.
Es ist befreiend, an vielen Stellen die eigenen Erfahrungen wieder zu finden. Ein Buch, das aber auch erklären hilft und Verständnis weckt für die Situation der Eltern, und somit einen Beitrag leistet für die Versöhnung mit ihnen, auch wenn sie vielleicht schon nicht mehr leben. Anfang und Voraussetzung für ein endlich freies eigenes Leben