»Fürchte Gott und sey lustig«: Das kurze Leben der Auguste Böhmer

Über Caroline Schlegel, Augustes Mutter, ist viel geschrieben worden. Auguste geriet darüber häufig in Vergessenheit. Das Buch versucht, anhand von Briefen ihr Leben zu beleuchten. Als Quellen dienen in erster Linie die Briefe der Mutter, dann Augustes eigene Briefe und vor allem der Briefwechsel zwischen Friedrich Schlegel und dem Kind Auguste. Die Welt der Romantiker, in die Auguste hineinwächst, bietet wenig Raum für Kindliches und lässt sie früh zur kleinen Erwachsenen werden. Goethe, Schiller, die Brüder Schlegel, Tieck, Novalis prägen ihr Leben. Früh lernt sie Krieg, Angst, Gefangenschaft, Lüge und erotische Intrigen kennen. Ihre Mutter sitzt als politische Gefangene auf dem Königstein, Auguste teilt mit ihr das Lager und alle Geheimnisse. Die Mutter ist schwanger und das Kind muss schweigen. Caroline verlangt ihrer Tochter viel ab, und das Kind besteht die Prüfung. Auch als Caroline in aller Heimlichkeit mit einem Jungen niederkommt, schweigt Auguste. Wieder einmal darf sie nicht Kind sein. Die wenigen Gelegenheiten, die Welt der Erwachsenen zu fliehen, nutzt sie nur zu gerne, wenn die Mutter sie zu den Kindern ihrer Jugendfreundin Luise Gotter schickt. Die politisch schlecht beleumundete Caroline bringt allerdings auch Gotters Familie in Gefahr und Auguste kehr zurück nach Braunschweig. Dort lebt die strenge Großmutter, die an der Erziehung des Kindes herumnörgelt. Caroline hat eine tolerante Auffassung von Erziehung und zieht die Konsequenzen. Mit Auguste reist sie nach Jena, um einen Neuanfang mit August Wilhelm Schlegel zu machen. Auch dort trifft Auguste nur Erwachsene, Gelehrte, Philosophen, Schriftsteller. Sie entwickelt sich frühreif und selbstbezogen. Doch nie klagt sie über die Mutter. Bis zur Selbstaufgabe pflegt sie Caroline in ihrer schwersten Krise und zerbricht doch selbst daran. Auguste stirbt im Alter von fünfzehn Jahren bei einem Kuraufenthalt in Bad Boklet, der ihr und der Mutter Heilung bringen sollte.