Rezension
Politische Themen, gerade wenn sie nahe an der Realität angesiedelt sind, gleichen immer ein wenig einer Gratwanderung. Einerseits besitzt der Leser zumeist Vorwissen, andererseits hat er gewisse Erwartungen an die Geschichte. Bettina Kerwien gelingt es, eine mit Sicherheit nicht einfache Thematik, in ein vielschichtiges, spannendes Geflecht einzubetten, das den Leser in seinen Bann zieht.
Zu Beginn mag man sich noch gar nicht so sicher sein, dass das wirklich geschieht, denn es gibt viele Perspektiv- und Ortswechsel, somit auch eine Vielzahl an Personen, die bereits auf den ersten Seiten eingeführt werden. Leicht kann man sich von dieser Menge erschlagen fühlen, ebenso wie man möglicherweise leicht verloren dasteht, auf Grund der manches Mal verwirrenden Szenenwechsel.
Es lohnt sich jedoch am Ball zu bleiben und nicht zu früh aufzugeben, denn schon bald zeichnen sich erste Zusammenhänge ab, die im weiteren Verlauf vertieft werden. So verfolgt man voller Spannung die verschiedenen Handlungsstränge und hat bereits das ein oder andere Mal mögliche Erklärungen im Hinterkopf, wie diese nun wieder in den Zusammenhang eingepflegt werden könnten. Ob die eigenen Überlegungen sich schließlich mit den tatsächlichen decken, wird sich zeigen. Man ist schlussendlich jedoch so tief im Geschehen verankert, dass man beinahe das Gefühl hat nur den Arm ausstrecken zu müssen, um die Figuren berühren zu können.
Nicht alles wird zum Schluss bis ins allerletzte Detail aufgeklärt, so hofft man natürlich auf eine Fortsetzung, die diese Fragen aufgreift und weiterführt. „Machtfrage“ bietet einige spannende sowie lehrreiche Lesestunden, lässt den Leser aber gleichzeitig nachdenklich zurück.